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Dekanat

Dekanatszeit von Prof. Dr. Theresia Theurl endet nach sechs Jahren

Prof. Dr. Theresia Theurl ist Direktorin des Instituts für Genossenschaftswesen und seit 2014 Dekanin der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der WWU Münster. Zuvor hatte Sie das Amt als Dekanin bereits von 2005 bis 2006 inne. Nach bewegten sechs Jahren endet nun am 30. September ihre zweite Amtszeit. Wir möchten uns bei Theresia Theurl ganz herzlich für ihren engagierten Einsatz und die erfolgreiche Zeit bedanken und blicken gemeinsam mit ihr auf sechs Jahre Dekanatszeit zurück.

 

Liebe Frau Prof. Theurl, wie haben Sie die vergangenen sechs Jahre erlebt?

Ich habe sie als eine sehr intensive Phase mit vielen Themen und wenig Pausen erlebt. Für den FB4 ergaben sich zahlreiche Chancen, die genutzt werden konnten. Es gab kaum Herausforderungen, die nicht bewältigt werden konnten. Ich habe die beeindruckende Vielfalt unseres Fachbereichs, die Stärken seiner Menschen sowie seine vielen Potenziale kennengelernt. Ich habe aber auch erlebt, wie viel Energie nötig ist, immer wieder das Gemeinsame, das „WIR FB4“ einzufordern und an die Kooperationsrente zu erinnern, die Ökonomen ja vertraut ist.

Ich habe die vielen Ansatzpunkte, den Fachbereich weiterzuentwickeln und strategisch an die Themen heranzugehen als außerordentlich positiv empfunden. In Erinnerung werden mir viele Gespräche mit Studierenden bleiben, die es mir ermöglicht haben, den FB4 auch mit ihren Augen zu sehen. Dabei habe ich viel gelernt und ich gehe davon aus, dass dies dem Fachbereich gut getan hat. Ich habe die Gespräche mit ehemaligen Kollegen, mit Absolventen aller Generationen, mit internationalen Gästen, mit Mitgliedern unseres Advisory Boards, mit meinen Dekanekollegen und -kolleginnen, mit Mitgliedern des Rektorats und mit den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der WWU-Verwaltung sehr geschätzt und als bereichernd empfunden. Die Zusammenarbeit mit vielen Kollegen und Kolleginnen, mit den Prodekanen und Heike Trautmann als Prodekanin, mit den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen aus Technik, Verwaltung und Wissenschaft aller Bereiche des FB4 war ausgezeichnet, ergebnisorientiert und immer konstruktiv, meist eine Freude.

Zusammengefasst habe ich die vergangenen sechs Jahre als eine erfüllte Zeit erlebt, die ich nicht missen möchte.

Welche Ereignisse werden Ihnen am nachdrücklichsten im Gedächtnis bleiben?

Ich will nur einige besonders markante Ereignisse und Entwicklungen herausgreifen. Das „Fakultätsjubiläum“ von 2019 gehört ganz prominent dazu. Zu erleben, mit welcher Freude viele Ehemalige an ihren Fachbereich gekommen sind und wie positiv die Veranstaltung von allen FB4-Gruppen aufgenommen wurde, war beeindruckend und hat mich berührt. Sehr nachdrücklich im Gedächtnis bleiben wird mir der Moment, in dem klar war, dass der Weg zu den FB4-Lernwelten unumkehrbar ist. Auch wenn ich sowohl beim Spatenstich als auch bei der Eröffnung nicht mehr Dekanin sein werde – was ich mir ursprünglich gewünscht hatte – bin ich glücklich und dankbar, dass sich dieses wichtige Projekt trotz aller Komplikationen und mit viel Unterstützung letztlich realisieren ließ. Ich erinnere mich an meine große Freude über den Erfolg des Fachbereichs als am Abend des 17. Januar 2019 eines der Exzellenz Start-up Center nach Münster geholt wurde.

