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Wissenschaft und Innovation: „Standing on the Shoulders of Science“

Foto: pexels.com

Patentanmeldungen, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren, sind für Unternehmen wertvoller und führen häufiger zu einzigartigen Innovationen als Erfindungen ohne eine unmittelbare Verankerung in der Wissenschaft. Gleichwohl gehen wissenschaftsbasierte Innovationsvorhaben mit einem höheren Investitionsrisiko einher.  Zu diesen Erkenntnissen gelangt ein Forscherteam unter Beteiligung von WWU-Professor Martin Watzinger sowie Forscherinnen und Forscher der LMU München und der Harvard Business School im Rahmen einer aktuellen Studie.

Unternehmen, die mit immer kürzer werdenden Produktlebenszyklen und sich schnell verändernden Technologien konfrontiert sind, stehen unter hohem Zeitdruck. Iterative Forschungs- und Entwicklungsprozesse können Produkte schnell auf den Markt bringen. Neue Forschungsergebnisse legen jedoch nahe, dass Erfindungen, die sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse stützen, die auf der Grundlage von systematischen Beobachtungen und methodischen Experimenten hervorgebracht wurden, für Unternehmen wertvoller sein können.

In den USA bringen Patentanmeldungen, die Artikel aus wissenschaftlichen Fachzeitschriften zitieren, Unternehmen 26 Prozent oder 8,7 Millionen Dollar mehr Wert als patentierte Erfindungen, die ohne Bezugnahme auf wissenschaftliche Forschung entwickelt wurden. Die Verankerung von Innovationen in der Wissenschaft trägt außerdem dazu bei, dass eine größere Zahl von Produkten entwickelt wird, die einen einzigartigen Charakter haben. Dies ist das Ergebnis einer Studie von Joshua Lev Krieger, Professor an der Harvard Business School, Martin Watzinger, Professor an der Universität Münster, und Monika Schnitzer, Professorin an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Im Rahmen der Studie kategorisiert das Forscherteam etwa 1,2 Millionen US-Patente, die zwischen 1980 und 2009 angemeldet wurden. Die Kategorisierung der Patente erfolgt anhand ihrer Verweise auf wissenschaftliche Studien und andere Patente. Wenn Unternehmen Patente beantragen, müssen sie frühere Forschungsarbeiten, Technologien und Produkte benennen, die ihren neuen Erfindungen zugrunde liegen. Patentanmeldungen, die sich unmittelbar auf mindestens eine Studie beziehen, erhalten das höchste Maß an „Wissenschaftsintensität“. Bezieht sich ein Patent nicht direkt auf eine Studie, sondern lediglich auf ein anderes Patent, welches wiederum auf einer Studie basiert, gilt es als weniger wissenschaftsintensiv. Die am wenigsten wissenschaftsbasierten Erfindungen haben hingegen keine Verbindungen zu früheren Forschungsarbeiten.

Zur Schätzung des Wertes eines Patents untersuchen die Autoren die Veränderung des Aktienkurses eines Unternehmens nach Gewährung des Patents und vergleichen Anmeldungen innerhalb derselben Technologieklasse und desselben Jahres. Die Studie ergibt, dass der geschätzte Wert eines Patents mit der zugewiesenen Wissenschaftsintensität einhergeht. Patenten denen ein hohes Maß an Wissenschaftsintensität zugewiesen wurden, haben schätzungsweise also auch einen hohen Wert für die jeweiligen Besitzer.  Das Team bewertet zudem die Neuartigkeit eines Patents anhand von Wortkombinationen und stellt fest, dass diejenigen Innovationen, die in der Wissenschaft verwurzelt sind, einzigartiger sind, was sich wiederum in einem höheren Wert widerspiegelt. Die potenziellen Vorteile der wissenschaftsbasierten Forschung und Entwicklung sind jedoch auch mit einem höheren Investitionsrisiko verbunden. So scheitern Forschungs- und Entwicklungsteams oftmals bei dem Versuch, neue wissenschaftliche Erkenntnisse in marktfähige Produkte zu überführen.

Die Ergebnisse der Studie werden in dem Harvard Business School Working Paper „Standing on the Shoulders of Science“ ausführlich beschrieben. Auf Basis des Artikels ist im September ein Harvard Working Knowledge Article erschienen.