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Dekanat

„WIR FB4“ – vier Fragen an Jun.-Prof. Dr. Lara Lobschat

Mit dem Beginn des Sommersemesters dürfen wir am Marketing Center Münster (MCM) eine neue Juniorprofessorin begrüßen. Lara Lobschat war bislang als Assistant Professor of Marketing an der University of Groningen in den Niederlanden tätig. Im vergangenen Jahr erhielt sie den MOA Insights Scientist Award für ihre wissenschaftliche Publikation zum Thema: “What Happens Online Stays Online? Segment-Specific Online and Offline Effects of Banner Advertisements”. Nun verstärkt Sie das Team des MCM. Wir möchten Frau Dr. Lobschat ganz herzlich an unserer Fakultät willkommen heißen und haben ihr vier Fragen zu ihrer neuen Aufgabe gestellt:

 

Liebe Frau Dr. Lobschat, Sie sind nun seit Anfang April Juniorprofessorin am Marketing Center Münster. Wie ist Ihr erster Eindruck?

Zunächst möchte ich mich sehr herzlich bei den Kollegen für den sehr herzlichen Empfang sowohl am MCM als auch an der Fakultät bedanken. Aufgrund dessen fühle ich mich bereits nach dem ersten Monat sehr wohl in meiner neuen Position. Natürlich wird es noch etwas dauern, bis ich mich final eingerichtet und die Abläufe im deutschen Hochschulsystem wieder verinnerlicht habe, aber die mir entgegengebrachte Unterstützung erleichtert auch diesen Prozess enorm. Da ich bereits in meiner ersten Woche in die Lehre eingestiegen bin, hatte ich auch die Möglichkeit, einen ersten Eindruck von den Studierenden Vorort zu erhalten und bin wirklich angetan: Ich bin auch von der Studentenschaft sehr freundlich und mit offenen Armen aufgenommen worden. Daher blicke ich sehr zuversichtlich auf die kommende Zeit an der Fakultät und am MCM.

 

Was hat Sie dazu bewogen, dem Ruf an unsere Fakultät zu folgen?

Meine Entscheidung basierte auf verschiedenen Faktoren, aber der größte Treiber war das herausragende Forschungsumfeld, welches die Fakultät und das MCM bieten. Die bedingungslose Ausrichtung des MCM an der Prämisse „Relevance and Rigor“, also dem Versprechen zu praxisrelevanter Forschung mit einem hohen Anspruch an wissenschaftliche Qualität, entspricht auch meinem Forschungsanspruch und eröffnet vielfältige Möglichkeiten zu Kooperationen mit den Kollegen am MCM. Das MCM besitzt mit seinen fünf international anerkannten Professoren und einem weiteren Junior-Professor eine herausgehobene Stellung in der deutschen Universitätslandschaft, welche gerade einer noch jungen Wissenschaftlerin wie mir großes Entwicklungspotential bietet. Auch die gemeinsame Center-Struktur, in der sich alle Mitarbeiter des MCM zu Austausch und Zusammenarbeit committet haben, orientiert sich an internationalen Vorbildern und ist ein weiterer Grund, warum ich mich für den Standort Münster entschieden haben.

Darüber hinaus eilt den Studierenden aus Münster ihr hervorragender Ruf im Hinblick auf Qualität, Motivation und Eigeninitiative voraus. Daher freue ich mich sehr darauf, in Zukunft mit dieser engagierten Studentenschaft zusammenzuarbeiten und (digitale) Marketingthemen zu diskutieren. 

 

Worauf liegt der Schwerpunkt Ihrer derzeitigen Forschungsprojekte?

In meiner Forschung beschäftige ich mich hauptsächlich mit relevanten Themen aus den Bereichen digitales Marketing und digitaler Kommunikation. Hierbei strebe ich die Beantwortung von praxisrelevanten Fragestellungen mithilfe von empirischen Untersuchungen und anspruchsvollen ökonometrischen Methoden an. Aufgrund dessen suche ich aktiv die Kooperation mit der Praxis und arbeite meist auch eng mit Unternehmen wie bspw. Telekom Deutschland GmbH oder Google zusammen.

