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Wie Führungskräfte ihren Mitarbeitenden Ziele setzen

Studie unter Beteiligung von Prof. Dr. Martin Artz in „The Accounting Review“ erschienen
Wie Führungskräfte ihren Mitarbeitenden Ziele setzen
Foto: unsplash.com

Ziele gehören in der Unternehmenspraxis zu den am häufigsten verwendeten Motivations- und Führungsinstrumenten. Zielvorgaben formulieren dabei die Erwartungen der Führungskräfte an ihre Mitarbeitenden. Bislang ist allerdings weitgehend ungeklärt, wie Führungskräfte die Höhe und damit die Schwierigkeit von Zielen tatsächlich festlegen. In einer aktuellen Studie untersucht Prof. Martin Artz (Direktor des Instituts für Controlling und Unternehmenssteuerung) gemeinsam mit Prof. Markus C. Arnold (Universität Bern) und Prof. Ivo D. Tafkov (Georgia State University), wie sich die frühere Zielerreichung, d.h. die Erreichung von Zielvorgaben in der vorangegangenen Periode, im Kontext verschiedener Aufgabenarten auf die Zielvorgaben für Mitarbeitende für die neue Periode auswirken.

Das Forscherteam geht im Rahmen der Studie davon aus, dass sich der Grad der Erreichung früherer Ziele auf die Erwartungen von Führungskräften auswirkt und somit die Entscheidung über weitere Zielvorgaben beeinflusst. Dabei vermuten sie, dass Führungskräfte übertroffene Zielvorgaben der letzten Periode und damit die Leistung ihrer Mitarbeitenden als dauerhaft einstufen, während verfehlte Ziele auf vorübergehende Ursachen zurückführen sind. Im Hinblick auf verschiedene Arten von Aufgaben unterscheiden die drei Forscher zwischen Aufgaben, deren erfolgreiche Erfüllung von den Fähigkeiten der Beschäftigten und weniger vom Einsatz abhängt, und Aufgaben, bei denen weniger Fähigkeiten, sondern ein hoher Einsatz eine große Rolle spielen. Hier werden Abweichungen zwischen Zielsetzung und tatsächlicher Leistung bei Aufgaben, die besondere Fähigkeiten erfordern, von Führungskräften als dauerhafter wahrgenommen als bei Aufgaben, die Einsatz erfordern. Den Grund dafür sehen die Forscher darin, dass Fähigkeiten der Teammitglieder von Führungskräften auch langfristig als stabile Basis für gute Leistungen gesehen werden. Demgegenüber wird ein außerordentlicher Einsatz tendenziell als vorübergehende Erfolgsursache wahrgenommen. Hier muss die gleiche zusätzliche Anstrengung auch in Zukunft erbracht werden, um das Leistungsniveau aufrechtzuerhalten.

Um eine Antwort auf die Frage zu finden, wie sich die frühere Zielerreichung und die Art der Aufgabe im Zusammenspiel auf die Zielsetzung auswirken, führen die Forscher ein Experiment mit Führungskräften aus der Unternehmenspraxis durch, welche durchschnittlich über mehr als 16 Jahre Berufserfahrung und mehr als sieben Jahre Führungserfahrung verfügen. Die Ergebnisse des Experiments stützen die vermuteten Zusammenhänge. Übertroffene Zielvorgaben in der Vergangenheit führen zu höheren Zielanpassungen als verfehlte Ziele zu Zielsenkungen und dieser Zusammenhang ist deutlich ausgeprägter, wenn Aufgaben besondere Fähigkeiten erfordern. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen außerdem, dass sich die Zielhöhe zwischen den Mitarbeitenden eines Unternehmens stärker voneinander unterscheidet, wenn Aufgaben fähigkeitsorientiert sind und weniger Einsatz relevant ist.

Ein solches Muster dürfte, wenn es sich über mehrere Zeiträume wiederholt, nach Auffassung der Forscher zu Zielsetzungen führen, die letztlich durch die Mitarbeitenden eines Unternehmens nur sehr schwierig oder kaum noch zu erreichen sind. Die Ergebnisse können daher dazu beitragen, zu verstehen, warum teilweise zu ambitionierte Ziele in der Unternehmenspraxis gesetzt werden, welche wiederum unerwünschte Effekte wie Fluktuation und Stress bei Mitarbeitenden oder Manipulation von Ergebnissen oder Daten nach sich ziehen können.

Der Beitrag ist unter dem Titel „The Effect of Past Performance and Task Type on Managers' Target Setting Decisions: An Experimental Investigation“ in der Fachzeitschrift „The Accounting Review“ erschienen. Die Zeitschrift wird nach dem aktuellen VHB-JOURQUAL-Ranking der Gruppe der A+-Journalen zugeordnet und zählt zu den renommiertesten Zeitschriften in der Betriebswirtschaftslehre. Der vollständige Beitrag ist hier erhältlich.