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Jörn Debener

Münsteraner Bankentage 2021

Am 6. und 7. Mai 2021 fanden die Münsteraner Bankentage erstmals in digitalem Format statt. Hochrangige Vertreter aus der Praxis versammelten sich, um über drängende Fragen der Bankenwelt zu diskutieren. Dabei wurden die Auswirkungen von Covid-19, aber auch Themen wie die digitale Transformation und sich ändernde Kundenbedürfnisse adressiert. Aus verschiedenen Perspektiven wurden die „Antworten der Banken auf aktuelle Herausforderungen“ kritisch betrachtet und diskutiert.

Den Anfang machte Ludwig Zitzmann, Vorsitzender des Vorstands der Sparkasse Oberpfalz Nord. Er erläuterte, wie sein Institut die digitale Transformation angeht, ohne dabei Kompromisse bei der Beratungsqualität zu machen. Laut Herrn Zitzmann müssen digitale Angebote mit einer hochqualitativen Beratung in den Filialen einhergehen und dabei jederzeit nah am Kunden sein. Ein umsichtiges, zugleich aber auch kreatives und mutiges Vorgehen sah Herr Zitzmann als notwendig an, damit Sparkassen weiterhin erfolgreich am Markt agieren können.

Im anschließenden Vortrag gab Frank Mühlbauer, Vorstandsvorsitzender der TeamBank AG, einen Einblick in die Wandlung seines Instituts „von einer Voll-Filialbank zu einem Liquiditäts-Spezialisten“. Die TeamBank AG agiert als Dienstleister für Banken und stellt diesen u.a. den Konsumentenkredit easyCredit zur Verfügung. Dabei stehen die Zufriedenheit der Endkunden und der Komfort der Dienstleistung stets im Fokus. Ein Beispiel nimmt sich die  Bank dabei an Tech-Unternehmen wie PayPal. In Bezug auf das eigene Institut betonte Herr Mühlbauer zudem die Bedeutung einer Lernkultur anstatt einer Fehlerkultur, um mit der Dynamik des Marktes auch in Zukunft schritthalten zu können.  

Dr. Jörg Howein, Chief Product Officer bei der Solarisbank AG, ging im anschließenden Vortrag auf die wachsende Bedeutung von kontextbasiertem Banking gegenüber traditionellem Banking ein. Er betonte, dass die traditionelle Beziehung zwischen Kunde und Bank in viele Einzelbereiche aufteilbar ist, in denen auf diese Kontexte spezialisierte FinTechs oft einen Mehrwert bieten können. Herr Dr. Howein stellte heraus, dass für den Erfolg von FinTechs insbesondere die Automatisierung und Skalierbarkeit der Prozesse entscheidend ist.

In dem den ersten Tag abschließenden Vortrag referierte Kerstin Berghoff-Ising, Mitglied des Vorstands der Sparkasse Hannover, zu der Frage, ob sich Sparkassen angesichts der aktuellen Herausforderungen neu erfinden müssen. Sie erklärte zunächst, dass Bankprodukte an sich zwar austauschbar sind, die Nähe zum Kunden jedoch einen wesentlichen Wettbewerbsfaktor von Sparkassen darstellt, der nicht einfach durch FinTechs ersetzt werden kann. Um auch weiterhin erfolgreich sein zu können, setzt die Sparkasse Hannover auf einen Omnikanal-Vertrieb sowie auf konsequente Mitarbeiterförderung und -partizipation. Frau Berghoff-Ising zeigte sich davon überzeugt, dass Sparkassen mit Nachhaltigkeit, gelebter Verantwortung und einem vielseitigen Beratungsangebot auch zukünftig eine wichtige Rolle am Markt spielen werden.

Am zweiten Tag stellte Eckhard Forst, Vorstandsvorsitzender der NRW.BANK, die Aufgaben der Förderbank vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie vor. Er betonte, dass die reduzierte Liquidität am Markt ein zentrales Problem während der vergangenen Monate war. Die NRW.BANK ist dieser Herausforderung mit einem breiten Instrumentarium, bestehend unter anderem aus Stundungsmöglichkeiten, Haftungsfreistellungen und zinsgünstigen Förderdarlehen, entgegengetreten und konnte dadurch neben etablierten Unternehmen auch Start-ups und Kommunen unterstützen. Insgesamt blickte Herr Forst verhalten-optimistisch auf die wirtschaftliche Entwicklung der kommenden Monate.

Daraufhin gab Karsten John, Managing Director von infas quo, einen Einblick in die Kundenbedürfnisse in Zeiten von und nach Corona. Er skizzierte wesentliche gesellschaftliche Probleme, die durch die Krise zutage getreten sind, wie beispielsweise ein reformbedürftiges Bildungs- und Pflegesystem und eine überholte Klima- und Verkehrspolitik. Vor dem Hintergrund dieser Herausforderungen sah Herr John die Rolle von Banken in der Unterstützung und Betreuung des gesellschaftlichen Wandels.

Im abschließenden Vortrag diskutierte Prof. Dr. Joachim Wuermeling, inwiefern die Deutsche Bundesbank den Prozess der digitalen Transformation des deutschen Finanzwesens unterstützen kann. Zunächst identifizierte er drei zentrale Trends in der digitalen Transformation, nämlich die Fragmentierung der Wertschöpfungskette durch FinTechs, die Verbreitung von digitalen Vermögenswerten und den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Herr Prof. Dr. Wuermeling betonte, dass die Bundesbank durch Technologieoffenheit in der Aufsicht und Investitionen in die eigene digitale Transformation vorangeht, um den Wandel der Banken zu unterstützen.

Im Rahmen der Bankentage wurde zudem der mit 1.000 EUR dotierte Ludwig-Mülhaupt-Preis für herausragende Leistungen am Finance Center Münster vergeben. Unser Glückwunsch gilt den beiden Studierenden Annika Plenter und Alexander Viets, die mit ihren Seminararbeiten und ihren Leistungen in den Klausuren beeindrucken konnten und sich den diesjährigen Preis teilen. 

Das Institut für Kreditwesen blickt trotz der coronabedingten Einschränkungen äußerst zufrieden auf die sehr gelungene Veranstaltung zurück und freut sich bereits jetzt auf die nächsten Münsteraner Bankentage im Jahr 2024.