In einem meiner derzeitigen Projekte untersuche ich mit meinen Co-Autoren der University of Texas at Dallas und der Universität Maastricht, wie unterschiedliche Gestaltungselemente wie Animation oder Werbebotschaft von digitaler Werbung das Kundenverhalten beeinflussen. Die Daten, die wir im Rahmen dieses Projekts untersuchen, wurden uns von der Wharton Customer Analytics Initiative zur Verfügung gestellt und umfassen das Online-Kundeverhalten eines internationalen Reiseunternehmens. Unser Ziel ist es, Marketing Managern Hinweise zur optimalen kreativen Ausgestaltung ihrer digitalen Online-Marketingkampagnen zu geben, auch im Hinblick darauf, ob das Primärziel der Kampagne der Aufbau der beworbenen Marke oder ein direkter Abverkauf ist.

In einem weiteren Projekt liegt der Fokus auf der Wirkung von Social Media Marketing während des sogenannten Customer Journey – also einfach gesagt, werde ich durch Facebook eher aufmerksam auf ein Produkt (oder eine Marke) oder kann die Interaktion mit einem Facebook Post auch direkt zu einem Kauf führen. Die Ergebnisse dieser Attributionsmodell-Studie haben wichtige Implikationen für die Allokation von Marketing-Budgets über unterschiedliche Online- und Offline-Kommunikationskanäle hinweg und sind daher nicht nur für unser Kooperationsunternehmen – ein großes deutsches Telekommunikationsunternehmen – sondern für alle Unternehmen, welche sowohl offline als auch online agieren, von großem Interesse.  

Weitere Projekte beschäftigen sich mit Synergieeffekten zwischen Online- und Offline-Kommunikationsinstrumenten sowie mit der digitalen Verantwortung von Unternehmen im Hinblick auf Technologieentwicklung und den Umgang mit Kundendaten, auch Corporate Digital Responsibility genannt. Sie sehen, ich habe noch viel vor.    

 

Wodurch zeichnet sich Ihrer Meinung nach gute Lehre aus und auf welche zukünftigen Kursangebote dürfen sich unsere Studierenden freuen?

Grundsätzlich denke ich, dass Lehre natürlich (praxis-)relevantes Wissen vermitteln soll. Daher orientiert sich meine Lehre an den neusten Erkenntnissen und Methoden aus der Forschung und wie diese in der Praxis angewendet werden (können). Jedoch beschränke ich mich hierbei nicht nur auf die Vermittlung von Wissen und Inhalten in einer reinen Vortragsform, sondern versuche, Studierenden die Möglichkeit zu geben, dieses Wissen auch konkret anzuwenden – sei es im Rahmen von Projektseminaren in Kooperation mit Unternehmen oder durch die kritische Auseinandersetzung mit Case Studies. Durch die praktische Anwendung von theoretischem Wissen wird das Erlernte greifbarer und die Studierenden erhalten einen konkreten Einblick in die Entscheidungsfindung von Führungskräften als Vorbereitung für ihr eigenes zukünftiges Arbeitsleben. Über mein Flipboard „Digital Marketing“ (http://flip.it/bW0L7s) teile ich weiterhin interessante Artikel aus der Presse mit den Studierenden und lade (digitale) Branchenexperten (z.B. von Zalando oder Facebook) zu meinen Veranstaltungen ein, um zu zeigen, wie sich Unternehmen mit den Herausforderungen der digitalen Transformation besonders im Bereich Marketing auseinandersetzen. Da an einer großen Universität wie der WWU das Format der klassischen Vorlesung nicht vollständig wegzudenken ist, versuche ich, auch im Rahmen meiner Vorlesungen, die Interaktivität mit den Studierenden bspw. durch kleine Online-Quiz zu fördern. Zu guter Letzt sollte gute Lehre mitreißend sein und die Studierenden begeistern. Hierbei gibt es natürlich themen- und studierendenspezifische Unterschiede, aber ich denke, dass der Enthusiasmus der Lehrperson sich in jedem Fall ansteckend auf die Studierenden auswirkt und zu einem angenehmen Arbeitsklima führt.

Das genaue Kurangebot, das ich in Zukunft anbieten werde, wird derzeit mit den anderen Professoren des MCM abgestimmt und steht daher final noch nicht fest. Grundsätzlich werde ich aber in den Bereichen meiner Forschung unterschiedliche Lehrformate anbieten. Hierbei ist es mein Anspruch, die Studierenden bestmöglich auf die Herausforderungen und neuen Jobprofile, die durch die digitale Transformation in der Wirtschaft entstanden sind, vorzubereiten. Dies wird sich sowohl in der thematischen als auch methodischen Ausrichtung meiner Lehre widerspiegeln. Als ersten Schritt hierzu werde ich im Wintersemester 2019/20 ein Projektseminar in Kooperation mit einem international-tätigen Unternehmen anbieten.