Alumni Story: Dr. Maik Lindner
OMNY Health ist ein innovatives Health-Tech-Unternehmen mit Sitz in den USA, das sich auf datengestützte Lösungen zur Verbesserung des Gesundheitswesens spezialisiert hat. Hier arbeitet Dr. Maik Lindner als Chief Information Security Officer and Innovation Lead. In dieser Rolle verantwortet er seit 2021 die strategische Weiterentwicklung der Sicherheitsarchitektur sowie die Umsetzung innovativer Technologien, mit denen OMNY Health u.a. die Nutzung von Gesundheitsdaten neu denkt.
Seine akademische Ausbildung erfuhr Maik Lindner an die Universität Münster, wo er sowohl im Bachelor- als auch im Master Wirtschaftsinformatik studierte und anschließend auch promovierte. Nach seiner Promotion begann Maik Lindner seine berufliche Laufbahn als Senior Researcher and Business Development Manager bei SAP in Belfast. Nach verschiedenen Positionen innerhalb des Unternehmens, u.a. als Director Systems Engineering im Bereich HANA Cloud Computing folgten leitende Positionen in technologiegetriebenen Unternehmen wie Virtustream und TidalScale, bevor er 2018 zu OMNY Health wechselte.
Im Interview berichtet Dr. Maik Lindner über seinen Weg vom Hörsaal in Münster zur digitalen Innovation im US-amerikanischen Gesundheitswesen und welche Erfahrungen aus seiner Studienzeit ihn bis heute begleiten.
Lieber Herr Dr. Lindner, Sie sind seit 2021 als Chief Information Security Officer und Innovation Lead bei OMNY Health tätig. Wie gestalten Sie dort den technologischen Wandel im Gesundheitswesen, und welche Herausforderungen begegnen Ihnen dabei?
Für uns als innovatives Unternehmen ist es wichtig, die strategische Ausrichtung von IT-Sicherheit und Innovation zu vereinbaren, um Patientendaten zu schützen und gleichzeitig neue medizinische Lösungen zu ermöglichen. Dazu gehören die Gewährleistung von Datenschutz und Compliance (zum Beispiel HIPAA und GDPR), das Management von Cyber-Risiken und die Förderung einer Innovationskultur, die den Einsatz von Technologien wie KI und Cloud-Lösungen vorantreibt. Die größten Herausforderungen sind dabei vor allem der Schutz sensibler Gesundheitsdaten vor Cyberangriffen, die Navigation durch komplexe regulatorische Rahmenbedingungen, und besonders die Bewältigung organisatorischer Widerstände gegen Veränderungen.
Bevor Sie zu OMNY Health kamen, haben Sie unter anderem bei SAP, Virtustream und TidalScale in leitenden technischen Rollen gearbeitet. Was haben Sie aus dieser Zeit für Ihre heutige Arbeit mitgenommen – und gab es berufliche Erfahrungen, die Sie besonders geprägt haben?
Die Zeit bei der SAP hat mich geprägt und mir ein tiefes Verständnis für skalierbare Unternehmenssoftware und komplexe Systemintegration im Cloudbereich gegeben. Das ist etwas, das ich gerade jetzt im Gesundheitswesen als unglaublich wertvoll empfinde, wo wir oft den Spagat zwischen alten, etablierten Systemen und den hochmodernen Architekturen meistern müssen. Meine Zeit bei SAP Research als Teil der SAP hat damals für mich einen guten Übergang aus einer Forschungsumgebung bei der Universität Muenster hin zu Forschungs- und Innovationsbereichen von Unternehmen geschaffen. Bei TidalScale konnte ich dieses Wissen dann noch vertiefen und habe viel über verteilte Betriebssysteme und massive Rechnerarchitekturen in Cloud Data Centern gelernt – Wissen, das uns hilft, mit den enormen Datenmengen im Gesundheitssektor umzugehen. Die Stationen bei Virtustream, EMC und später Dell Technologies haben mir dann eine solide Grundlage im Bereich der Cloud-Architekturen und dem Betrieb kritischer Cloud-Infrastrukturen sowie der Cloud-Sicherheit gegeben. All diese Erfahrungen waren für mich von unschätzbarem Wert. Eine besonders prägende Lehre, die ich aus all diesen Unternehmen mitgenommen habe, ist die Erkenntnis, Technologie als strategische und operative Unterstützung zu sehen und aktiv voranzutreiben. Für mich geht es nicht darum, Technologien als bloße Lösungen für einzelne Herausforderungen zu betrachten, sondern sie als umfassenden Wegbereiter für neue Möglichkeiten und effizientere Prozesse zu verstehen. Der wirtschaftliche Mehrwert steht dabei immer für mich im Vordergrund.
Welche technologischen Trends – etwa im Bereich Cloud, KI oder Datensicherheit – halten Sie derzeit für besonders relevant im Gesundheitssektor?
