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Schneller in Gesellschaft – Artikel in der Unizeitung Wissen|Leben

der aktuellen Ausgabe der Unizeitung Wissen|Leben ist ein Artikel zur wissenschaftlichen Arbeit der Verkehrsforscher Sebastian Specht, Jan Wessel, Till Kösters und Thomas Hagedorn über die deutsche Autobahn erschienen. Dabei wird der Zusammenhang zwischen Verkehrsaufkommen und Fahrgeschwindigkeit näher beleuchtet und ein Einblick in die verkehrswissenschaftliche Forschung zur Autobahn gegeben. Die PDF-Version der Unizeitung mit dem Beitrag auf der Titelseite findet sich unter diesem Link, zudem gibt es einen Online-Artikel mit gleichem Inhalt.

Die wissenschaftlichen Working-Paper, auf denen der Inhalt des Zeitungsartikels basiert sind „The Not-So-Fundamental Relationship between Traffic Flow and Speed?"sowie "No Need for Speed: Fuel Prices, Driving Speeds, and the Revealed Value of Time on the German Autobahn".

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E-Bikes im Trend: Einfluss auf Verkehrsmittelwahl und CO2-Reduktion

Im Jahr 2023 wurden in Deutschland 1,85 Mio. konventionelle Fahrräder und 2,1 Mio. Elektrofahrräder („E-Bikes“) verkauft, womit erstmals mehr E-Bikes als konventionelle Fahrräder verkauft wurden. Dieser Trend deutet auf eine steigende Präferenz der Konsumenten für E-Bikes hin, sodass es wichtig ist zu untersuchen, ob steigende Verkaufszahlen auch zu einer steigenden Nutzung von E-Bikes führt. In ihrem neuen Artikel "Electrifying choices: How electric bicycles impact on mode choice and CO2 emissions" analysieren Thomas Hagedorn, Marlena Meier und Jan Wessel (i) den Einfluss des E-Bike-Besitzes auf die Verkehrsmittelwahl und (ii) die Auswirkungen eines veränderten E-Bike-Besitzes auf die CO2-Emissionen in Deutschland. Unter Verwendung von Längsschnittdaten aus Haushaltsbefragungen der Jahre 2016 bis 2022 führen Sie zunächst eine Analyse auf Fahrtenebene mit einem Mixed Multinomial Logit Model (MMNL-Modell) durch, um Verkehrsmittelwahlwahrscheinlichkeiten zu schätzen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Veränderung des E-Bike-Besitzes einen signifikanten Einfluss auf das Verkehrsverhalten hat, indem die Wahrscheinlichkeit, ein E-Bike als Hauptverkehrsmittel zu wählen, um 14,6 Prozentpunkte (p.p.) steigt, während die Wahrscheinlichkeit, andere Verkehrsmittel zu wählen, insbesondere das konventionelle Fahrrad um 5,6 p.p. sinkt und das Auto sowie der ÖPNV um jeweils etwa 4 p.p. abnehmen. Aus den beobachteten Veränderungen der individuell zurückgelegten Distanzen und den verkehrsmittelspezifischen Emissionswerten berechnen sie die Netto-Emissionseinsparungen pro Person nach dem Kauf eines E-Bikes. Diese belaufen sich auf 526,9 kg CO2 pro Person und Jahr, was etwa 6,6 % der durchschnittlichen jährlichen CO2-Gesamtemissionen pro Kopf in Deutschland entspricht. Der Artikel ist in veröffentlicht in Transportation Research Part D: Transport and Environment.

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Gastbeitrag in der FAZ-Reihe "Der Volkswirt" vom 10.02.2025

"Welchen Einfluss haben Kraftstoffpreise auf die Durchschnittsgeschwindigkeit auf deutschen Autobahnen?“ Mit dieser Frage befassen sich Sebastian Specht, Dr. Jan Wessel, Dr. Till Kösters und Dr. Thomas Hagedorn in ihrem Gastbeitrag in der Reihe „Der Volkswirt“ der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 10.02.2025 (Link). Einige Ergebnisse wurden außerdem von SPIEGEL Online und SAT.1 aufgegriffen. Der Artikel basiert auf den Forschungsergebnissen, die im wissenschaftlichen Artikel: „No Need for Speed: Fuel Prices, Driving Speeds and the Revealed Value of Time on the German Autobahn“ dargestellt werden.

