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„The show must go on“ – virtuelle Sportveranstaltungen als Alternative zu klassischen Wettkämpfen

Foto: © ZWIFT.com

Die Corona-Pandemie hat das Zusammenleben weltweit drastisch verändert. Social Distancing, Reisebeschränkungen, vorübergehend geschlossene Schulen, gefährdete Arbeitsplätze und ein erhöhter Bedarf an medizinischer Versorgung sind nur einige der durch das Virus verursachten Auswirkungen. Auch in dieser schwierigen Zeit bleibt es sowohl für Hobby- als auch für Profisportler wichtig, trotz vieler Einschränkungen aktiv zu bleiben. Profisportler sind zudem darauf angewiesen, an Wettkämpfen teilzunehmen, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Es wird jedoch häufig betont, dass die Risiken einer Ansteckung bei der Teilnahme an Sportarten, die ein gewisses Maß an körperlichem Kontakt beinhalten, groß sind. Eine besonders große Gefahr stellen Sportveranstaltungen dar, die eine Vielzahl an Besucherinnen und Besuchern anlocken. Aufgrund des Ansteckungsrisikos wurden zahlreiche Sportveranstaltungen seit Ausbruch der Pandemie abgesagt. So wurden sowohl die Olympischen Sommerspiele in Tokyo als auch die Fußball Europameisterschaft, die ursprünglich im vergangenen Jahr stattfinden sollten, in den kommenden Sommer verschoben, während Veranstaltungen wie das prestigeträchtige Tennisturnier Wimbledon oder das Radsportrennen Paris-Roubaix abgesagt wurden.

In unterschiedlichen Lebensbereichen haben sich in den vergangenen Monaten digitale Lösungen durchgesetzt, die eine Kommunikation im Zuge der alltäglichen Arbeit oder auch im Rahmen virtueller Lehrveranstaltungen ermöglichen. Der sportliche Bereich ist von dieser Entwicklung jedoch weitgehend ausgenommen. Eine neuartige Anwendung soll es Nutzerinnen nun allerdings ermöglichen, sich körperlich zu betätigen und miteinander zu interagieren, während sie sich in einer virtuellen Welt bewegen. Im Rahmen des Online Cycling Games ZWIFT können Sportlerinnen und Sportler ihr Fahrrad über einen sogenannten Smart Trainer mit der ZWIFT-Anwendung verbinden. Durch mehrere Sensoren wird die Leistung der Nutzerinnen und Nutzer auf einen Avatar innerhalb einer virtuellen Welt übertragen. Hierdurch können sie virtuell mit andern Usern trainieren oder sogar an gemeinsamen Rennen teilnehmen. Neben einer stetig wachsenden Anzahl an Usern hat ZWIFT mit der ersten virtuellen Tour de France bereits den Weg in den Spitzensport gefunden.

In einer aktuellen Studie untersuchen Dr. Daniel Westmattelmann, Jan-Gerrit Grotenhermen, Marius Sprenger und Prof. Dr. Gerhard Schewe vom Lehrstuhl für für BWL, insbesondere Organisation, Personal und Innovation, ob sich die erbrachten Leistungen der Athleten im Rahmen virtueller Veranstaltungsformate den Leistungen entsprechen, die in traditionellen Veranstaltungen erbracht werden. Außerdem untersuchen sie, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten Sportlerinnen und Sportler zwischen den beiden Formaten wahrnehmen und wie sie diese Unterschiede bewerten.

Ein Vergleich von Leistungsdaten aus virtuellen Profirennen mit Daten aus professionellen Straßenrennen zeigt, dass die erbrachten Leistungen der Athleten weitgehend vergleichbar sind. Außerdem kommen die Autoren auf Basis halbstrukturierter Interviews mit elf Radprofis zu dem Ergebnis, dass die Flexibilität und Reichweite des virtuellen Sports von den Sportlern sehr positiv bewertet wird, während mögliche Manipulationen durch falsche Leistungs- oder Gewichtsangaben Bedenken schüren. Die Autoren kommen dennoch zu dem Ergebnis, dass virtuelle Sportveranstaltungen geeignet sind, realistische und ernsthafte Wettkämpfe während der Pandemie und darüber hinaus durchzuführen. Anwendungen wie ZWIFT könnten eine wichtige Rolle bei der Verringerung der Ausbreitung der aktuellen und zukünftigen Pandemien spielen. So können sie Nutzerinnen und Nutzern dabei helfen, mit der herausfordernden Situation besser umzugehen, indem sie eine digitale Trainingsalternative erhalten.

Die Studie trägt den Titel „The show must go on - virtualisation of sport events during the COVID-19 pandemic“. Sie ist im European Journal of Information Systems erschienen und über den folgenden Link abrufbar: bit.ly/2OtaF9D