Unauslöschlich in Erinnerung bleiben wird mir mein letztes Semester als Dekanin, das Sommersemester 2020 in der Corona-Krise. In dieser außergewöhnlichen Zeit Verantwortung für den FB4 und seine vielen Menschen zu haben, war, fern meiner Familie in der österreichischen Heimat, mit vielen schlaflosen Nächten verbunden. Neben der Strategie war nun Krisenmanagement angesagt. Mit einem ausgezeichneten FB4-Krisenstab an meiner Seite gelang es, sehr gut durch dieses Semester mit seinen unerwarteten Herausforderungen zu kommen. Dazu haben auch die wöchentlichen Zoom-Meetings mit den Studierenden und der Fachschaft beigetragen.

Als ich 2014 meinen Arbeitsplatz vom Stadtgraben 9 hauptsächlich ins FB4-Dekanat verlagerte, haben mich zwei historische Gegebenheiten sehr gestört. Erstens konnte und werde ich nie verstehen, dass die meisten FB4-Menschen immer vom Juridicum als dem zentralen Ort der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät sprechen. Und zweitens war der Innenhof dieses Gebäudes in einem derart trostlosen Zustand, dass ich fürchtete, Außenstehende würden daraus auf den Zustand der Fakultät schließen. Dafür, dass die Bezeichnung Oeconomicum selbstverständlich wird, haben sechs Jahre nicht gereicht, obwohl ich mich bemüht habe. Aber der Innenhof ist sehr schön geworden und ich erfreue mich täglich daran. 

Welche Veränderungen haben Sie in dieser Zeit an unserem Fachbereich wahrgenommen bzw. selbst begleitet? Welches waren die tiefgreifendsten?

Die tiefgreifendste Veränderung aus meiner Sicht ist, dass es gelungen ist, die Zukunft des FB4 nun stärker strategisch gestalten zu wollen und nicht mehr hinzunehmen, was sich zufällig ergibt. Ich gehe davon aus, dass dies unumkehrbar ist. Mein „Wahlprogramm“ für das Dekanat enthielt 2014 die Konkretisierung und Umsetzung einer FB4-Strategie. Einzelne Elemente waren damals die Nachwuchsförderung, die Einrichtung eines Forschungsbeirats zur Vorbereitung kooperativer Forschungsprojekte, eine umfassende Verbesserung der Studienbedingungen, die Koordination von Transferaktivitäten mit den Schwerpunkten Nachhaltigkeit und Entrepreneurship, die Entwicklung eines Visiting Professoren-Programms, die Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit mit der Entwicklung einer Fakultätsmarke sowie der Aufbau einer mittelfristigen Finanzplanung und die Professionalisierung von Management und Administration. Rückblickend sind wir bei allen diesen Themen große Schritte weiter gekommen und mit dem FB4-Struktur- und Entwicklungsplan ist es zuletzt gelungen, den einzelnen Elementen einen konsistenten Rahmen zu geben. Besonders zufrieden bin ich, dass sich der Fachbereich in diesem Prozess nun auf ein gemeinsames Forschungsthema verständigen konnte: Unternehmerische und gesellschaftliche Verantwortung mit dem Fokus auf Wirtschaft in Zeiten des radikalen gesellschaftlich-technologischen Wandels. Dies stellt eine sehr gute Weichenstellung dar, auch weil die Thematik zum Ausgangspunkt der FB4-Transferaktivitäten gemacht wird. Sie schafft ein gemeinsames Dach für die Vielfalt der Inhalte, Methoden und Ausrichtungen am Fachbereich und lässt gleichzeitig viel Freiraum für die individuellen Stärken der FB4-Forscher und -Forscherinnen.

Sehr positiv schätze ich auch ein, dass der Fachbereich im Management und in den Verwaltungsprozessen professioneller geworden ist. Es wurde erkannt, dass Doppelgleisigkeiten und das Fehlen klarer Zuständigkeiten und Verantwortungen im „Tagesgeschäft“ zu Unzufriedenheit und nicht selten zu Konflikten führen. Dies gilt besonders für Aufgaben, die für den gesamten Fachbereich relevant sind. Die Identifikation solcher Kollektivaufgaben ist inzwischen weit fortgeschritten. Wurden diese bisher überwiegend von einem sehr engagierten – aber kleinen – Team von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen im Dekanat geleistet, ist nun die notwendige Verstärkung bereits eingeleitet. Zu einer deutlich gestiegenen Professionalität tragen auch unsere Serviceeinrichtungen, vor allem das Prüfungsamt und die IVV Wirtschaftswissenschaften, die Hausverwaltung und die Bibliotheksleitung sehr Wesentliches bei. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dieser Einrichtungen sind ein großes asset des FB4.

