|
Dekanat

Digitalisierung verändert die Welt des Sports

Warum Sportler/innen zunehmend auf „Mixed-Reality“-Plattformen zurückgreifen
© ZWIFT.com

Die Digitalisierung wirkt sich auf nahezu alle Lebensbereiche aus. Sogar die Art und Weise, wie wir sportlichen Aktivitäten nachgehen, verändert sich zunehmend. Fitness-Applikationen geben sowohl Profis als auch Hobbyathlet/innen die Möglichkeit, ihr Training effektiver zu gestalten und ihren Fortschritt nachzuhalten. Neben diesen Softwareangeboten gibt es Fitnessarmbänder und Smart Watches, die Sportler/innen ebenfalls bei der Organisation ihrer Trainingseinheiten unterstützen. Der Ausbruch und die Folgen der Corona-Pandemie haben in den vergangenen Monaten dazu geführt, dass sich auch die Art und Weise, wie sportliche Wettkämpfe ausgetragen werden, verändert hat. So übertragen neuartige digitale Plattformen basierend auf einer sogenannten Mixed-Reality-Technologie Sportarten wie Radrennen in eine virtuelle Welt, wo sich Sportler/innen miteinander treffen, gemeinsam trainieren oder in einem Wettkampf gegeneinander antreten können, ohne sich physisch nahe zu sein.

Die Onlineplattform ZWIFT ist ein Beispiel für eine solche Anwendung, die Anfang 2020 weltweit mehr als 1,6 Millionen Nutzer/innen zusammenbrachte. Mit Hilfe eines Smart-Trainers, der mit einem Fahrrad verbunden ist, können Sportler ihre Leistung durch Sensoren messen, die an ihrer Ausrüstung angebracht sind. Ihre Leistung wird dabei auf einen Avatar innerhalb einer virtuellen Welt übertragen. Plattformen wie ZWIFT bilden nicht nur die Grundlage für eine sportliche Freizeitgestaltung in den eigenen vier Wänden, sondern auch zur hybriden Gestaltung von Sportveranstaltungen. Diese neue Form der sportlichen Betätigung hat auch unter Profis in den vergangenen Monaten an Popularität gewonnen. So nahmen an der an der ersten „Virtual Tour de France“, die im Juli 2020 ausgetragen und in 130 Länder ausgestrahlt wurde, zahlreiche Radprofis – darunter drei Tour-de-France-Sieger sowie der amtierende Olympiasieger – teil.

Der Übergang von traditionellen Wettkämpfen hin zu einer Mixed-Reality erhält auch aus der Wissenschaft vermehrt Aufmerksamkeit. In einer aktuellen Studie untersucht ein Team aus Münsteraner Forschern die Frage, welche Motivationsfaktoren Profis und Hobbyathleten in ihrer Entscheidung beeinflussen, ihre Aktivitäten in eine gemischte Realität zu verlagern. Die WWU-Wissenschaftler Dr. Daniel Westmattelmann, Jan-Gerrit Grotenhermen, Marius Sprenger und Prof. Gerhard Schewe vom Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Organisation, Personal und Innovation greifen in ihrer Untersuchung in Zusammenarbeit mit Prof. William Rand von der North Carolina State University auf Umfragedaten und Interviews mit Profis und Hobbysportler/innen zurück und kommen dabei zu neuen Erkenntnissen.

Freizeitnutzer/innen nehmen die Möglichkeit, körperlich aktiv zu sein und dadurch ihre Gesundheit zu stärken, als praktischen Nutzen der Mixed-Reality-Anwendung wahr. Darüber hinaus minimiert die Nutzung der Technologie das Risiko, im Straßenverkehr in einen Unfall verwickelt zu werden oder sich durch physische Kontakte während der Corona-Pandemie zu infizieren. Während der Charakter der ursprünglichen Sportart beibehalten wird, mindert das virtuelle Training also die üblichen Risiken, die mit körperlicher Betätigung in der realen Welt verbunden sind. Gelegenheitsanwender/innen legen größeren Wert auf den sozialen und emotionalen Nutzen der Technologie, wohingegen Nutzer/innen, die häufiger an Mixed-Reality-Rennen teilnehmen, eher einen praktischen Nutzen sehen, der beispielsweise mit einer Stärkung der Leistungsfähigkeit aus dem wiederkehrenden Training verbunden ist. Trotz dieser Vorteile sehen Sportler/innen die Anwendung jedoch nicht uneingeschränkt positiv. Bedenken im Hinblick auf den Datenschutz werden in allen Sportlergruppen geäußert. Das Risiko, andere Nutzer/innen könnten die Technologie nutzen, um sich einen unfairen Vorteil zu verschaffen, wird hingegen nur von Sportler/innen als Nachteil gesehen, die „Mixed-Reality“-Plattformen für Wettbewerbe nutzen.

Der Artikel ist unter dem Titel „Apart We Ride Together: The Motivations behind Users of Mixed-Reality Sports” im Journal of Business Research erschienen. Den vollständigen Artikel lesen hier.