Interview mit Prof. Andreas Dombret anlässlich der Verleihung des 18. Dombret-Promotionspreises
Am 15. Mai 2024 wurde an der Universität Münster zum inzwischen 18. Mal der angesehene Dr. Andreas Dombret-Promotionspreis verliehen. Ausgezeichnet wurde Dr. Moritz Gutsch für seine Arbeit "Co-Assessment of Costs and Environmental lmpacts for Low and Negative Carbon Dioxide Technologies". Mit dem Preis werden von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät solche Dissertationen geehrt, die in herausragender Weise theoretisches Wissen und wirtschaftspolitische Praxis miteinander verbinden. Finanziert wird dieser Preis von der Dr. Andreas Dombret-Stiftung. Der Initiator der Auszeichnung, Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Raymond Dombret, hat in den Achtziger Jahren an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Münster studiert und anschließend mit Stationen u.a. bei der Deutschen Bank, JP Morgan, Rothschild und der Bank of America international Karriere gemacht. Nach seiner Tätigkeit als Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank ist Andreas Dombret in die Privatwirtschaft zurückgekehrt und berät internationale Finanzdienstleister. Darüber hinaus ist er Honorarprofessor an der European Business School (EBS) in Wiesbaden und hält regelmäßig Vorlesungen an der Columbia University in New York, unterstützt die European School for Management & Technology (ESMT) in Berlin als Aufsichtsrat, ist seit vielen Jahren wissenschaftlich aktiv und Verfasser diverser Beiträge und Bücher.
Wir freuen uns sehr, dass Prof. Dombret als Stifter auch diesmal persönlich bei der Preisverleihung anwesend war, und haben die Gelegenheit genutzt, mit ihm über sein Engagement und sein Studium in Münster zu sprechen.
1. Lieber Professor Dombret, bereits seit 2007 wird an unserer Universität Ihr Promotionspreis für Dissertationen mit besonders gelungener Verbindung von Theorie und Praxis verliehen. Zukünftig wird die Auszeichnung sogar zweimal im Jahr, also pro Semester, vergeben. Was waren Ihre Beweggründe dafür und welche Relevanz hat ein solcher Preis in der heutigen Zeit?
Die von mir sehr geschätzte damalige Dekanin Theresia Theurl und ich haben den Plan für diesen Promotionspreis gemeinsam entwickelt. Solch ein Preis fehlte damals in Münster, und es verstand sich von selbst, dass ich meine Alma Mater dabei unterstütze. Der Promotionspreis gehört inzwischen fest zur Wirtschaftswissenschaften Fakultät - er ist fast ein wenig zur Tradition geworden. Und mir persönlich gibt er die Gelegenheit, regelmäßig nach Münster zurückzukehren, was mich sehr freut, schließlich fühle ich mich der Stadt immer noch sehr verbunden. Außerdem bin ich so viel mehr auf dem Laufenden, was sich an meiner ehemaligen Universität so alles tut. Zu der Zeit, als ich in Münster studiert habe, war die Lehre Spitze, während Vortragende aus der Praxis doch eher selten waren. Meine Motivation, einen Preis für die Praxisrelevanz einer Promotion zu unterstützen, ist genau dieser damaligen Situation entsprungen und soll ein wenig dazu beitragen, neben anspruchsvollen wissenschaftlichen Inhalten die Bedeutung einer Promotion für die Praxis nicht aus den Augen zu verlieren. Damit ist meines Erachtens auch die Relevanz des Promotionspreises gesichert, denn welcher Arbeitgeber stellt nicht gerne Jemanden ein, der von seiner Hochschule für den Praxisbezug seiner Doktorarbeit ausgezeichnet wurde …
2. Sie sind uns seit vielen Jahren durch Ihr Engagement für die Studierenden, aber auch als Mitglied in unserem Advisory Board verbunden. Was zeichnet die Wirtschaftswissenschaften an der Uni Münster heute für Sie aus?
Für die Münsteraner Wirtschaftswissenschaften engagieren sich viele Ehemalige. Und das ist auch gut so. Im Advisory Board sind einige von ihnen vertreten, und ich würde mich wünschen, wenn sich über kurz oder lang sogar noch mehr Alumni für eine Mitarbeit im Advisory Board interessieren würden. Seit meiner Zeit hat sich die Universitätslandschaft in Deutschland doch sehr verändert - denken Sie nur an die gestiegene Anzahl aufgrund des Zutritts vieler angesehener privater Hochschulen. Deshalb ist es meiner Meinung nach sinnvoll, wenn sich Ehemalige für ihre Alma Mater einsetzen, denn der Wettbewerb unter den Universitäten ist signifikant größer geworden. Wir Ehemaligen haben der Universität Münster viel zu verdanken, da darf man auch gerne einmal etwas zurückgeben.
3. Sie haben selbst an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät studiert und waren danach auch international beruflich sehr erfolgreich. Inwiefern konnten Sie dabei von Ihrem Studium in Münster profitieren?
Zu meiner Zeit waren die Vorlesungen ausnahmslos auf Deutsch, was sich inzwischen deutlich geändert hat. Und dies ist angesichts einer immer globalisierteren Wirtschaft auch sinnvoll und notwendig, um überregional wettbewerbsfähig und für internationale Studierende attraktiv zu sein. Als ich mich Ende der Achtziger Jahre im Ausland beworben habe, war meine Universität international noch nahezu unbekannt, was nicht besonders hilfreich war. Ohne Frage konnte ich vom Studium in Münster aber dennoch sehr profitieren und möchte mein Studium für nichts in der Welt missen. Die wichtigere Frage ist nach meiner Überzeugung aber nicht die nach der Vergangenheit, sondern vielmehr eine in die Zukunft gerichtete: Würden die Ehemaligen, die vermutlich ähnlich begeistert von ihrem Studium in Münster waren und sind wie ich, ihre Alma Mater heute ihren Kindern und Enkeln ans Herz legen? Es geht zum Beispiel um Rekrutierungen für interessante, gut dotierte Jobs, wo Münster aktuell noch nicht so oft genannt wird wie andere Hochschulen. Hieran, das weiß ich, arbeitet man sehr intensiv in Münster, um noch deutlicher zu zeigen, dass es auch hier spannende Unternehmen und Karriereperspektiven gibt.
4. Was möchten Sie den heutigen Studierenden mit auf den Weg geben: Welche Skills braucht es aus Ihrer langjährigen Erfahrung, um Karriere zu machen?
Skills sind natürlich von Student:in zu Student:in unterschiedlich. Ich persönlich finde es hilfreich, wenn einem das Studium Freude macht und man schon möglichst früh weiß, wo man beruflich hin will. Dann kann man sich nämlich mit Praktika und einer entsprechenden Fächerwahl besser auf den künftigen Beruf vorbereiten. Aber bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Das ist kein “must”, vielmehr ein “nice to have”.
5. Um es abschließend noch einmal kurz zusammenzuführen: Wie würden Sie das Studium in Münster in drei Stichpunkten beschreiben?
1. Grundlage und wichtiges inhaltliches Rüstzeug für den Berufsweg.
2. Der Start vieler Freundschaften fürs Leben.
3. Eine (relativ) unbeschwerte Zeit, die es so in dieser Form nicht so schnell wieder geben wird.
Lieber Professor Dombret, wir bedanken uns ganz herzlich für das Gespräch.
Weitere Informationen über den Dombret-Promotionspreis finden Sie hier.
Stifter Prof. Dombret (Mitte) im Gespräch mit dem aktuellen Preisträger Dr. Gutsch (rechts) und Dekan Prof. Langer (Foto: Victoria Hoch)