Hier finden Sie den Text des Gastbeitrages:

Der Preis der Geschwindigkeit

Die deutsche Autobahn ist mehr als nur Asphalt – sie steht für Freiheit und Geschwindigkeit. Die Abwesenheit einer generellen Geschwindigkeitsbegrenzung auf vielen Streckenabschnitten sorgt für weltweites Staunen, aber auch für politische, ökologische und ökonomische Diskussionen. Für die Wissenschaft bietet sie die einzigartige Möglichkeit, das Fahrverhalten der Autofahrer unter nahezu unverfälschten Bedingungen zu untersuchen. Jeder darf theoretisch so schnell fahren, wie es Mut und Technik zulassen. Doch welche Rolle spielen dabei die Preise an der Zapfsäule?

Zur Beantwortung dieser Frage ist es hilfreich, zunächst die relevanten Einflussfaktoren auf die Fahrgeschwindigkeit zu betrachten. Das sind zum Beispiel die Höhe des Verkehrsaufkommens, die äußeren Bedingungen wie Regen, Hagel, Wind oder Schnee sowie die Beschaffenheit der Strecke. Diese Faktoren beeinflussen zwar die individuelle Geschwindigkeitsentscheidung, sind aber von den Autofahrern selbst nicht beeinflussbar. Was hingegen in begrenztem Rahmen in der eigenen Hand oder eher im Fuß liegt sind die Fahrtkosten. Beim Blick auf die Verbrauchsanzeige wird nämlich klar: je schneller ich fahre, desto mehr Kraftstoff pro Kilometer verbrauche ich. Der Verbrauch steigt bei hohen Geschwindigkeiten sogar überproportional an, da der Luftwiderstand quadratisch mit der Geschwindigkeit zunimmt. Steigen nun die Kraftstoffpreise, könnten Autofahrer Kosten reduzieren, indem sie langsamer fahren.

Dieser Zusammenhang zwischen Kraftstoffpreisen und Fahrgeschwindigkeiten wurde für die deutsche Autobahn bisher nicht empirisch untersucht. Auf vielen Autobahnabschnitten sind jedoch Induktionsschleifen unter der Fahrbahn installiert, welche automatisiert die minütliche Anzahl und Geschwindigkeit der hinüberfahrenden Fahrzeuge an die Autobahn GmbH des Bundes senden. Diese Daten liegen für Nordrhein-Westfalen vor und können einen guten Überblick geben, da sich etwa 30 % aller Autobahnkilometer in Deutschlands bevölkerungsreichstem Bundesland befinden. Auch wenn man es durch die vielen Staus und Baustellen nicht vermuten mag, auf etwa 60 % dieser Autobahnabschnitte gibt es keine dauerhaften Geschwindigkeitsbegrenzungen. Um nun die unverzerrte Reaktion der Autofahrer auf steigende Kraftstoffpreise zu identifizieren, müssen in einem empirischen Modell möglichst viele Faktoren berücksichtigt werden, die ebenfalls einen Einfluss auf die Geschwindigkeit haben können. Hierzu gehören zum Beispiel das Verkehrsaufkommen, Baustellen, das Wetter, die Lichtverhältnisse, sowie weitere ort- und zeitpunktspezifische Faktoren.

In den Jahren 2017 bis 2023, welche die Grundlage der Untersuchung bilden, betrug der durchschnittliche Kraftstoffpreis etwa 1,45 Euro. Für einen Preisanstieg von 30 Cent lässt sich zeigen, dass auf Autobahnabschnitten mit einem Tempolimit die Durchschnittsgeschwindigkeit von 112 km/h um etwa 0,66 % bzw. 0,75 km/h zurückgegangen ist. Auf Abschnitten ohne Tempolimit reduzierte sich die Durchschnittsgeschwindigkeit von 125 km/h sogar um 0,95 % bzw. 1,2 km/h. Auch wenn diese Effekte zunächst nicht besonders groß erscheinen, sie sind ökonomisch relevant: Wird auf jeder der etwa 860 Millionen jährlichen Fahrten auf NRW-Autobahnen die Geschwindigkeit im Durchschnitt ein wenig reduziert, führt dies in Summe zu jährlichen Einsparungen von mehr als 32 Millionen Litern Kraftstoff.

