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FB4-Doktoranden im Rahmen des Wissenschaftswettbewerbs „Europa und die EU“ ausgezeichnet

Vordere Reihe v.l.n.r.: Dr. Paul-Josef Patt mit den Geehrten Jan Wessel und Anna Nowak, Kim Leonie Kellermann (Pulse of Europe). Hintere Reihe: Prof. Jörg Becker (Centrum Europa der WWU), Prof. Michael Quante, Christian Lösel, Dr. Mathias Freise, und Christian Lüer (Pulse of Europe). Foto: Johannes Keil (Pulse of Europe)

Im Zuge der feierlichen Preisverleihung zum Wissenschaftswettbewerb „Europa und die EU“ wurden in der vergangenen Woche drei Nachwuchswissenschaftler/innen des FB4 ausgezeichnet. Der Wettbewerb wurde von der Münsteraner Ortsgruppe der Bürgerbewegung Pulse of Europe initiiert und in Kooperation mit der WWU, der Universitätsgesellschaft Münster, der Stadt Münster, den Jungen Europäischen Föderalisten Münster (JEF) und der Hochschulgruppe „Visionen für Europa“ durchgeführt. Die Sparkasse Münsterland Ost unterstützte den Wettbewerb finanziell.

Im Sommer 2019 waren Studierende und Promovierende der WWU aufgerufen, ihre wissenschaftlichen Arbeiten zum Thema Europa einzureichen. Die Ausschreibung richtete sich explizit an alle wissenschaftlichen Disziplinen – dementsprechend vielfältig war die Auswahl der eingereichten Beiträge. Das Spektrum reichte von rechtlichen Aspekten der EU-Flüchtlingsabkommen über die soziale Vertretbarkeit der EU-Agrarsubventionen bis zur rhetorischen Analyse von Redebeiträgen im Europäischen Parlament. Die Jury, bestehend aus Prof. Dr. Michael Quante (Prorektor der WWU für Internationales und Transfer), Prof. Dr. Friso Wielenga (Zentrum für Niederlande-Studien), PD Dr. Matthias Freise (Institut für Politikwissenschaft), Dr. Paul-Josef Patt (Vorsitzender der Universitätsgesellschaft), Christiane Lösel (Stadt Münster) sowie Vertreter/innen der Jungen Europäischen Föderalisten (JEF), der Visionen für Europa und von Pulse of Europe, wählte aus allen Einreichungen zwei preiswürdige Beiträge aus.

Der zweite Preis wurde an Jan Wessel und Kathrin Goldmann, beide Doktoranden am Institut für Verkehrswissenschaft der WWU, für ihren Beitrag „TEN-T Corridors – Stairway to Heaven or Highway to Hell?“ verliehen. Die Studie befasst sich mit den wirtschaftlichen Effekten des EU-geförderten Ausbaus der transeuropäischen Verkehrswege. Tatsächlich steigert die Anbindung an das europäische Verkehrsnetz die Wirtschaftsleistung in den betroffenen Gebieten um 0,5 bis 2 Prozentpunkte. Interessanterweise finden die Autoren auch Spillover-Effekte auf benachbarte Regionen, die nicht direkt Teil des Verkehrsnetzes sind. In seiner Laudatio betonte Dr. Paul-Josef Patt die Bedeutung der Ergebnisse für die Politikevaluation: Die Milliardeninvestitionen lohnen sich und die EU hat einen positiven Effekt auf die Entwicklung der neu angebundenen Regionen.

Mit dem ersten Preis wurde Anna Nowak, Doktorandin am Lehrstuhl für Ökonomische Politikanalyse der WWU, ausgezeichnet. Ihr Beitrag „EU Attachment in the Light of Islamist Terrorism“ beschäftigt sich mit einem brandaktuellen Thema: Den Auswirkungen einschneidender Ereignisse auf die europäische Identität. Dass negative gemeinsame Erlebnisse wie terroristische Anschläge das Gemeinschaftsgefühl in einem Nationalstaat erhöhen können, ist in den Sozialwissenschaften schon lange bekannt. Anna Nowak interessierte sich besonders dafür, ob auch der Zusammenhalt auf der europäischen Ebene durch ein derartiges Ereignis gestärkt werden kann. Dafür analysierte sie Umfragedaten aus dem Eurobarometer kurz vor und nach den großen Anschlägen in Paris 2015 und in Manchester 2017. Nach den Attacken in Paris, einer der Symbolstädte Europas, empfinden Befragte in anderen EU-Staaten tatsächlich eine größere Verbundenheit mit Europa. Die europäische Gemeinschaft wird nach diesem Erlebnis nicht auseinandergerissen, sondern näher zusammengebracht. Gleiches kann die Autorin für den Anschlag in Manchester nicht finden. Möglicherweise haben die Bürger/innen anderer EU-Staaten die Britinnen und Briten nach dem bereits bekannten Brexit-Votum nicht mehr als Teil ihrer Staatengemeinschaft empfunden.