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Dekanat

WIR FB4 – vier Fragen an Prof. Stefan Klein

Interview zum Thema "Internationalisierung am FB4"

Prof. Dr. Stefan Klein ist Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik und Interorganisationssysteme an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und zugleich Direktor des European Research Center of Information Systems (ERCIS). Von 2008-2010 war Prof. Klein Dekan der Fakultät. Seit 2014 trägt er das Amt des Direktors für Internationale Akkreditierung. Zudem ist Professor Klein Vorsitzender der Rektoratskommission für Internationalisierung der Westfälischen Wilhelms-Universität. Wir haben ihm vier Fragen zum Thema Internationalisierung am Fachbereich 4 gestellt:

 

Das Thema Internationalisierung nimmt im Hochschulentwicklungsplan der WWU eine zentrale Stellung ein. Warum ist Internationalisierung für Hochschulen – insbesondere für Business Schools - heute wichtiger denn je?

Als Forscher sind wir Weltbürger: Wissen kennt keine nationalen Grenzen; selbst dort, wo Wissen einen räumlich eng begrenzten Gegenstandsbereich hat, steht dessen Erforschung in einem überregionalen Kontext. Teilhabe an der globalen Wissensgemeinschaft ist Voraussetzung für exzellente Forschung und für den wissenschaftlichen Dialog.

Die WWU ist Unterzeichner der Magna Charta Universitatum, in der es u.a. heißt: „Die Universitäten pflegen die Tradition des europäischen Humanismus und streben zugleich nach universalem Wissen. In der Erfüllung ihres Auftrags überschreiten die Universitäten alle geographischen und politischen Grenzen und bekräftigen die zwingende Notwendigkeit der gegenseitigen Kenntnis und der wechselseitigen Beeinflussung verschiedener Kulturen.”

Als wirtschaftswissenschaftlicher Fachbereich haben fast alle Gegenstandsbereiche von Forschung und Lehre globale Bezüge. Gerade in Zeiten eines erstarkenden Neo-Nationalismus ist es die Aufgabe der Universität, die Hintergründe und Chancen der internationalen Kooperation auf allen Ebenen -  gesellschaftlich, politisch und wirtschaftlich – deutlich zu machen. Den drängenden Problemen unserer Zeit – z.B. formuliert in den UN-Nachhaltigkeitszielen - können wir nur gemeinsam wirkungsvoll begegnen.

Als Universität steht die WWU und in gleichem Maße auch der FB4 für die Einheit von Forschung und Lehre: Wir sind Akteure in einem globalen Bildungsmarkt und halten erlebte und gelebte Internationalität für ein wichtiges Element der persönlichen Bildung wie der Ausbildung, die unsere Absolvent*innen auch auf einen globalen Arbeitsmarkt vorbereiten soll.

 

Im April 2011 wurde die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät als eine von bis heute nur wenigen deutschen Business Schools von der Association to Advance Collegiate Schools of Business (kurz: AACSB) akkreditiert. Welche Bedeutung hat diese Akkreditierung?

Um unsere Internationalisierungsziele zu erreichen, ist es unerlässlich, dass wir uns an internationalen Standards orientieren. Als Mitglied der AACSB bekennen wir uns zu grundlegenden Werten wirtschaftswissenschaftlicher Ausbildung – kurz: ethisches Verhalten, die Schaffung eines kollegialen Umfeld und die Verpflichtung zur sozialen Verantwortung (CSR). Gleichzeitig verpflichten wir uns zur strategischen Führung des Fachbereichs und einem systematischen Qualitätsmanagement im Sinne einer fortschreitenden Überprüfung und Verbesserung von Strukturen und Prozessen im Hinblick auf drei große Themen: Innovation, Engagement mit den Stakeholdern des Fachbereichs und Reflektion der Wirkung unserer Arbeit (Impact).

Die Mitgliedschaft im AACSB-Netzwerk ermöglicht einen intensiven Erfahrungsaustausch mit wirtschaftswissenschaftlichen Fachbereichen und Business Schools weltweit, die diese Perspektive teilen. Wir signalisieren damit zugleich, in welcher „Liga“ wir als Fachbereich spielen wollen. Als Verantwortlicher für internationale Akkreditierung und ehemaliger Dekan habe ich den Austausch zu Fragen der Führung eines Fachbereichs – ein Thema das ja nicht zu meinem Fachgebiet gehört – mit Kolleg*innen, die nicht nur in anderen institutionellen Kontexten arbeiten, sondern häufig auch über wesentlich mehr Erfahrung verfügen, sehr zu schätzen gelernt. Seit Jahren pflegen wir einen kollegialen Austausch mit AASCB-Mitgliedern in Europa: so habe ich etwa an einer Probebegehung in Groningen teilgenommen und im Gegenzug die Kollegen um kritisches Feedback zu unserem Reakkreditierungsantrag gebeten.

Im Unterschied zur deutschen Akkreditierung, die im Wesentlichen Mindeststandards definiert und überprüft, verfolgt die AACSB einen konsultativen, entwicklungsorientierten Ansatz: erfahrene Gutachter, zumeist Dekane von AACSB-Mitgliedern, bewerten und beraten den FB4 bei der systematischen Umsetzung seiner strategischen Ziele. Die erfolgreiche Akkreditierung ist entsprechend ein Markenzeichen.