Besonders interessant wird es, wenn das Jahr 2022 und Preise über 2 Euro betrachtet werden. Denn nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine führten der weltweit steigende Ölpreis, Unsicherheiten und Lieferengpässe zu den höchsten jemals in Deutschland gemessenen Kraftstoffpreisen mit Werten jenseits der 2,30 Euro. Diese hohen Preisen und insbesondere das Überschreiten der 2-Euro-Grenze führte zu großer öffentlicher Aufmerksamkeit. Und auch die Geschwindigkeitsreaktion der Autofahrer zeigt eine auffallend starke Sensibilität gegenüber Preisveränderungen: Während die Kraftstoffpreise oberhalb der 2-Euro-Grenze lagen, führte ein Preisanstieg von 30 Cent zu einer überproportionalen Reduktion der Geschwindigkeit um etwa 2 km/h auf Streckenabschnitten ohne Tempolimit.

Die Geschwindigkeitsanpassungen fallen zudem zwischen verschiedenen Gruppen von Autofahrern sehr unterschiedlich aus. Dafür kann man auf Abschnitten ohne Tempolimit zwischen schnelleren Autofahrern, also jenen, die über der Richtgeschwindigkeit von 130 km/h fahren, und langsameren Autofahrern differenzieren. Hier zeigt sich, dass die langsameren Autofahrer stark auf Preisänderungen reagieren, die schnelleren jedoch fast nicht. Ein ähnliches Reaktionsmuster zeigt sich beim Vergleich von Autofahrern auf der rechten und linken Spur. Dies ist auch plausibel, denn manche Autofahrer fahren immer schnell. Der Preis an der Zapfsäule ist ihnen egal, zum Beispiel, weil sie eine Tankkarte vom Arbeitgeber besitzen. Oder, weil Sie hohe Zeitkosten durch z.B. einen wichtigen Termin haben.

Die offensichtlichste Folge einer verringerten Geschwindigkeit sind Fahrzeitverlängerungen. Zusätzlich sinkt aber auch das Risiko für einen Unfall. Verrechnet man diese Effekte mit den Kraftstoffeinsparungen, kann die sogenannte implizite Zeitbewertung der Autofahrer bestimmt werden. Im Durchschnitt wären Autofahrer auf der Autobahn bereit 20,71 Euro aufzugeben, um eine Stunde kürzer unterwegs zu sein. Dieser Wert ist zentral für die Nutzen-Kosten-Analyse von Infrastrukturprojekten wie z.B. dem Bau eines neuen Autobahnabschnitts, da er für die ökonomische Bewertung der hieraus entstehenden Zeitgewinne herangezogen wird. Diese neuartige Berechnung aus tatsächlich beobachteten Geschwindigkeitsreaktion liefert eine realitätsnähere Methode um zu entscheiden, welche Straßen und Brücken gebaut werden sollen.

Zusammenfassend zeigt die Analyse der Geschwindigkeitsdaten also, dass sich die Durchschnittsgeschwindigkeit auf deutschen Autobahnen mit steigenden Kraftstoffpreisen reduziert – insbesondere, weil die Gruppe der langsameren Autofahrer besonders stark reagiert. Zudem ist die Geschwindigkeitsreaktion umso stärker, je höher die Kraftstoffpreise sind. Daraus lässt sich schließen, dass marktbasierte Preisinstrumente wie eine CO2 Abgabe auf Kraftstoffe tatsächlich wirksam sein können, um über Geschwindigkeiten die Kraftstoffverbräuche zu reduzieren, ohne dass auf Fahrten verzichtet werden muss.

