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Dekanat

Zur digitalen Transformation der Gesellschaft

Ringvorlesung im Wintersemester 2019/20

Im Wintersemester 2019/2020 bot die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der WWU zum wiederholten Male eine öffentliche Ringvorlesung zu einem aus gesellschaftlicher und ökonomischer Perspektive höchst relevanten Thema an. Die in jedem Semester stattfindenden Ringvorlesungen gewähren Studierenden ebenso wie der interessierten Öffentlichkeit Einblicke in Themen, die in regulären Vorlesungsveranstaltungen nur am Rande behandelt werden. Hierzu lädt die Fakultät regelmäßig Experten aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft ein. So widmete sich die Veranstaltungsreihe in diesem Semester der digitalen Transformation der Gesellschaft.

Am 15. Januar begrüßte die Dekanin der Fakultät, Prof. Theresia Theurl, Prof. Christian Djeffal von der TU München. Djeffal ist Professor für Law, Science und Technology. Im Rahmen seines Vortrages gab er den Besuchern Einblicke in das Thema „Digitale Transformation und die Künstliche Intelligenz“ Als eine Subdisziplin der Informatik beschäftigt sich die Künstliche Intelligenz (KI) mit Problemlösungen durch technologische Systeme. Prof. Djeffal betonte in diesem Zusammenhang die Potenziale zur Effizienz- und Effektivitätssteigerung, die von der KI ausgingen. Jedoch seien junge Technologien stets fehleranfällig, wie Prof. Djeffal an zahlreichen Praxisbeispielen verdeutlichte. Obwohl es heute noch an einem Verständnis der Bedeutung dieser technologischen Entwicklung für die Gesellschaft mangele, so sei die Politik doch gefragt, rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Potenziale der Technologie in Zukunft ausschöpfen und Missbrauch vorbeugen zu können. 

Am 23. Januar hieß Prof. Dr. Jörg Becker vom Institut für Wirtschaftsinformatik am FB4 mit Prof. Dr. Reiner Kurzhals den zweiten Referenten der Veranstaltungsreihe willkommen. Kurzhals ist Professor für Statistik und Quantitative Methoden an der Fachhochschule Münster. Gleichzeitig ist er erfolgreicher Unternehmer und Gründer des Westphalia DataLab. Das DataLab betreibt Datenanalyse durch Machine Learning und Verfahren der künstlichen Intelligenz. Prof. Kurzhals und sein Team werten riesige Datenmengen von Unternehmen aus, denen das hierzu notwendige Know-How, die Technologien oder die Kapazitäten fehlen. Im Rahmen seines Vortrages referierte Prof. Kurzhals über die „Digitale Transformation“ und „den Faktor Daten“. Anhand von Beispielen aus der unternehmerischen Praxis hob Prof. Kurzhals die Bedeutung von Datenintelligenz für die Wirtschaft hervor. Grundlage hierfür bilde das Maschinelle Lernen, wodurch große Datenmengen effizienter verarbeitet und immer präzisere Prognosen ermöglicht werden könnten. Letztlich könne durch die Steigerung der Prognosegenauigkeit beispielsweise die Entsorgung leicht verderblicher Produkte in der Nahrungsmittelindustrie als Resultat einer exakteren Absatzplanung erheblich reduziert werden. Hierzu leiste das DataLab schon heute einen Beitrag. Auf diese Weise bilde das Unternehmen eine technologiebasierte Alternative zur klassischen Unternehmensberatung.

Am 30. Januar schloss Prof. Dr. Reinhard Schütte die Ringvorlesung mit einem Vortrag zu den Folgen der digitalen Transformation für den Handel ab. Prof. Schütte studierte am FB4 und promovierte anschließend am Institut für Wirtschaftsinformatik. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik und integrierte Informationssysteme an der Universität Duisburg-Essen. Als Vorstand, u.a. bei der EDEKA AG, leitete Prof. Schütte einige Jahre die Entwicklung und Einführung großer Softwaresysteme. Er widmet sich im Rahmen seiner Forschung den Themen Enterprise Transformation und Retail Enterprise Systems. Das 21. Jahrhundert bezeichnete Prof. Schütte im Zuge seines Vortrags als das Zeitalter exponentieller Entwicklungen. Dies gelte auch und vor allem für die technologische Entwicklung. Die enorme Tiefen- und Breitenwirkung der digitalen Transformation sei in der Geschichte beispiellos. Ein Ende der Entwicklung sei nicht abzusehen. Auch der Handel sei von der disruptiven Entwicklung in vielfacher Weise betroffen. So werde die Wertschöpfung von der materiellen zur virtuellen Ebene verlagert. Durch Vorwärts- und Rückwärtsintegration seien Wertketten im kontinuierlichen Wandel. Die rasche Entwicklung stelle Handelsunternehmen vor eine besondere Herausforderung. Es profitierten derzeit insbesondere „Early Movers“, denen es gelinge, Kunden durch Netzeffekte einen Mehrwert zu bieten. Sie kontrollierten den Kunden- ebenso wie den Anbieterzugang, während ihre Transaktionskosten nahezu bei Null lägen. Im Ergebnis sei eine natürliche Tendenz zu Oligopolen und Monopolen zu beobachten. Letztlich sähen sich durch die Digitalisierung sämtliche Handelsunternehmen mit neuartigen Herausforderungen konfrontiert, ein Transformationsproblem können jedoch nur einem Teil der Unternehmen attestiert werden.

Für Studierende der WWU sind die Aufzeichnungen der Vorträge von Prof. Christian Djeffal und Prof. Dr. Reiner Kurzhals über das Learnweb abrufbar: http://go.wwu.de/bc4-a. Im Sommersemester 2020 wird die Ringvorlesung in die nächste Runde gehen. Im Zuge der kommenden Vortragsreihe betrachten wir die Themen Klimawandel und Klimaschutz aus einer ökonomischen Perspektive. Weitere Informationen finden Sie in Kürze unter: https://www.wiwi.uni-muenster.de/ringvorlesung