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Dekanat

Verbindlichkeit für beide Seiten

Gemeinsam entwickelte Lehr- und Lernstandards sollen Studienbedingungen weiter verbessern
Anne Langen, Prof. Dr. Theresia Theurl und Tanja Koch (von links) sind sich einig: Nur gemeinsam können die Studienbedingungen am FB4 nachhaltig verbessert werden. © WWU - Jana Haack

"Deine Stimme im Fachbereich", so lautet das Motto der Fachschaft Wirtschaftswissenschaften – "Wir FB4" das der gesamten Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. Dass dies keine leere Phrase ist, beweist ein neues Projekt: In der sogenannten TaskForce Studienbedingungen haben Dozenten und Studierende fast zwei Jahre lang gemeinsame Lehr- und Lernstandards entwickelt. Eines der Kernelemente sind beidseitige Verpflichtungen bei den Lehr- und Lernangeboten, Evaluationen und bei der Prüfungsorganisation. Ziel ist es vor allem, akute Probleme zu lösen, mehr Transparenz zu schaffen und die Studienbedingungen insgesamt zu verbessen.

"Als wir begonnen haben mit den Studierenden über die Lehre und das Lernen zu sprechen, wurde schnell klar, dass einige Probleme nicht warten konnten, bis die Studienstandards fertig formuliert waren", erinnert sich Dekanin Prof. Dr. Theresia Theurl an den Start. Noch während die TaskForce, in der auch Studiendekan Prof. Dr. Bernd Kempa und Maik Rösler, Geschäftsführer des Prüfungsamtes, mitarbeiten, die neuen Leitlinien entwickelte, setzte der Fachbereich daher bereits einige Punkte um. Dazu gehört beispielsweise, dass die Prüfer zusagen, die sechswöchige Korrekturzeit der Klausuren einzuhalten. Außerdem werden die Prüfungstermine seit 2015 bereits ein Semester im Voraus, statt nur einige Wochen vorher, veröffentlicht.

Seit der Fachbereichsrat die Lehr- und Lernstandards im Januar einstimmig verabschiedet hat, sind sie für Studierende und Dozenten gleichermaßen verbindlich. "Das zeigt sich beispielsweise bei den Evaluationen. Die Studierenden müssen konstruktives und aussagekräftiges Feedback zu allen Veranstaltungen geben. Und die Lehrenden verpflichten sich dazu, die Evaluationsergebnisse vorzustellen und kritisch zu prüfen", erläutert Anne Langen, die als ehemalige Fachschaftsleiterin die Standards mitentwickelte. "Es bedeutet außerdem, dass die Standards überprüfbar sind. Hält sich jemand nicht an die Regeln, können wir auf dieser Basis das Gespräch suchen", ergänzt Studienberaterin Tanja Koch. Dies sei für alle Beteiligten ein Schritt in die richtige Richtung. Der Fachbereich verpflichtet sich zudem, digitale Lehrangebote auszubauen und innovative Lehrformate zu fördern.

"Seit ich 2014 Dekanin wurde, ist es mir wichtig, das Gespräch mit den Studierenden zu suchen. Durch die Arbeit der TaskForce konnten wir viele Kommunikationslücken schließen", betont Theresia Theurl. "Der Dialog, den wir dadurch angestoßen haben, ist nicht mehr umkehrbar." Vor allem die Verbindlichkeit, die mit den Standards für beide Seiten geschaffen wurde, sei eine Innovation. "Unser Wunsch ist es, dass die Regeln selbstverständlich werden und wir nicht mehr auf ihre Einhaltung achten müssen. Dann sind wir einen großen Schritt weiter", betont die Dekanin. Die Lehr- und Lernstandards seien zudem Teil des größeren Projekts "Wir FB4 – gemeinsam gestalten", das neben einem Entwicklungskonzept für die veraltete Bibliothek auch eine Digitalisierungsstrategie und weitere Verbesserungen der Studienbedingungen enthält.

"Aus unserer Sicht als Studierende war vor allem wichtig, dass unsere Stimme gehört wird. Mit diesem Format haben wir die optimale Möglichkeit, uns Gehör zu verschaffen und in direkten Kontakt mit den Lehrenden zu treten", sagt Anne Langen. Besonders erfreulich sei dabei, dass die Studierenden aktiv nach ihren Meinungen und Ideen gefragt wurden. Wichtig sei zudem, dass durch die Standards mehr Transparenz geschaffen werde. "Niemand ist enttäuscht, wenn sich beispielsweise die Korrektur der Klausuren durch Krankheiten oder andere Umstände verzögert. Aber es ist wichtig, die Gründe zu kennen, um weiter planen zu können." In solch einem Fall helfe die neue Regel, dass die Professoren den Studierenden einen "triftigen Grund" und einen "Hinweis zur Veröffentlichung" mitteilen müssen. Die Absprache scheint zügig zu greifen. "Im vergangenen Wintersemester", meint Anna Langen, "habe ich von den Studierenden nichts Negatives über die Korrekturzeiten gehört."

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 2, April 2020.