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Dekanat

"Zu viel Staat, zu wenig Markt?"

Intensive Debatten bei den 30. Münsteraner Wohnungswirtschaftlichen Gesprächen
Foto: Dr. Winfried Michels

Preisgünstiger Wohnraum ist in den meisten deutschen Ballungsräumen und Universitätsstädten nach wie vor Mangelware. Daran haben auch die hohen Baufertigstellungszahlen der vergangenen Jahre nichts geändert. Für wohnungssuchende Mieterhaushalte wird es immer schwieriger, eine adäquate, bezahlbare Wohnung zu finden. Für Bauherren wird es aufgrund steigender Baukosten und Baulandpreise hingegen immer teurer, neuen Wohnraum zu schaffen. Diesem Spannungsfeld widmeten sich am Donnerstag, den 26. September 2019, die 30. Münsteraner Wohnungswirtschaftlichen Gespräche des Instituts für Siedlungs- und Wohnungswesens im Mövenpick Hotel Münster.

Hochkarätig besetzt war die Jubiläumsveranstaltung, zu der Institutsdirektor Prof. Dr. Ulrich van Suntum und der Vorstandsvorsitzende der Gesellschaft zur Förderung der Forschung auf dem Gebiet des Siedlungs- und Wohnungswesens e.V., Dietrich Suhlrie, zahlreiche Gäste begrüßen durften. „Reaktivierung wohnungspolitischer Instrumente aus der Mottenkiste?“ lautete der Titel der Podiumsdiskussion, an der neben Prof. van Suntum auch Prof. Dr. Friedrich Breyer, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschafts- und Sozialpolitik an der Universität Konstanz und Beiratsmitglied des Bundeswirtschaftsministeriums, Dr. Andrej Holm, Mitarbeiter am Institut für Sozialwissen­schaften an der Humboldt-Universität Berlin, Boris Palmer, Oberbürgermeister der Stadt Tübingen, sowie der freie Journalist Oswald Metzger teilnahmen. Philipp Otto, Chefredakteur „Immobilien & Finanzierung – Der Langfristige Kredit“, leitete die Diskussion.

Boris Palmer, der in Tübingen über 500 Baulücken mithilfe eines Baugebots an die Grundstücksbesitzer schließen möchte, um auf diese Weise 2.000 Wohnungen zu schaffen, stieß mit seiner Haltung bei Ulrich van Suntum und Friedrich Breyer auf Widerstand. Beide verwiesen auf die regulierende Wirkung der Marktkräfte. Als „Modelldenken“ bezeichnete Andrej Holm die Auffassung, dass der freie Markt auch ohne staatliche Eingriffe die Versorgung sicherstelle. Oswald Metzger, der während seiner politischen Laufbahn unterschiedliche Ämter für SPD und Grüne bekleidete und mittlerweile der CDU angehört, bezeichnete sich hingegen ebenfalls als „Marktanhänger“ und verwies auf das Eigentumsrecht als einen Grundpfeiler der Gesellschaftsordnung.

Für Prof. Ulrich van Suntum war die Veranstaltung zugleich ein Abschied. Der langjährige Institutsdirektor tritt Ende September in den Ruhestand ein.