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Dekanat

Nachruf - Trauer um Prof. Dr. Richard H. Tilly

Wir trauern um

Prof. Dr. Richard H. Tilly

17.10.1932 – 18.02.2023

Richard Tilly wurde 1932 in Chicago geboren. Seinen Wehrdienst leistete er größtenteils in Deutschland, woher seine Vorfahren stammten, was seine späteren akademischen Interessen nachhaltig beeinflusste. 1964 erwarb er den PhD in Economics an der University of Wisconsin. Nach kurzen Lehrtätigkeiten an der University of Michigan in Ann Arbor (1963–1965) und in Yale (1966) wurde er im Herbst 1966 an die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Münster berufen. Hier leitete er bis zu seiner 1997 erfolgten Emeritierung das Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte. 1973/74 war er überdies Dekan der Fakultät.

Im Zentrum der Forschungstätigkeit von Richard Tilly stand das Arbeitsgebiet Finance and Development. In diesem Feld publizierte er eine Reihe viel beachteter Studien zum Zusammenhang zwischen Bankensystem, Unternehmensfinanzierung, Kapitalbildung und Industrialisierung in Deutschland im 19. Jahrhundert. Darüber hinaus untersuchten er und seine Gruppe die Entwicklung von industriellen Leitsektoren im Übergang Deutschlands zum modernen Wirtschaftswachstum sowie deren institutionelle Grundlagen. Die Arbeiten von Richard Tilly und seines Instituts leisteten einen maßgeblichen Beitrag zur methodischen Neuausrichtung der deutschen Wirtschaftsgeschichte zur sogenannten Kliometrie, konkret zu einer datengestützten Vorgehensweise, die sich an Einsichten und Problemstellungen der theoretischen Volkswirtschaftslehre orientiert. Der reiche Ertrag schlug sich in mehreren Handbuchbeiträgen und Lehrbüchern nieder.

Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät trauert um einen gewinnenden und neugierigen Kollegen, der durch seine lange und innovative Forschungs- und Lehrtätigkeit einen wichtigen Beitrag zur Ausstrahlung und zum internationalen Ansehen der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät geleistet hat. Sie vermisst den Austausch mit ihm und hält sein Angedenken in Ehren.