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„Social Bots“ im Bundestagswahlkampf

Unter vielen politischen Parteien herrschte im Vorfeld zur Bundestagswahl im vergangenen September zumindest in einer Frage Einigkeit: Die Verwendung von automatisierten Konten in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter – sogenannte „Social Bots“ – sind im Wahlkampf nicht zulässig.

Bei Social Bots handelt es sich um Computerprogramme, die darauf abzielen, in den sozialen Netzwerken mit maschinell erstellten Beiträgen Diskurse zu beeinflussen. Durch die Verbreitung solcher Bots kann der Eindruck erweckt werden, dass besonders viele Menschen eine bestimmte Meinung teilen. Viele Parteien sprechen sich daher gegen Social Bots aus. Auch die Freien Wähler teilen diese Ansicht. Die Partei setzt sich daher für eine Kennzeichnungspflicht maschinell gesteuerter Konten ein.

Wissenschaftler des Instituts für Wirtschaftsinformatik sind nun auf ein Botnetz aus 20-Schein-Profilen aufmerksam geworden, welches ein Bundestagskandidat der Freien Wähler während und nach dem Bundestagswahlkampf betrieben hat. Analysen der Wissenschaftler zeigen, dass der Bundeskandidat so viele hundert Nachrichten verbreitet hat, um Wähler zu gewinnen, sagt Dr. Christian Grimme. „Diese Profile sehen aus wie Accounts der Freien Wähler, eines regionalen Verbands oder von einzelnen Politikern. Nirgendwo steht, dass es sich um automatisierte Konten handelt“, so Grimme.

Die Untersuchungen wurden im Kontext des Projektes „PropStop“ durchgeführt. Im Rahmen des Projektes arbeitet ein interdisziplinäres Team aus Statistikern, Kommunikationswissenschaftlern, IT-Sicherheitsforschern, Journalisten sowie Unternehmen der IT-Sicherheitsbranche zusammen. An dem Projekt sind Wissenschaftler der WWU Münster, der TU Braunschweig und der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg beteiligt. Neben der Untersuchung von Propagandamerkmalen im Internet werden große Mengen von Meinungsäußerungen in verschiedenen Sphären der Netzöffentlichkeit auf übergreifende und wiederkehrende semantische sowie technische Muster hin untersucht. Mit dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt verfolgen die Forscher das Ziel, verdeckte Propagandaangriffe über Online-Medien zu untersuchen, zu identifizieren und nachzuweisen.

Mehr zu diesem Thema erfahren Sie unter goo.gl/zXNfbk bzw. goo.gl/dUm6x6.