Alumni Story: Sebastian Weber
E.ON ist eines der größten Energieunternehmen Europas, hier arbeitet Sebastian Weber als Chief Information Officer (CIO). Seit Juli 2021 ist er für die IT-Strategie, den Betrieb und die Governance des Unternehmens verantwortlich und leitet die Entwicklung und Bereitstellung digitaler Lösungen und Dienstleistungen für Kund:innen und Stakeholder. Im Herbst 2024 wurde Sebastian Weber als CIO des Jahres in der Kategorie „Großunternehmen“ ausgezeichnet. Nach dem Abschluss seines Studiums der Wirtschaftsinformatik an der Universität Münster, war Herr Weber zunächst als selbständiger Software Engineer tätig. 2005 wechselte er zu Microsoft, wo er in den vergangenen Jahren verschiedene Positionen im In -und Ausland bekleidete und internationale Unternehmen auf der ganzen Welt in ihrer digitalen Transformation beriet. Neben seiner Tätigkeit als CIO von E.ON ist Sebastian Weber heute sowohl im Forbes Technology Council als auch im Advisory Councils der Harvard Business Review aktiv.
Im Interview berichtet Sebastian Weber über seine berufliche Laufbahn und wir erfahren, was Ihn aus seiner Zeit in Münster besonders geprägt hat.
Lieber Herr Weber, Sie haben die Modernisierung der IT bei E.ON in den letzten drei Jahren als Chief Information Officer (CIO) maßgeblich vorangetrieben. Wie sind Sie dort vorgegangen? Was war ihre Motivation und wo lagen mögliche Herausforderungen?
Die Motivation liegt auf der Hand: ohne Digitalisierung wird die Energiewende nicht möglich sein. Hierbei ist es wichtig sich langfristig aufzustellen und herauszuarbeiten, welche IT-Kernkompetenzen das Unternehmen besetzen muss. Dies war sicherlich einer der großen Herausforderungen, nach längerer Zeit im klassischem Outsourcing-Modell. Ebenso ist es entscheidend die Grundlagen richtig zu priorisieren. Wir haben uns entschieden zunächst vollständig in die Cloud zu gehen, weitere Basisarbeiten zu erledigen und parallel einen konzernweiten Data-Hub zu etablieren. Das sind die besten Voraussetzungen, um die Innovationen rund um Künstlicher Intelligenz und anderen Themen vollständig ausschöpfen zu können.
Bevor Sie 2019 zu E.ON kamen, waren Sie lange Zeit bei Microsoft beschäftigt und haben Unternehmen auf der ganzen Welt beraten. Was haben Sie aus dieser Zeit für ihren beruflichen Weg mitgenommen und gibt es Erlebnisse, die Sie besonders geprägt haben?
In den letzten 4 Jahren bei Microsoft war ich ausschließlich international auf der ganzen Welt unterwegs, unter anderem längere Zeit in Afrika, Südostasien und Osteuropa. Die Vielfallt an Talenten, Kulturen, unterschiedliche Kompetenzen und persönliche Hintergründe der Menschen haben mir nicht nur beruflich, sondern auch persönlich viel mitgegeben. Nachhaltig geprägt haben mich sicherlich Momente der starken Kontraste: bspw. Geschäftstermine mit Wirtschaft und Politik in denen man über Künstliche Intelligenz und Augmented Reality gesprochen hat. Gleichzeit sah man aus dem Fenster Menschen, die ohne feste Unterkunft auf der Straße leben und oftmals nicht wissen, wie sie die nächste Mahlzeit erhalten. Hierbei habe ich aber auch aus erster Hand erlebt, wie Technologie einen entscheidenden Beitrag für die Gesellschaft leisten kann.
Woran denken Sie, wenn Sie auf Ihre Zeit in Münster zurückblicken, und welchen Rat würden Sie heutigen Studierenden der Wirtschaftsinformatik mit auf den Weg geben?
Meine Zeit in Münster war geprägt vom Internet-Boom und der oft zitierten Dotcom-Blase. Es war eine gewisse Goldgräberstimmung zu spüren und jeder glaubte sofort handeln zu müssen. In diesem Kontext hatten die Vorlesungen und Seminare es manchmal schwer die richtige Aufmerksamkeit zu erlangen. Doch es gab auch Vorreiter an der WWU: die ersten digitalen Vorlesungen und Lernmaterialen fanden Einzug in den Alltag, es fühlte sich für alle noch sehr fremd an. Doch diese Innovationswellen konnte ich seitdem immer wieder miterleben, ganz aktuell sicherlich mit GenAI. Mein Rat ist es daher sich auf die Universität zu konzentrieren. Neben den Inhalten lernt man vieles mehr, was später im Beruf von Nutzen sein wird. Die Gelegenheiten am Markt kommen immer wieder. Aber wäre es nicht besser diese gut ausgebildet zu ergreifen?
Wie sehen Sie die Rolle von Künstlicher Intelligenz und anderen Technologien in der Zukunft in ihrem Arbeitsumfeld und in der Energiebranche allgemein?
Wie eingangs gesagt wird die Energiewende nicht ohne Digitalisierung zu stemmen sein. Dies trifft auch für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und weiteren, neuen Technologien zu. Bereits heute ist vielen im Alltag nicht immer ersichtlich, wie weit KI schon in unserem Leben integriert ist. Bei E.ON setzen wir in unterschiedlichen Bereichen auf KI, beschäftigen uns aber auch seit Jahren mit Quantum Computing. Beispielsweise überwachen wir Stromtrassen mit Satellitenaufnahmen, die dann von der KI ausgewertet werden. Wir verwenden Drohnen zur Inspektion von Stromasten und optimieren den Strombedarf unserer Kunden. Doch auch das Arbeitsfeld ändert sich massiv: viele Aufgaben werden weiter automatisiert, zum Beispiel die Zusammenfassung von Texten, Bewertung von Angeboten bis hin zur Auswertung komplexer Geschäftsprozessen. Während das oftmals überwältigend wirkt, handelt es sich am Ende auch nur um weitere Werkzeuge, die sich der Mensch zu nutzen machen muss.