|
Dekanat

Bericht über das 30. Symposium ‚Perspektiven für Wohnungsgenossenschaften‘ zum Thema „Digitalisierung –Ein verdrängtes Thema für Wohnungsgenossenschaften“

v.l.n.r.: Dirk Grünberg, Holger Grüneberg, Wolf-Bodo Friers, Prof. Dr. Theresia Theurl, RA Alexander Rychter, Marko McLachlan, nicht auf dem Foto: Prof. Dr. Mathias Fischer, Markus Wessel

Am 19. Oktober 2017 fand das 30. Symposium „Perspektiven für Wohnungsgenossenschaften“ des Instituts für Genossenschaftswesen der Universität Münster in Kooperation mit dem VdW Rheinland Westfalen e.V. statt. Vertreter aus der Digitalbranche sowie der genossenschaftlichen Wohnungswirtschaft referierten vor rund 130 Teilnehmern über digitale Strategien in Wohnungsgenossenschaften und welche Wettbewerbsvorteile daraus entstehen können. Die Teilnehmer diskutierten vor diesem Hintergrund über Aufgaben und Herausforderungen der Implementierung digitaler Prozesse und die Anforderungen an ein professionelles Datenmanagement. Insbesondere Maßnahmen im Bereich der Datensicherheit sowie die strategische Ausrichtung der Informationsverarbeitung zur Vorteilsgewinnung für Genossenschaftsmitglieder wurden intensiv beleuchtet.

RA Alexander Rychter, Verbandsdirektor des VdW Rheinland Westfalen e.V., eröffnete das Symposium. Rychter beschrieb zunächst bereits bestehende digitale Prozesse in der Wohnungswirtschaft, woraufhin er die Möglichkeit hervorhob durch die Digitalisierung zahlreicher Arbeitsschritte langwierige Planungsverfahren entscheidend zu beschleunigen. Auch die mittelfristige Umsetzung der Energiewende in Deutschland wird laut Rychter nur gelingen können, wenn sich die Digitalisierung der Wohnungswirtschaft in den nächsten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. Dies leitete unmittelbar zu den folgenden Fachvorträgen über.

In ihrem Vortrag „Digitalisierung – Wo ist sie für Wohnungsgenossenschaften wichtig und wie ist sie zu managen?“ stellte Univ.-Prof. Dr. Theresia Theurl, Direktorin des Instituts für Genossenschaftswesen der Universität Münster, die Potenziale digitaler Geschäftsbereiche für Wohnungsgenossenschaften dar und leitete daraus zentrale Handlungsnotwendigkeiten zur erfolgreichen Implementierung ab. „Das disruptive Potenzial der Digitalisierung in der Wohnungswirtschaft wird oftmals verkannt.“ In allen Bereichen der Wertschöpfungskette von Wohnungsgenossenschaften haben Informationen und deren effiziente Nutzung eine hohe Relevanz. Von der Projektsteuerung über Smart Home-Angebote bis hin zum Portfoliomanagement werden digitale Prozesse erforderlich sein. Von besonderer Bedeutung sei hierbei eine langfristige Perspektive in der Beurteilung einzunehmen und die Digitalisierung als kleinteilige und dauerhafte Aufgabe wahrzunehmen. Die Komplexität und auch die Notwendigkeit der Umsetzung eines solchen Ansatzes verdeutlichten die folgenden Vorträge.

Der Titel des anschließenden Vortrages von Prof. Dr. Mathias Fischer, Leiter des Arbeitsbereiches „IT-Security and Security Management“ an der Universität Hamburg, lautete „IT-Sicherheit in einer vernetzten Welt“. Prof. Fischer verdeutlichte in seinem Vortrag die Bedeutung eines umfassenden Datenschutzes aufgrund der Vernetzung persönlicher Daten auf zahlreichen digitalen Endgeräten und Dienstleistungsplattformen des täglichen Gebrauchs. „Als Ursprung dieser schlechten Sicherheitslage kann eindeutig die Software identifiziert werden.“, fasste Prof. Fischer die bestehende Problematik der Sicherheitslage zusammen. Darüber hinaus betonte der Experte für IT-Sicherheit die Notwendigkeit eines aktiven Sicherheitsmanagements, welches als kontinuierlicher Prozess in der Unternehmenskultur verankert werden müsse.

