"Hohes Maß von Anerkennung, Wertschätzung und Kollegialität in der Fakultät"
Für seine hochrangigen Veröffentlichungen im Bereich Behavioral and Experimental Economics erhielt Prof. Dr. Markus Dertwinkel-Kalt am 30. Oktober den FB4-Forschungspreis. Mit dem Preis ehrt die Fakultät Professor:innen für ihre herausragende Arbeit in der Forschung und macht damit die erstklassigen Ergebnisse, die am Fachbereich erzielt werden, noch sichtbarer.
Der diesjährige Preisträger Markus Dertwinkel-Kalt ist Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Verhaltens- und Digitalökonomie, und wird im Forschungsmonitoring der WirtschaftsWoche auf Platz 12 der in Deutschland tätigen Ökonomen unter 40 gelistet. Bei der Verleihung würdigten Dekan Prof. Dr. Thomas Langer und Laudator Prof. Dr. Johannes Becker ihn als Wissenschaftler, der die beiden sonst oft widersprüchlichen Aspekte „Rigour“ und „Relevance“ vereint und mit seiner Forschung „die Fakultät zum Strahlen bringt“. Anschließend überreichten sie die Preisskulptur unter dem Applaus der Kolleg:innen im bis zum letzten Platz gefüllten Senatssaal. Prof. Dr. Dertwinkel-Kalt zeigte sich sehr erfreut über die Ehrung und gab einen kurzen, aber umso beeindruckenderen Überblick über seine aktuellen Veröffentlichungen und Projekte, die Salienz bei Bonusverträgen oder Online-Poker genauso umfassen wie die Gaspreisbremse oder Klimaschutzmaßnahmen. Mit einem Sektempfang und fachübergreifendem Austausch ging die gelungene Veranstaltung zuende.
Wir haben mit Prof. Dertwinkel-Kalt darüber gesprochen, was ihm der Preis bedeutet, was gute Forschung und die Uni Münster auszeichnen und weshalb er sich mit der Fakultät für Nachhaltigkeit engagiert.
Sehr geehrter Professor Dertwinkel-Kalt, Sie haben am 30.10. den FB4-Forschungspreis für Ihre herausragende Arbeit in der Forschung erhalten - dazu herzlichen Glückwunsch! Was bedeutet Ihnen diese (interne) Auszeichnung?
Über die Verleihung des FB-Forschungspreises bin ich sehr glücklich. Gerade als ein Preis, der durch die Fakultät verliehen wird, zeigt er ein hohes Maß von Anerkennung, Wertschätzung und Kollegialität in der Fakultät, über die ich mich sehr gefreut habe. Diese interne Anerkennung der Forschung reflektiert aber auch die weiter zunehmende Wertschätzung gute Forschung genießt. Ein solcher Preis ist immer auch Ansporn, weiter innovative Forschung zu betreiben.
Ihre Studien werden in Top-Publikationen veröffentlicht, das Forschungsmonitoring der WirtschaftsWoche listet Sie auf Platz 12 der in Deutschland tätigen Ökonomen unter 40. Was macht gute Forschung für Sie aus und inwieweit bietet Ihnen die Uni Münster hierfür die richtigen Rahmenbedingungen?
Meines Erachtens sind es zwei Dinge die gute Forschung ausmachen. Erstens muss der Forschung eine solide theoretische Basis zu Grunde liegen. Das mag beschwerlich sein, ist aber die Grundlage für gute Forschung und verlässliche Forschungsergebnisse. Leider beobachte ich sehr häufig, dass diese in Forschungsergebnissen fehlt, gerade bei Ergebnissen, die ihren Weg in die Öffentlichkeit finden. Zweitens sollte die Forschung gerade in der Ökonomik einen Bezug zur Praxis haben, d.h. für Menschen, Unternehmen und Wirtschaftspolitik nutzbar sein, so dass sie die gesellschaftlichen Verhältnisse verbessern kann. Hinzu kommt, dass Forschung Dinge neugierig hinterfragen sollte.Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Universität Münster bietet hierfür ein großartiges Umfeld, das für diese Forschung umfassende Ressourcen bereitstellt und Inspiration bietet. Auch genieße ich die Freiräume, die Münster mir für meine Forschung ermöglicht.
Ein Schwerpunkt Ihrer Forschung ist das Thema Nachhaltigkeit. Mit welchen Fragestellungen beschäftigen Sie sich konkret und welche Relevanz haben die Ergebnisse für die Praxis?
Ich habe mich mit einigen speziellen Aspekten der Nachhaltigkeit beschäftigt, wobei insbesondere auf verhaltensökonomische Aspekte zurückgegriffen wird. So untersuchen wir in einem vom Bundeministerium für Bildung und Forschung finanzierten Projekt, wie man geeignete Labels für Finanzprodukte finden kann, die von Unternehmen in der Transformation zu einer nachhaltigeren Produktionsweise verwendet werden werden. Verhaltensökonomische Erkenntnisse sind hierfür wichtig. Es sollte aber auch betont werden, dass diese die grundlegenden ökonomischen Instrumente der Verhaltenssteuerung nicht ersetzen, sondern allenfalls ergänzen können. Die Wirtschaftspolitik sollte also lernen, dass die vermeintliche schonende Steuerung z.B. durch Nudging doch sehr eng begrenzt ist.
Neben Forschung und Lehre engagieren Sie sich auch als Director of Sustainability der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. Welche Aufgaben sind damit verbunden und was sind Ihre Ziele in dieser Funktion?
Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät ist bestrebt, einen Pfad der Nachhaltigkeit zu beschreiten. Dieses betrifft die Lehre, die Forschung und das operative Handeln in der Fakultät. Leider ist der Begriff der Nachhaltigkeit mittlerweile sehr breit gefasst worden. Irgendwie wird alles nachhaltig und dient manchmal auch wirtschaftspolitisch nur dazu, Dinge zu rechtfertigen, die nicht sinnvoll oder nicht effizient sind. Häufig sind Maßnahmen mit einem hohem bürokratischen Aufwand verbunden, aber ineffektiv. Gerade als wirtschaftswissenschaftliche Fakultät ist es unsere Aufgabe, die Nachhaltigkeitsidee verantwortlich umzusetzen und das heißt für mich, dass wir hieraus keine zusätzliche Belastungen ableiten, sondern sie klug in unsere bestehenden Prozesse integrieren. Ich möchte auch darauf hinweisen, dass die Nachhaltigkeit an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät eine lange Tradition in Lehre und Forschung hat. Auch wenn ich noch nicht so lange an der Fakultät bin, darf ich an die sehr frühen Arbeiten u.a. von Prof. Meffert und Prof. Bonus erinnern, die diese Themen schon in 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts untersucht haben. Man hat es damals eben nur noch nicht Nachhaltigkeit genannt. Diesen Pfad werden wir weiterverfolgen.
Sie haben sich im Sommer für einen Verbleib an der Universität Münster entschieden und einen anderen Ruf abgelehnt. Was zeichnet die Arbeit an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät für Sie besonders aus?
Die Universität Münster bietet mir ein sehr gutes Umfeld, das es mir erlaubt meine Forschung – hoffentlich weiterhin so erfolgreich – fortführen zu können. Daneben habe ich mich durch die große Wertschätzung durch meine Kolleginnen und Kollegen aber insbesondere auch durch den Dekan sehr gefreut. Das hat mir gezeigt, dass meine Arbeit auch inhaltlich geschätzt und gewürdigt wird. Gute Forschung beruht eben auch häufig darauf, dass die „weichen Faktoren“ stimmen. Und die passen am FB04.
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