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Über die Rolle von Aktienrückkäufen für die soziale und ökologische Nachhaltigkeit von Firmen

Studie von Forscher:innen der WWU und der RWTH im Journal of Business Ethics erschienen

Nachhaltigkeitsmotive stehen mittlerweile auf der Agenda vieler Unternehmen. Im Rahmen einer weltweiten Studie im Jahr 2016 gaben rund 90% der befragten Geschäftsführer:innen an, sich von entsprechenden Motiven leiten zu lassen. Dennoch wird die ökologische und soziale Nachhaltigkeitsbilanz diesen Ansprüchen nur selten gerecht. Eine häufige Erklärung liegt darin, dass sich die verantwortlichen Entscheidungsträger:innen börsennotierter Unternehmen dazu verpflichtet fühlt, im Interesse ihrer Aktionär:innen zu handeln.

In den letzten zehn Jahren vor der Coronakrise schütteten die im S&P 500 gelisteten US-Unternehmen 4,3 Billionen US-Dollar durch Aktienrückkäufe an ihre Aktionär:innen aus. Unternehmen, die mit Rückkäufen die kurzfristige Rendite ihrer Aktionär:innen steigern möchten, müssen bei der Zuteilung von Finanzmitteln jedoch Kompromisse eingehen, da ihnen letztlich ein geringeres Budget bleibt, um ihre langfristigen ökologischen und sozialen Ziele zu verfolgen.  

Vor diesem Hintergrund untersucht Prof. David Bendig (Leiter des Instituts für Entrepreneurship der WWU) gemeinsam mit Dr. Denise Fischer-Kreer, Dr. Mario Vaupel, und Prof. Dr. Malte Brettel von der RWTH Aachen in einer aktuellen Studie die Bedeutung von Aktienrückkäufen für die ökologische und soziale Nachhaltigkeit von Unternehmen. Zwei zentrale Zusammenhänge werden von den Forscher:innen betrachtet. Einerseits untersuchen sie, wie die von Unternehmen offen kommunizierte Orientierung an ökologischen und sozialen Nachhaltigkeitszielen das Aktienrückkaufverhalten beeinflusst. Andererseits beschäftigen sie sich mit der Frage, wie Aktienrückkäufe die tatsächliche Nachhaltigkeitsbilanz der Unternehmen beeinflussen. Ihre Untersuchung basiert auf einem Paneldatensatz von rund 500 US-amerikanischen Unternehmen für den Zeitraum von 2004 bis 2016.

Für Unternehmen außerhalb des Finanzsektors beobachtet das Forscherteam deutlich weniger Aktienrückkäufe, wenn Unternehmen sich zuvor zu ihrer Umweltorientierung bekannt haben. Jedoch ist diese Beziehung in solchen Firmen abgeschwächt, in denen der Vorstand die Möglichkeit hat, hohe variable Erlöse aus der Veräußerung von Aktienoptionen zu erzielen. Zwischen Aktienrückkäufen und der tatsächlichen ökologischen und sozialen Nachhaltigkeitsbilanz besteht hingegen eine negative Beziehung. Unternehmen, die ihren freien Cashflow für den Rückkauf eigener Aktien verwenden, haben demnach weniger finanzielle Mittel für Reinvestitionen zur Verfügung, die ein nachhaltiges Wachstum des Unternehmens fördern.

Die Forscher:innen kommen zu der Schlussfolgerung, dass der Übergang zu nachhaltigen Geschäftsmodellen entsprechende Managementanreize erfordert. Diese sollen so ausgestaltet sein, dass sie ein Gleichgewicht in der Verwendung finanzieller Mittel zwischen der Rendite der Aktionär:innen sowie dem sozialen und ökologischen Impact befördern. An Nachhaltigkeit interessierte Aktionär:innen sollten die Glaubwürdigkeit der Nachhaltigkeitsversprechen von Unternehmen hingegen sorgfältig prüfen.

Die Studie von Mario Vaupel, David Bendig, Denise Fischer-Kreer und Malte Brettel ist unter dem Titel „The Role of Share Repurchases for Firms’ Social and Environmental Sustainability” im Journal of Business Ethics, einem Financial Times 50 Journal, erschienen und frei verfügbar (open access).

Links zu dieser Meldung

Volltext zur Studie (Open Access)

Prof. Dr. David Bendig

Institut für Entrepreneurship