IT im genossenschaftlichen Finanzverbund: Politik, Strategie und Struktur

Montag, 24. Januar 2005
Aula im Schloss der Universität Münster
Programm: 
Montag, 24. Januar 2005
16:00 Uhr
  IT als Innovationstreiber für die filialzentrierte Multikanalbank Prof. Dr. Dieter Bartmann
Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insb. Bankinformatik,
Universität Regensburg
Geschäftsführender Gesellschafter des Instituts IBI Research an der Universität Regensburg und des Instituts für Bankinnovation
  Vortrag hier zum Download (als PDF-Dokument)  
     
17:00 Uhr
  Wünsche der Genossenschaftsbanken an die IT-Dienstleister Hans-Theo Macke
Vorsitzender des Vorstandes
der Westerwald Bank eG
Günter Vogt
Vorstandssprecher der
Volksbank Detmold eG
  Vortrag Macke hier zum Download (als PDF-Dokument)
Vortrag Vogt hier zum Download (als PDF-Dokument)
 
 
18:00 - 18:30 Uhr
  Pause
 
18:30 Uhr
  Podiumsdiskussion -
Perspektiven des genossenschaftlichen
IT-Netzwerkes

 

Diskussionsteilnehmer:

Anno Lederer
Vorstandssprecher der GAD eG

Michael Krings
Vorsitzender des Vorstandes der FIDUCIA IT AG

Dietrich Voigtländer
Mitglied des Vorstandes der
DZ Bank AG

Thomas Ullrich
Mitglied des Vorstandes der
WGZ-Bank eG

Moderation:
Prof. Dr. Theresia Theurl,
IfG Münster

Veranstaltungsbericht: 

Referenten:

  • Prof. Dr. Dieter Bartmann (Universität Regensburg, Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insb. Bankformatik und ibi research)
  • Hans-Theo Macke (Vorstandsvorsitzender Westerwald Bank eG)
  • Günter Vogt (Vorstandssprecher Volksbank Detmold eG)

Podiumsdiskussionsteilnehmer:

  • Michael Krings (Vorstandsvorsitzender FIDUCIA IT AG)
  • Anno Lederer (Vorstandssprecher GAD eG)
  • Thomas Ullrich (Vorstand WGZ-Bank eG)
  • Dietrich Voigtländer (Vorstand DZ Bank AG)

Zusammenfassung

Von Alexander Eim, IfG Münster

24. Januar 2005

Am 24. Januar 2005 fand die Veranstaltungsreihe "Wissenschaft und Praxis im Gespräch" zum vierten Mal in Münster statt. Spitzenvertreter aus Wissenschaft und Praxis diskutierten über die Perspektiven des genossenschaftlichen IT-Netzwerkes. Den Höhepunkt der Veranstaltung bildete die Podiumsdiskussion mit vier potenziellen Fusionskandidaten aus dem Finanzverbund. Die theoretischen Ausführungen Bartmanns zum IT-Innovationsmanagement bei Banken fielen nicht nur positiv aus, oftmals ist nach seiner Feststellung die IT selbst die Bremse für IT-gestützte Innovationen. Viele IT-Dienstleister manövrieren sich in einen Fangzustand, der einer starren Innovationsfalle gleich kommt. Dies muss verhindert werden, da die IT in der Finanzdienstleistungsbranche eine entscheidende Rolle einnimmt. Das genossenschaftliche Dilemma, dass die Mengenkunden von Direktbanken "abgegraben" werden und die wohlhabenden Privatkunden zu spezialisierten Finanzdienstleistern wechseln, stellt eine strategische Herausforderung für den Verbund dar. Eine Positionierung als Multikanalbank mit Allfinanzprodukten unter der Maxime einer Qualitätsführerschaft sollte angestrebt werden. Zur Erreichung dieses Zustandes sind auch die IT-Anbieter im Verbund gefragt, welche ihre Kräfte weiter bündeln sollten und sich auf eine gemeinsame zukünftige Strategie festlegen sollten.

Prof. Dr. Dieter Bartmann
Prof. Dr. Dieter Bartmann

Macke und Vogt definierten Ihre Wünsche an die genossenschaftlichen IT-Unternehmen sehr offen. Die IT ist für die Volksbanken vor Ort existentiell und nach Ansicht der Volksbank Detmold gar ein operationelles Risiko. In den vergangen Jahren ist dieser ,externe' Kostenblock überdurchschnittlich angestiegen und stellt eine hohe Belastung für die Banken dar, gerade in einer Zeit von ausgeschöpften Ertragspotenzialen. Des Weiteren sollten sich die Produkte und Dienstleistungen mehr an den Wünschen der Volksbanken orientieren und zu wettbewerbsfähigen Preisen angeboten werden. Es fehle eindeutig an Transparenz bei der Preisgestaltung von Seiten der IT-Anbieter. Eine einheitliche Plattform für die Steuerungsbank fehle gänzlich, so dass selbst entwickelte Systeme oder Fremdanbieter genutzt werden (müssen). Über 20% der IT wird nicht verbundintern eingekauft, da adäquate Produkte nicht zur Verfügung stehen. Die Primärbanker wünschen sich ebenfalls eine Vereinheitlichung der gesamten IT-Strategie im Verbund, d.h. eine Strategie für alle Banken und Verbundunternehmen unterstützt von nur noch einem IT-Dienstleister.

Hans Theo Macke                              Günter Vogt
Hans Theo Macke                                                                     Günter Vogt                                     

Die Podiumsdiskussion mit den vier potenziellen Fusionskandidaten Fiducia IT AG, GAD eG, WGZ-Bank eG und der DZ Bank AG war der Höhepunkt der Veranstaltung. Die Kritik von Seiten der Primärbanken wurde von Krings und Lederer angenommen, wobei Sie verdeutlichten, dass es enorme Verbesserungen im Produktportfolio gab und der IT-Kostenanstieg in der Bank vor Ort mit der Steigerung der IT-Nutzung und mit der Substitution von Personal durch IT zu erklären ist. Die Heterogenität der Gruppe ist auf der einen Seite eine Stärke des Verbundes, aber gerade bei den Anforderungen an neue IT-Produkte kann dies auch nachteilig sein. Die Zentralbanker lobten die Zusammenarbeit mit den IT-Unternehmen, wiesen aber auf die Gefahren einer Innovationsfalle hin. Beide Anbieter investieren beispielsweise in die Entwicklung unterschiedlicher Banksysteme (agree der Fiducia vs. Bank21 der GAD), welche den Dialog in der Zukunft erschweren werden. Zukünftig wird es nur noch einen IT-Dienstleister geben so der gemeinsame Grundtenor der Podiumsvertreter. Lederer schließt jedoch eine Fusion für die nächsten beiden Jahre aus. "Erst müssen die internen Konsolidierungen abgeschlossen werden, bevor man den nächsten Schritt geht."

Podiumsdiskussion
Podiumsdiskussion

So bleibt auch über die von Prof. Dr. Theresia Theurl moderierte Podiumsdiskussion hinaus festzuhalten, dass die Zukunft des Verbundes nur noch einen genossenschaftlichen IT-Dienstleister zulässt, welcher die Anforderungen und Wünsche der Primärbank vor Ort noch besser als bisher umsetzt.

Mehr als 200 Zuhörer in der Aula des Schlosses
Mehr als 200 Zuhörer in der Aula des Schlosses