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Dekanat

„Bauen für Wohnungsgenossenschaften – Herausforderungen und Lösungen“ - Bericht zum 26. Symposium „Perspektiven für Wohnungsgenossenschaften“

v.l.n.r.: Niels Klein, Sebastian Merkle, Bernhard Hövelmeyer, Marlies Rein-Werth, Lars Geldmacher, Prof. Dr. Theresia Theurl, Prof. Dr.-Ing. Armin Just, RA Alexander Rychter, Ralf Grobe

Am 27. Oktober 2015 fand das 26. Symposium „Perspektiven für Wohnungsgenossenschaften“ des Instituts für Genossenschaftswesen der Universität Münster in Kooperation mit dem VdW Rheinland Westfalen e.V. statt. Im Rahmen der Veranstaltung referierten Spitzenvertreter aus Wohnungswirtschaft und Wissenschaft vor etwa 140 Teilnehmern über das Thema „Bauen für Wohnungsgenossenschaften – Herausforderungen und Lösungen“. Die Teilnehmer diskutierten anhand unterschiedlicher Beispiele, welche Handlungsmöglichkeiten für Wohnungsgenossenschaften bestehen, um vor dem Hintergrund standortspezifischer Rahmenbedingungen Wohnungsbau zu forcieren und Mehrwerte für ihre Mitglieder zu erzielen.

Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte RA Alexander Rychter, Verbandsdirektor des VdW Rheinland Westfalen e.V., die Teilnehmer und beschrieb die heterogenen Herausforderungen, welche die Bemühungen des Wohnungsbaus in Deutschland begleiten. Als bedeutende Kriterien, welche diesbezüglich diskutiert werden müssen, nannte Rychter die hohen baurechtlichen Standards, eine verbesserte „Baukultur“, für den sozialen Wohnbau gefördertes Bauland sowie eine Erhöhung der Umsetzungsgeschwindigkeit von Bauvorhaben. Dies leitete unmittelbar zu den Fachvorträgen der Veranstaltung über.

Im Anschluss begrüßte Univ-Prof. Dr. Theresia Theurl, Direktorin des Instituts für Genossenschaftswesen der Universität Münster die Gäste und stellte in ihrem Vortrag „Bauen, renovieren, modernisieren – Marktherausforderungen erkennen und meistern“ die verschiedenen Einflussfaktoren auf die zukünftigen Entwicklungen des Wohnungsmarktes aus Perspektive der Wohnungsgenossenschaften dar. Bezüglich der Nachfrage gilt es laut Prof. Theurl zu beachten, dass sich diese vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und der Urbanisierung stark konzentrieren und spezialisieren wird. Der Anstieg der Baukosten kann darüber hinaus in wesentlichem Maße auf strenge staatliche Auflagen, insbesondere im Bereich der energetischen Sanierung zurückgeführt werden. Vor diesem Hintergrund betonte Prof. Theurl das Alter der Immobilien in Deutschland, da 75% des Wohnungsbestandes bereits mehr als 30 Jahre alt ist. In Bezug auf die politischen Rahmenbedingungen wird darüber hinaus auf die standortabhängige Ausweisung von Bauland verwiesen, die in strukturstarken Regionen die Qualität des Immobilienangebotes und folglich auch die Mietpreise steigen lässt, während in strukturschwachen Regionen die aufrufbaren Mieten die Baukosten nicht decken können. Als Handlungsmöglichkeiten zeigt Prof. Theurl eine umfassende Analyse auf, welche die Fortschreibung des Immobilienbestandes und der potenziellen Nachfrage ermöglicht, um daraufhin eine fortlaufende Übereinstimmung dieser strategischen Größen in den Planungsprozess zu integrieren. Von besonderer Bedeutung sind in diesem Zusammenhang laut Prof. Theurl die externe Kommunikation der Wohnungsgenossenschaften, um eine starke Marktposition zu erlangen sowie die interne Kommunikation um Entscheidungen gegenüber den Mitgliedern zu begründen und diese in Umsetzungsprozesse zu integrieren.

Im Anschluss stellte Prof. Dr.-Ing. Armin Just, Professor für Bautechnik an der EBZ Business School in Bochum die Vorteile einer integralen Planung vor, durch welche langfristige Entwicklungen berücksichtigt und in Kombination mit einer modularen Bauweise unter gesenkten Kosten Qualitätsstandard erhöht werden können.

Daraufhin konnten Marlies Rein-Werth, Sprecherin des Vorstands der Düsseldorfer Bau- und Spargenossenschaft eG und deren Prokurist, Niels Klein, die Herausforderungen des wohnungsgenossenschaftlichen Bauens in strukturstarken Regionen skizzieren, während im darauffolgenden Vortrag Lars Geldmacher, geschäftsführender Vorstand der gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft Wuppertal-Mitte eG die wohnungsgenossenschaftlichen Handlungsmöglichkeiten in strukturschwachen Regionen darstellen konnte. In beiden Szenarien konnten eine hohe Qualität der Bauvorhaben und eine externe Kommunikationsstrategien als entscheidende Kriterien für einen erfolgreichen Verlauf identifiziert werden.

In den folgenden Vorträgen konnten Sebastian Merkle, MRICS, geschäftsführender Vorstand der Familienheim Schwarzwald-Baar-Heuberg eG, Ralf Grobe, Vorstand der gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft Schwerte eG und Bernhard Hövelmeyer, Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft Osnabrück eG, ihre Erfahrungswerte in den Bereichen der Modulbauweise, der energetischen Sanierung und der Strategieentwicklung genossenschaftsinterner Kommunikation vorstellen und an die Teilnehmer des Symposiums weitergeben. In allen Vorträgen wurde deutlich, dass die langfristige strategische Ausrichtung der Wohnungsgenossenschaften an dem Mehrwert ihrer Mitglieder Handlungsoptionen vor dem Hintergrund unterschiedlicher Rahmenbedingen ermöglicht.

Die nächste Veranstaltung der Reihe „Perspektiven für Wohnungsgenossenschaften“ findet am 5. April 2016 im Mövenpick Hotel in Münster statt und wird sich mit der Flüchtlings-Thematik auseinandersetzen.