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Dekanat

Europäische Fusionskontrolle in der Praxis

Ein Einblick in die Welt des Economic Consulting

Im Rahmen der Mastervorlesung Unternehmenskooperation: Mergers & Akquisitionen im Wintersemester 2019/20 stellten Patrick Peichert, Absolvent des FB4, und Elias Goelz, beide Consultants des ökonomischen Beratungsunternehmens Frontier Economics, wesentliche Elemente der Fusionskontrolle und ihrer Anwendung in der Praxis dar.

Bei jedem großen Fusionsvorhaben wird ihre Einschätzung von Mandanten, Behörden und Juristen nachgefragt: Economic Consultants. Umso spannender für die Studierenden von Elias Goelz und Patrick Peichert einen Einblick in ihren Beruf zu erhalten – von der Beratung im Vorfeld der Transaktionsanmeldung, über die Begleitung im Fusionskontrollverfahren bis hin zur Gutachtertätigkeit in Kartellrechtsfragen. Stets im Mittelpunkt und daher auch im Fokus ihres Gastvortrages sind dabei die Abgrenzung des relevanten Marktes sowie die anschließende Analyse möglicher wettbewerbsbeschränkender Effekte.

Nach einem kurzen Überblick über das Fusionskontrollverfahren auf EU-Ebene stellte Patrick Peichert hierzu heraus, dass die in der Theorie bereits herausfordernde Bestimmung des relevanten Marktes in der Praxis erst recht eine komplexe Herausforderung darstellt. Dabei besonders relevant ist der SSNIP (Small but Significant and Non-transitory Increase in Prices)-Test Verfahren zur Produktmarktabgrenzung. Anschauliche Beispiele verdeutlichten den Zuhörern zudem u.a., warum das Kundenverhalten bei Preiserhöhungen in der Praxis nicht immer zweifelsfrei durch Befragungen zu ermitteln ist, und wie schwierig es mitunter bereits sein kann, im Vorfeld einer Untersuchung potentielle Substitute für das betrachtete Produkt zu ermitteln. Im zweiten Teil des Vortrags leitete Elias Goelz anschließend in die Analyse der möglichen Auswirkungen von wettbewerbsbeschränkenden Zusammenschlüssen über. Hierbei fokussierte er auf unilaterale Effekte, d.h. mögliche Anreize der Fusionsparteien nach einer Fusion die Produktpreise zu erhöhen oder deren Qualität zu schmälern. Diese zu einer Verringerung der Konsumentenrente und der Gesamtwohlfahrt führenden Handlungen sind in der Praxis oftmals von besonderer Relevanz. Zur Messung von unilateralen Effekten steht u.a. der GUPPI (Gross Upward Pricing Pressure Index)-Ansatz zur Verfügung, welcher im Vergleich zu anderen Verfahren wie etwa einer Fusionssimulation ein einfacheres Vorgehen darstellt. Einer formaltheoretischen Herleitung ließ Goelz dabei insbesondere eine Erläuterung der argumentativen Hintergründe des GUPPI-Ansatzes, sowie  konzeptioneller Schwierigkeiten folgen.

Reges Interesse und zahlreiche Fragen der Studierenden stellten einmal mehr die inhaltliche Nähe zu den Vorlesungsinhalten und die Relevanz ökonomischer Konzepte in der (Beratungs-)Praxis unter Beweis.