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Dekanat

Wie Bewertungssysteme die Zusammenarbeit beeinflussen

Studie des Lehrstuhls für Unternehmensführung im Journal of Economic Behavior and Organization erschienen
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In modernen Unternehmen werden Aufgaben oft in Teams erledigt. Die Beiträge einzelner Teammitglieder sind jedoch nicht immer messbar und werden daher auf Basis subjektiver Einschätzungen durch ihre Vorgesetzten bewertet. Subjektive Einschätzungen bringen jedoch Probleme mit sich. So neigen Vorgesetzte aufgrund kognitiver Verzerrungen dazu, bei ihren Bewertungen kaum zu differenzieren („centrality bias“) und zu nachsichtig zu beurteilen („leniency bias“). Um diesen Verzerrungen entgegenzuwirken, gibt es Unternehmen, die ein sogenanntes Forced Ranking anwenden.

Ein Forced Ranking ist ein Beurteilungssystem, das Vorgesetzten bei der Leistungsbewertung eine bestimmte Verteilung vorgibt. Typischerweise fällt die Leistung eines jeden Beschäftigten in eine von drei Kategorien: Top-Leistungen, vitale Leistungen und schwache Leistungen. Die vorgeschriebene Verteilung der Beschäftigten auf die drei Kategorien entspricht oft einer Glockenkurve, sodass ein geringer Anteil der Beschäftigten (10-20%) in die erste und die letzte Kategorie eingeordnet wird, während die übrigen Beschäftigten der mittleren Gruppe angehören. Diese Einteilung hat wichtige Konsequenzen für die Beschäftigten: Während Top-Leistungen mit hohen Boni honoriert werden, müssen Beschäftigte in Folge schwacher Leistungen häufig auf Sonderzahlungen verzichten und können bei anhaltend schwacher Leistung sogar aus dem Unternehmen ausscheiden.  

Ein Forced Ranking hat das Ziel, die Genauigkeit der Leistungsbewertung zu erhöhen und Vorgesetzten bei ihren Einschätzungen zu mehr Ehrlichkeit und Direktheit zu verhelfen. Unternehmen versprechen sich hierdurch eine Verbesserung der Mitarbeitermotivation durch die Honorierung überdurchschnittlicher Leistungen. Im Optimalfall soll hieraus eine Hochleistungskultur entstehen und ehrliches Feedback gefördert werden. Andererseits können die internen Vergleiche und Gehaltsunterschiede die Zusammenarbeit und Kooperation unter den Beschäftigten hemmen.

Eine aktuelle Studie des Lehrstuhls für Unternehmensführung untersucht den Einfluss eines solchen Bewertungssystems auf die Teamzusammenarbeit in drei Experimenten, in denen studentische Probandinnen und Probanden einzeln und gemeinsam Aufgaben lösten. Auf Basis der Experimente testet das Forscherteam, unter der Beteiligung von Dr. Linda Loberg, Prof. Stephan Nüesch und Prof. Nils J. Foege, inwiefern sich das Bewertungssystem auf die (Team-)Leistung auswirkt. Das Forscherteam kommt zu dem Ergebnis, dass die Einführung eines Forced Rankings im Falle einer intensiven Zusammenarbeit die Teamproduktivität beeinträchtigt, den Wissensaustausch zwischen den Teammitgliedern verringert und die wahrgenommene Gerechtigkeit senkt. Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass ein Forced Ranking nur angewendet werden sollte, wenn Beschäftigte alleine arbeiten.

Die Studie ist im Journal of Economic Behavior and Organization erschienen. Sie kann unter dem folgenden Link abgerufen werden: www.go.wwu.de/0goqc