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Interview mit Prof. Raoul Kübler über Sponsoring im Offshore-Segelsport und den Erfolg des deutschen Vendée Globe Seglers Boris Herrmann

© Jean-Marie LIOT / Malizia

Mit Boris Herrmann, der als erster deutscher Segler die härteste Solo-Non-Stop-Regatta um die Welt beendete, gewann der Segelsport in den vergangenen Wochen zunehmend an Popularität und genoss einen erheblichen Zuwachs an Bildschirm- und Medienzeit. Im Interview mit dem Online-Segelmagazin segelreporter.com spricht Raoul Kübler, Juniorprofessur für Marketing am Marketing Center Münster, über die Gründe für das wachsende öffentliche Interesse am Offshore-Segeln und darüber, wie es Boris Herrmann erfolgreich gelang, soziale Medien zu nutzen, um mit einem weltweiten Publikum in Kontakt zu treten und dem Segelsport zu wachsender Beliebtheit zu verhelfen.

Prof. Kübler kommt zu dem Schluss, dass ein hohes Maß an Aufgeschlossenheit, Authentizität und Emotionalität Boris Herrmann und seinem Team geholfen hat, ein großes Publikum nachhaltig zu begeistern. „In Zeiten einer weltweiten Pandemie, bei der die Menschen zu Hause bleiben, brachte Boris ein echtes Abenteuer auf jedermanns Bildschirm und ließ seine Followerinnen und Follower mit ihm um den Globus segeln“, erklärt der Marketingwissenschaftler und leidenschaftliche Segler. Durch die Technik, aber auch die Persönlichkeit von Boris Herrmann sei das Gefühl von Abenteuer, sehr gut vermittelt worden. Parallel sei aber auch das Image des Segelns weg vom „Rich-Man-Sport“ gefördert worden.

Segeln biete viele interessante Möglichkeiten für Medien- und Unternehmenssponsoren, erklärt Prof. Kübler. Allerdings sei noch unklar, wie Unternehmen von der öffentlichen Aufmerksamkeit und Bekanntheit profitieren können. „Es hat sich gezeigt, dass sich Segelsponsoring - wie andere Sponsoring-Kampagnen auch - besonders für Produktneueinführungen eignet“, erklärt der MCM-Wissenschaftler. Unternehmen müssten jedoch verstehen, wie sie ihre eigene Marke und ihr Produkt mit der Geschichte und den zentralen Werten der gesponserten Kampagne in Einklang bringen könnten. Der britische Segler Alex Thomson und seine langjährige Kooperation mit der deutschen Modemarke Hugo Boss zeigten, dass der Erfolg beim Segeln dafür nicht unbedingt entscheidend sei. Stattdessen seien ein klares Storytelling und eine eindeutige Positionierung, die die zentralen Werte der Marke mit den Erlebnissen des Segelteams verbindet, entscheidend.

Diese Erkenntnis deckt sich mit einer 2018 veröffentlichten Studie der MCM-Wissenschaftler Ann-Kristin Kupfer, Nora Pähler vor der Holte, Raoul Kübler und Thorsten Hennig-Thurau im renommierten Journal of Marketing. Die Studie zeigt durch die Analyse von tausenden Facebookbeiträgen von Schauspielern, dass Markenkooperationen in den sozialen Medien den Produkterfolg effektiv steigern können, wenn beide Parteien gut in die Kooperation integriert und die Social-Media-Aktionen authentisch, exklusiv und ansprechend dargestellt sind. Prof. Kübler empfiehlt daher Marken, die sich im Segel- und Sportsponsoring engagieren möchten, eine gründliche Marktanalyse durchzuführen sowie eine klare Storyline zu entwickeln und relevante Kontaktpunkte mit den Zielgruppen ihrer Partner zu identifizieren.

Der Vendée Globe ist das renommierteste und anspruchsvollste Offshore-Rennen der Welt. Das Rennen startet und endet alle vier Jahre in Les Sables-d'Olonne (Frankreich) und verlangt von den Teilnehmern, den Globus ununterbrochen und alleine zu umsegeln. In Frankreich zieht es Millionen von Besuchern an und gilt als eines der Hauptsportereignisse, vergleichbar mit der Fußballweltmeisterschaft oder den Olympischen Spielen. Das Interview wurde kurz vor Boris Herrmanns Kollision mit einem spanischen Fischkutter 90 Meilen vor dem Ziel aufgenommen, die ihn um einen Platz auf dem Podium brachte und ihn auf den 5. Platz der Gesamtwertung zurückwarf, nachdem er seit mehr als 24.000 Seemeilen Teil der Führungsgruppe gewesen war.

Das komplette Interview mit Prof. Kübler finden Sie hier. Die Studie im Journal of Marketing zur Untersuchung der Auswirkungen von Markenkooperationen in sozialen Medien finden Sie hier.