 

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Vehicle Value Externality

Pkw sind wertvoll und bei Unfällen entstehen hohe Schäden. Dabei entsteht eine Externalität, die in dieser Studie identifiziert und abgeschätzt wird. Je teurer die Pkw von anderen Verkehrsteilnehmern, desto höher wird der erwartete Schadensersatz, den man bei einem Unfall zu leisten hat. Durch die Entwicklung eines Modells, das die Versicherungsprämien mit dieser Externalität verknüpft, und die Anwendung dieses Modells auf deutsche Autoverkehrsdaten schätzen Gernot Sieg von der Universität Münster und Berthold U. Wigger vom Karlsruher Institute für Technologie (KIT) die jährlichen Gesamtkosten auf 10 Milliarden Euro im Jahr 2021. Da diese Externalität von der Politik bisher nicht internalisiert wurde, werden in Deutschland zu teure Pkw gekauft und sind deshalb die Versicherungsprämien für Pkw zu hoch. Der Artikel ist im Journal Economics Letters veröffentlicht. Link zum Artikel

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Stellungnahme zum Schienenpersonenverkehr

Der Wissenschaftliche Beirat beim Bundesminister für Digitales und Verkehr (BMDV) hat eine Stellungnahme zum Schienenpersonenverkehr an Bundesminister Wissing übergeben. Der Beirat, wie viele andere auch, beobachtet mit Sorge, dass es im Schienenpersonenverkehr in Deutschland kaum noch gelingt, das geplante Angebot zuverlässig zu erbringen. Der Schienenverkehr wird deshalb immer weniger seiner Aufgabe gerecht, für die Reisenden eine attraktive Alternative zum Pkw und zum Luftverkehr zu bieten.

Die Stellungnahme empfiehlt verschiedene organisatorische und technische Maßnahmen, um die Zuverlässigkeit zu erhöhen. Sie mahnt aber insbesondere an, die Steigerung der Zuverlässigkeit zur obersten Priorität zu machen und demgegenüber andere wichtige Ziele wie den Ausbau des Verbindungsangebots oder die pauschale Steigerung der Fahrgastzahlen so lange unterzuordnen, bis wieder ein angemessenes Niveau bei der Zuverlässigkeit erreicht ist. Konkret empfiehlt der Wissenschaftliche Beirat die Verfolgung folgender Teilziele, priorisiert in der angegebenen Reihenfolge, um das Leitbild „Zuverlässiger leistungsfähiger Schienenpersonenverkehr“ zu verwirklichen:

1. pünktlicher Betriebsablauf mit für die Fahrgäste verlässlichen Ankunftszeiten,

2. kürzere Beförderungszeiten,

3. erhöhtes Angebot und

4. wirtschaftliche Tragfähigkeit.

Die Sicherung der Qualität sollte eine klare Priorität gegenüber einer Erhöhung der Fahrgastzahlen oder der geleisteten Personenkilometer, gegenüber Fahrpreissenkungen und gegenüber einer Angebotsausweitung haben. Denn insbesondere in der mittleren Frist - solange die Klimapolitik im Vordergrund steht - kann es nicht darum gehen, zusätzliche Verkehre zu induzieren, sondern darum, die Verlagerungspotenziale in Hinblick auf die Nachfrager häufiger Fernverkehrsleistungen auszuschöpfen.

Der Beirat empfiehlt, dass der Bund erstmals seit der Bahnreform von 1994 wieder eine aktive Rolle bei der Systemintegration der Bahn übernimmt. Der Wissenschaftliche Beirat ist der Auffassung, dass diese aktive Rolle nicht allein von den entsprechenden Abteilungen des Ministeriums ausgefüllt werden kann, sondern von einer nachgeordneten Behörde dauerhaft übernommen werden muss.

Die gesamte Stellungnahme findet man unter https://bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Anlage/G/wissenschaftlicher-beirat-sc...

 

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Gastvortrag Dr. Sven Rutkowsky

Am 7.1.2025 um 08:15 Uhr findet im Rahmen der Vorlesung "Grundlagen der Verkehrsökonomik" von Prof. Dr. Gernot Sieg ein Gastvortrag zum Thema "Herausforderungen für Unternehmen im Transportmarkt - Beitrag der Unternehmensberatung" statt. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. 

 

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