Wenn ich auf die aktuellen technologischen Trends im Gesundheitswesen blicke, sehe ich vor allem drei Bereiche, die für mich persönlich von größter Relevanz sind und das Potenzial haben, die Branche wirklich zu transformieren: Cloud Computing, Künstliche Intelligenz (KI) und natürlich die Datensicherheit. Die Cloud ist für mich dabei das absolute Fundament. Sie bietet die nötige Flexibilität und Skalierbarkeit, um die riesigen Mengen sensibler Gesundheitsdaten überhaupt handhaben zu können. Ich denke da an hybride oder Multi-Cloud-Strategien, die uns helfen, Daten optimal zu speichern, und an Cloud-native Entwicklungen, die erst Anwendungen wie Telemedizin oder das Remote Patient Monitoring ermöglichen. Das alles führt nicht nur zu mehr Kosteneffizienz, sondern verbessert auch den Zugang zu wichtigen Patienteninformationen und damit letztlich die gesamte Versorgungseffizienz. Gleichzeitig bin ich fasziniert, wie Künstliche Intelligenz das Gesundheitswesen revolutioniert. Gerade generative KI und Large Language Models (LLMs) sehe ich als unglaubliche Chance, klinische Abläufe zu optimieren, die Dokumentation zu automatisieren und sogar die Medikamentenentwicklung zu beschleunigen. Besonders beeindruckend finde ich die KI-gestützte Diagnostik, die uns dabei hilft, Krankheiten durch Bildanalyse viel früher zu erkennen, oder prädiktive Analysen, die Patientenergebnisse vorhersagen können. Auch in der personalisierten Medizin und der Automatisierung administrativer Prozesse, wie etwa im Abrechnungswesen, wird KI immer wichtiger, weil sie die Effizienz steigert und die Qualität der Versorgung spürbar verbessert. Und dann ist da der Bereich, der mir als Verantwortlicher für Informationssicherheit und Innovation besonders am Herzen liegt: Datensicherheit und Datenschutz. Angesichts der sensiblen Gesundheitsdaten und der immer raffinierteren KI-gestützten Cyberangriffe ist das für mich eine absolute Top-Priorität. Wir brauchen robuste Sicherheitsmaßnahmen, Multi-Faktor-Authentifizierung und fortschrittliche Quantum Verschlüsselung, um uns zum Beispiel vor Ransomware oder Phishing-Angriffen zu schützen. Die Einhaltung strenger Compliance-Vorschriften wie HIPAA bleibt eine Kernaufgabe, besonders wenn wir Cloud-Umgebungen nutzen und mit Drittanbietern zusammenarbeiten. Und ich bin überzeugt, dass KI-gestützte Sicherheitstools uns dabei helfen werden, Bedrohungen noch schneller zu erkennen und effektiver darauf zu reagieren.
Sie haben in Münster Ihren Bachelor, Master und Ihre Promotion absolviert – was hat Sie so lange an der Universität gehalten und was verbinden Sie noch heute mit der Stadt? Welche Fähigkeiten oder Erfahrungen aus dem Studium helfen Ihnen heute noch in der beruflichen Praxis?
Meine lange Zeit an der Universität Münster war eine bewusste Entscheidung und eine unglaublich prägende Phase meines Lebens. Ich habe dort nicht nur eine exzellente akademische Umgebung und spannende Forschungsmöglichkeiten gefunden, sondern auch eine Atmosphäre, in der ich tief in meine Themen eintauchen und mich mit herausragenden Professoren und Kommilitonen austauschen konnte. Besonders dankbar bin ich für die hervorragende Unterstützung durch meinen Doktorvater Prof. Heinz Lothar Grob, die während meiner gesamten Zeit in Münster von unschätzbarem Wert war und meinen akademischen Werdegang maßgeblich geprägt hat. Dieser Ort hat mein kritisches Denken und meine Fähigkeit zur Problemlösung entscheidend geformt. Münster ist für mich bis heute mehr als nur eine Universitätsstadt – es ist meine zweite Heimat geworden, ein Ort mit einer ganz besonderen, lebenswerten Atmosphäre, historischem Charme und lebendigem studentischem Treiben, wo ich mich immer wohlgefühlt habe. Ich erinnere mich gerne an die entspannten Stunden am Aasee und die Freiheit, alles mit dem Fahrrad zu erkunden. Diese Jahre waren entscheidend für mein persönliches Wachstum und haben mir nicht nur wertvolle Freundschaften fürs Leben geschenkt, sondern auch eine intellektuelle Lebendigkeit, die mich bis heute antreibt. Die Fähigkeiten, die ich mir in dieser Zeit angeeignet habe, sind für meine heutige berufliche Praxis von unschätzbarem Wert. Besonders hervorheben möchte ich die strukturierte Problemlösung und die wissenschaftliche Arbeitsweise, die ich während meiner Promotion verinnerlicht habe. Sie ermöglichen es mir, komplexe Herausforderungen systematisch anzugehen und datengestützt zu überprüfen. Hinzu kommen die kritische Analysefähigkeit und die Zusammenführung von Informationen, die mir dabei helfen, schnell fundierte Entscheidungen zu treffen. Und nicht zuletzt hat die Promotion meine Hartnäckigkeit und Resilienz gestärkt – Eigenschaften, die im täglichen (Arbeits-)Leben, wo unvorhergesehene Probleme an der Tagesordnung sind, absolut entscheidend sind.