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Dekanat

Herzlich willkommen Prof. Dr. Markus Dertwinkel-Kalt

Markus Dertwinkel-Kalt ist seit Beginn des Wintersemesters 2021/22 Professor für Volkswirtschaftslehre am Centrum für angewandte Wirtschaftsforschung der WWU Münster. Vor seinem Ruf nach Münster war er Inhaber einer W3-Professur an der Universität Konstanz. Nach seiner Promotion an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, hatte er zunächst drei Jahre lang an der Universität zu Köln und im Anschluss an der Frankfurt School of Finance & Management geforscht und gelehrt.

Im aktuellen Forschungsmonitoring schafft es der Ökonom in die Rangliste der „Young Economists“, die Ökonom:innen unter 40 Jahren für ihre Forschung auszeichnet. Das Ranking bewertet die Forschungsleistung junger Ökonom:innen, die aus dem deutschsprachigen Raum stammen oder in Deutschland, Österreich oder der Schweiz aktiv sind. Die Ergebnisse wurden vor Kurzem im Handelsblatt veröffentlicht.

Wir heißen Prof. Dr. Markus Dertwinkel-Kalt ganz herzlich in Münster willkommen und haben ihm zum Einstieg vier Fragen gestellt:

Lieber Herr Prof. Dertwinkel-Kalt, Sie waren zuletzt an der Universität Konstanz tätig. Nun setzen Sie Ihre wissenschaftliche Laufbahn am FB4 in Münster fort. Was reizt Sie besonders an Ihrer neuen Aufgabe? 

Gewissermaßen erfülle ich mir mit dem Gang nach Münster meinen Lebenstraum: den einer Professur in meiner Heimat NRW. Umso schöner ist es auch, an eine so traditionsreiche Universität wie die WWU Münster berufen worden zu sein. Die WWU Münster bietet mir eine große Freiheit bei der Wahl meiner Lehrveranstaltungen und einen für meine Forschung gut ausgestatteten Lehrstuhl. Besonders gefallen hat mir aber auch gleich von Anfang an das Gefühl, vermittelt bekommen zu haben, viele Dinge mitgestalten und entscheiden zu können.

Auf welche Schwerpunkte konzentriert sich Ihre derzeitige Forschungsarbeit?

Mein Hauptforschungsgebiet ist die Salienztheorie, eine psychologisch fundierte Theorie, welche viele Abweichungen rationalen Verhaltens auf begrenzte Aufmerksamkeit des Entscheidungsträgers zurückführt. Wieso fällt man immer wieder auf Lockangebote rein, zum Beispiel auf Bonusverträge, die tolle Abschlussprämien versprechen, sich letztlich aber als ziemlich kostspielig herausstellen? Wieso kauft man rabattierte Produkte soviel lieber, selbst wenn der Rabatt ein Fake-Rabatt ist? Wieso schiebt man Kosten so gerne in die Zukunft, zum Beispiel indem man auf Raten kauft? Und wieso mag man einige Risiken so gerne, sei es im Glücksspiel oder bei der Karriereplanung – und vermeidet andere Risiken, indem man überteuerte Versicherungspolicen abschließt? Diese und viele weitere Fragen kann die Salienztheorie beantworten. Einerseits teste ich die Validität dieser Theorie experimentell, sowohl im Labor als auch im Feld, andererseits studiere ich theoretisch ihre Implikationen für Märkte und Wettbewerbspolitik. Zudem beschäftige ich mich mit digitalökonomischen Fragestellungen, beispielsweise der Marktabgrenzung digitaler Märkte oder den ökonomischen Implikationen von Geoblocking.

Auf welche inhaltlichen Schwerpunkte dürfen sich unsere Studierende in der Lehre freuen?

Ich biete zwei neue Schwerpunkte an, die gut zu den großen Themen unserer Zeit passen und daher hoffentlich auch bei den Studierenden auf reges Interesse stoßen werden: zum einen die „Digitale Ökonomie“, welche sich mit den Veränderungen für Märkte befasst, die die Digitalisierung mit sich bringt. Insbesondere Geschäftskonzepte und Regulierungsansätze für digitale Global Player wie Amazon, Facebook, Google, AirBnB oder Netflix stehen hier im Fokus. Zum anderen biete ich die „Verhaltensökonomik“ an, welche untersucht, inwiefern und wieso Menschen nicht so rational agieren wie sie gerne möchten: Wieso wechseln Menschen ihre Stromanbieter nicht und kündigen auch jene Abos lange nicht, die kaum mehr genutzt werden? Wieso überschätzen Menschen die Gefahren von Impfungen, unterschätzen tendenziell aber Gefahren im Straßenverkehr? Und wieso gibt es in Österreich soviel mehr Organspender als in Deutschland? Weitere, öffentlich vieldiskutierte Themen, für welche ich zwar kein ausgewiesener Experte bin, an welchen ich aber wissenschaftlich dennoch sehr interessiert bin, möchte ich gerne in Seminaren mit den Studierenden diskutieren, so beispielsweise klimaökonomische Probleme, „Media Bias“ und ökonomische Studien zur Diskriminierung.

Wodurch zeichnet sich Ihrer Meinung nach gute Lehre aus?

Zum einen sollte gute Lehre von anschaulichen und interessanten Problemen ausgehen: gerade in der VWL ist das meist problemlos möglich, denn die Presse ist voller Artikel, die Ausgangspunkt für spannende Lehre sein können. Zum anderen sollte gute Lehre dann aber eben auch abstrahieren und das Problem fundiert und wissenschaftlich aufarbeiten, also eben das bieten, was in öffentlichen Diskussionen (meist) zu kurz kommt. Im Vergleich zum Studium bloß anhand von Büchern und Videos sollte gute Lehre immer einen echten Mehrwert erzielen: unter anderem auch dadurch, dass sie den Dialog mit den Studierenden sucht.