Wolf-Bodo Friers, Vorstandssprecher der Baugenossenschaft Langen eG, gab den Teilnehmern im Anschluss zum Thema „Think Big - Start Small. Aus der Praxis der Digitalisierung einer Genossenschaft – Strategie, Fallstricke und Rahmenbedingungen der digitalen Transformation“ einen Einblick in die Umsetzung einer Digitalisierungsstrategie. „Die kontinuierliche Kommunikation mit den Mitarbeitern und Mitgliedern zur Identifikation von lohnenswerten Digitalisierungspotenzialen hat sich als wesentliche Triebfeder unserer erfolgreichen Strategie etabliert.“, zeigte sich Friers zufrieden mit dem bisher Erreichten. Insbesondere die langfristige Bündelung von zeitintensiven Ressourcen sollte laut Friers bereits zu Beginn der Planung berücksichtigt werden.

Der anschließende Vortrag „Datenschutz bei Wohnungsgenossenschaften – Eine wichtige Rahmenbedingung der Digitalisierung“ von Holger Grüneberg, Project Manager Digitalization bei der Ritterwald Unternehmensberatung GmbH, zeigte die grundsätzlichen Veränderungen im Rechtsrahmen des Datenschutzes. Die Präzisierung und Ausweitung der Betroffenenrechte verpflichte auch Wohnungsgenossenschaften zu einem noch umfangreicheren Datenmanagement. „Bezüglich der Regelungen zur Auftragsverarbeitung durch Dritte ist es ratsam, mit verlässlichen europäischen Partnern zusammenzuarbeiten um sich erheblichen Bürokratie- und Koordinationsaufwand zu ersparen.“, gab Grüneberg den Teilnehmern einen wertvollen Hinweis mit auf den Weg.

Markus Wessel, Geschäftsführer der Universal Home GmbH, präsentierte in seinem Vortrag „Smart home ready for take-off? Was smarte Lösungen können und was nicht“ aktuelle Kooperationsprojekte zur Entwicklung digitaler Produkte für die Wohnungswirtschaft. „Die Berücksichtigung emotionaler Anreize bei Kaufentscheidungen ist insbesondere im Smart Home-Bereich von enormer Bedeutung. Wir sprechen nicht von Gebäude-Automation, sondern davon einen substanziellen Kundennutzen an den Beginn aller Überlegungen zu stellen.“, fasste Weber die Vorteile einer Umsetzung von Digitalisierungsstrategien zusammen.

In seinem Vortrag „Digitale Kunden- und Mitgliederbeziehungen – Der Weg in die Zukunft“ zeigte Dirk Grünberg, Leiter des Wohnservice des Selbsthilfe-Bauverein eG Flensburg, den Weg zu einem Online-Portal für die Mitglieder auf. Damit sei es gelungen die Interessen der Wohnungsgenossenschaft und ihrer Mitglieder durch Zeitersparnisse sowie erhöhte Transparenz und Serviceleistungen in Einklang zu bringen. „Auf Grundlage eines umfassenden Vorbereitungs- und Einführungskonzeptes konnten wir sowohl Mitarbeiter als auch Mitglieder von den Vorteilen eines Service-Portals überzeugen.“, zeigte sich Dirk Grünberg optimistisch bezüglich der weiteren Entwicklung des Online-Portals.

Den Abschluss des Symposiums bildete der Vortrag von Marko McLachlan, Leiter Organisation und IT der Baugenossenschaft Freie Scholle Bielefeld eG, zu dem Thema „Licht im Dokumentendschungel - Digitales Dokumentenmanagement effizient und sicher gestalten“. Nach der Aufbereitung unterschiedlicher Dokumententypen sahen sich die Verantwortlichen mit rechtlichen Fragestellungen konfrontiert. „Durch eine umfassende Mitarbeiterschulung ist es uns durch die Digitalisierung gelungen, Arbeitsverzögerungen und Koordinationsaufwand zu minimieren. Eine klare organisatorische Zuständigkeit und genaue Verfahrensbeschreibungen waren entscheidende Weichenstellungen um diesen anspruchsvollen Prozess der Veränderung erfolgreich zu bewältigen.“, zeigt sich Marko McLachlan überzeugt, eine Verbesserung für die Baugenossenschaft herbeigeführt zu haben.

Das nächste Symposium „Perspektiven für Wohnungsgenossenschaften“ findet am 21. März 2018 statt.