In der Summe ist die AACSB-Akkreditierung für den FB4 ein umfassendes Organisationsentwicklungsprojekt. Forschungs- und Lehrstandards, die Struktur des Dekanats, mittelfristige Finanzplanung, die Internationalisierungsstrategie, der Beirat des Fachbereichs und die Serviceeinheiten für die Studierenden sind Themen, die entweder ursächlich mit der AACSB-Akkreditierung verknüpft sind oder durch die AACSB-Mitgliedschaft zusätzliche Impulse gewonnen haben.

 

Inwiefern wirkt sich die AACSB-Akkreditierung auf die Qualität des Studiums an unserem Fachbereich aus?

Die AACSB erwartet im Rahmen der Akkreditierung den Nachweis eines systematischen Qualitätsmanagement zur Sicherung und Überprüfung von Lernerfolgen: Assurance of Learning. Um diesen Nachweis zu erbringen, haben wir ein eigenes Organigramm mit den zugehörigen Aufgabenbeschreibungen der Verantwortlichen für Lehre und studentische Angelegenheiten erarbeitet und erstellen jährlich einen Bericht zum Curriculum Management. Eine zentrale Rolle kommt dabei der Task Force Curriculum zu, die den Studiendekan und sein Team sowie die Programmverantwortlichen regelmäßig zusammenbringt, um etwa über Lehrstandards, konkrete Verbesserungen, aber auch Innovation in der Lehre zu sprechen.

Das zyklische Modell (Abb. 1) beschreibt den generischen Prozess des Assurance of Learning, den wir auf die Besonderheiten des FB4 angepasst haben.

Abb 1: AoL Process (based on the AACSB paper on Assurance of Learning Standards: An Interpretation (November 2007; revised May 2013)

Die Lernziele unserer Programme bis hin zur Ebene der einzelnen Lehrveranstaltung werden aus unserem Mission Statement abgeleitet, das dem Selbstverständnis und der Ambition des Fachbereichs Ausdruck verleiht. Detaillierte Kursbeschreibungen dienen dabei nicht nur der Information der Studierenden, sie unterstützen auch die Austauschprogramme.

Das Qualitätsmanagement – von Lehrmethoden, Formen der Überprüfung und Bewertung des Lernerfolgs bis zum Vergleich der Leistungen ganzer Kohorten – basiert auf der systematischen Erhebung und Auswertung von Daten (evidenzbasiert), deren Ergebnisse an die Studierenden zurückgespielt werden. So werden die Gutachten für Qualifikationsarbeiten nach einheitlichen Kriterien, die die Lernziele widerspiegeln, erstellt. Diese Kriterien sind den Studierenden im Vorfeld bekannt.

Die AACSB-Akkreditierung wird auch von den Studierenden als Qualitätssiegel wahrgenommen und ist für den FB4 ein wichtiges Instrument zur Gewinnung und Bewahrung attraktiver Partnerschaften für den Studierendenaustausch.

 

In den vergangenen Semestern hat die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät vermehrt Unterstützung durch internationale Gastprofessoren - unsere „VIPs“ – erhalten. Was steckt hinter dem „VIP“-Programm?

Konsequente Internationalisierung muss auch auf der Ebene des Lehrkörpers seinen Ausdruck finden. Während die internationale Vielfalt bei Studierenden, Mitarbeiter*innen, PostDocs und Junior Professor*innen deutlich gestiegen ist, kommen aktuell alle Ordinarien – ungeachtet ihrer umfangreichen internationalen Erfahrung, Forschungs- und Lehraufenthalte, bis hin zu Ehrendoktorwürden – aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz. Da Internationalisierung durch Berufung allenfalls sehr langsam vonstattengeht, haben wir mit dem internationalen Gastprofessorenprogramm, kurz VIP-Programm, einen anderen Weg beschritten: Internationale Gastprofessoren, die sich bereiterklären, über einen Zeitraum von mindestens drei Jahren die Arbeit des Fachbereichs in Forschung, Lehre und Services regelmäßig zu unterstützen, können auf Antrag eines Centers in das VIP-Programm aufgenommen werden: „… in appreciation of her contributions in research, teaching and service to the school.” lautet der Text der Ernennungsurkunde der VIPs. Sie erhalten den Titel eines Visiting International Professors (VIP), sodass sie selbst wie auch der Fachbereich positive Reputationseffekte haben.

Mittlerweile tragen 19 Kolleg*innen den Titel eines VIP des FB4. Sie tragen maßgeblich zum Lehrangebot im Doktorandenprogramm bei, halten Vorträge und Lehrveranstaltungen, beteiligen sich an der Forschung in Form gemeinsamer Projekte und Publikationen und unterstützen den Fachbereich in Fragen der Akkreditierung. Es ist mithin ein wesentlicher Baustein der erlebbaren und gelebten "Internationalisierung @ Home" des FB4.

Die Anregung zum VIP-Programm verdanke ich einem Gespräch mit dem Dekan der Kölner WiSo-Fakultät. Die Ausgestaltung des Programms ist ein gelungenes Beispiel der Kooperation des FB4 mit dem International Office, der Rechtsabteilung und der Personalabteilung der WWU.