Der Fachbereich ist sichtbarer geworden, was besonders erfreulich ist. Es hat sich gezeigt, dass eine gute Öffentlichkeitsarbeit Früchte trägt. Das feedback auf FB4-Aktivitäten ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen und zwar von unterschiedlichsten Zielgruppen. Unsere Formate haben sich bewährt, seien es die FB4-Köpfe, die MPP-Reihe, die FB4-Ringvorlesung, die leider durch Corona jäh gestoppt wurde, die Präsenz in den sozialen Medien, die monatlichen Newsletter an unsere Ehemaligen etc.

Wahrnehmbare Veränderungen sehe ich auch bei der Verbesserung der Studienbedingungen und hier vor allem bei der Einbeziehung unserer Studierenden in Vorbereitungs- und Entscheidungsprozesse. Hervorzuheben sind die verbindlichen Lehr- und Lernstandards. Die jährlichen Studierendenbefragungen, die Mitwirkung in studienrelevanten Taskforces und der Studienprogrammentwicklung kommen dazu. Besonders hervorzuheben ist das Projekt „WIR FB4 – Gemeinsam gestalten“, in dem Studierende ausgehend vom Struktur- und Entwicklungsplan konkrete Projekte vorschlagen und initiieren.

Wenn Sie nach den letzten sechs Jahren ein Fazit ziehen würden, wie würde dies ausfallen?

Ich bin mit dem Erreichten nicht unzufrieden. Es sind nur wenige Projekte, die nicht abgeschlossen werden konnten. Die meisten von ihnen wurden durch Corona unterbrochen, auch weil die Prioritäten plötzlich anders gesetzt werden mussten. Mit dem Personalentwicklungskonzept wäre ich gerne weiter gekommen, auch mit der Weiterentwicklung der Schlüsselqualifikationen und mit der Umsetzung der Transferstrategie sowie der Prüfung einer zweiten internationalen Akkreditierung. Doch ich bin zuversichtlich, dass diese Projekte konsequent fortgesetzt werden und dass auch mein Nachfolger alle Hände voll zu tun haben wird. Manche der großen Potenziale des FB4 sind noch nicht gehoben.

Was wünschen Sie Ihrem Nachfolger? Was werden Sie Herrn Prof. Vossen mit auf den Weg geben?

Gottfried Vossen wünsche ich viel Energie für seine Amtszeit, große Unterstützung für seine Projekte und viel Freude an seinen Aufgaben. Ich bin zuversichtlich, dass er beherzt die Umsetzung der FB4-Strategie vorantreiben wird, auf das „WIR FB4“ in jeder seiner Reden eingehen wird, den Fachbereich als Ganzes und dennoch alle seine Gruppen und deren Besonderheiten im Auge haben wird und auch an die ehemaligen Mitarbeiter, Professoren und Studierenden denkt. Wer weiß, vielleicht schafft er es ja, bei den FB4-Menschen das Oeconomicum durchzusetzen.

Wie geht es nun für Sie weiter?

Um mich braucht man sich keine Sorgen zu machen. Ich habe ja auch eine hauptamtliche Tätigkeit. Ihr werde ich mich nun wieder mit der Zeit widmen, die ihr zusteht. Mehrere Projekte mit genossenschaftlichen Themen sind fortzusetzen und abzuschließen. Zusätzlich gilt es allmählich, die Vorbereitungen für die Zeit nach dem aktiven Berufsleben ins Auge zu fassen, die ja in absehbarer Zeit beginnen wird und mich wieder zu meinen Lieben nach Hause führen wird. Sie werden verstehen, dass ich mich darauf sehr freue.