Im Flow durch Münster dank „Leezenflow“
Das Fahrrad, auch „Leeze“ genannt, ist in Münster das meistgenutzte Verkehrsmittel: Mehr als 500.000 Fahrräder kommen dabei auf rund 310.000 Münsteranerinnen und Münsteraner. Mit der Promenade hat Münster sogar seine eigene Fahrradstraße. Das Projekt „Leezenflow“, das im Mai 2021 gestartet ist, trägt dazu bei, Radfahrerinnen und -fahrern ihre Fahrt zu erleichtern. Der Grüne-Welle-Assistent zeigt die Dauer der aktuellen Ampelphase an und trägt auf diese Weise dazu bei, Haltezeiten zu verringern und den Verkehrsfluss zu verbessern.
Angenommen man fährt mit dem Fahrrad auf eine Ampel zu und weiß, wann sie ihre Farbe wechselt. So kann man die Geschwindigkeit entsprechend anpassen, um im Idealfall ohne längere Haltezeiten „im Flow“ die Ampel zu passieren. Diese Grundidee steckt hinter dem Leezenflow-System. Dank einer digitalen Anzeige können näherkommende Radfahrerinnen und -fahrer schon früh erkennen, wann die Ampel das nächste Mal umspringt. Der Grüne-Welle-Assistent soll auf diese Weise mehr Komfort beim Radfahren ermöglichen und zu weniger Rotlichtverstößen beitragen. Im Zuge des Projektes arbeitet die Stabsstelle Smart City Münster mit dem Amt für Mobilität und Tiefbau (Fachstelle Verkehrsmanagement und Smart Mobility), dem Stadtplanungsamt (Fachstelle Baudenkmalschutz und -pflege), der Fachhochschule Münster (Münster School of Design) sowie bCyber UG und Code for Münster zusammen.
Von Mai 2021 wurde das Leezenflow-System an der Kreuzung Hörstertor auf Münsters Promenade getestet. Begleitend wurde eine wissenschaftliche Evaluation durchgeführt. Bis Mitte Juli 2021 untersuchte das Institut für Verkehrswissenschaft (IVM) das Verhalten der vorbeifahrenden Radfahrerinnen und -fahrer. Die wissenschaftliche Evaluation basiert auf einer Online-Bürger-Umfrage sowie Verkehrsbeobachtungen und -messungen vor Ort. Das Ziel der Evaluation besteht darin, Aussagen darüber treffen zu können, inwiefern Leezenflow den Radverkehrsfluss verbessert und die Verkehrssicherheit beeinflusst. 546 Bürgerinnen und Bürger haben an der Online-Umfrage teilgenommen.
Die Auswertung der Verkehrsdaten bestätigt, dass das Leezenflow-System dazu beiträgt, dass Radfahrerinnen und -fahrer weniger häufig an der roten Ampel stehen müssen und somit im Flow bleiben. Die Auswirkungen auf den Verkehrsfluss werden daher durch das IVM-Team, bestehend aus Prof. Dr. Gernot Sieg, Dr. Jan Wessel, Christina Brand, Thomas Hagedorn, Till Kösters und Marlena Meier positiv bewertet. Die Anhaltevorgänge vor der roten Ampel werden durch das Leezenflow-System um 5,9% bis 8,5% reduziert. Gemessen an der durchschnittlichen Anzahl an Radfahrerinnen und -fahrern, die zwischen 2018 und 2020 auf dem entsprechenden Promenadenabschnitt unterwegs waren, würden die Ergebnisse der Verkehrsauswertung bedeuten, dass dank des Grüne-Welle-Assistenten pro Tag in etwa zwischen 100 und 150 Radfahrerinnen nicht mehr vor einer roten Ampel warten mussten, sondern diese ohne anzuhalten überqueren konnten. Der Leezenflow-Assistent könnte daher schon bald an weiteren Punkten zum Einsatz kommen.
Die Ergebnisse der Auswertung, die im Dezember 2021 erschienen sind, stehen im Ratsinformationssystem der Stadt zum Download zur Verfügung. Außerdem lassen sich die Rohdaten, die im Zuge der Evaluation erstellt wurden, über den Publikationsserver der WWU herunterladen. Zusätzlich ist auch die komplette Bauanleitung des Leezenflows frei verfügbar.
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