Neue Studie: Balanceakt: Wie KI die Zufriedenheit der Mitarbeitenden am Arbeitsplatz beeinflusst




Dr. Colin Schulz (l.), Prof. Dr. David Bendig (m.l.), Dr. Antonio Bräunche (m.r.), und Prof. Dr. Bastian Kindermann (r.)
Wie verändert künstliche Intelligenz die tägliche Arbeit in großen Unternehmen und was bedeutet das für die Zufriedenheit der Mitarbeitenden? Die Studie, erschienen im Journal of Management Studies (VHB JQ3: A; ABS:4; IF: 6.4; Financial Times 50) zeigt: Die Arbeitszufriedenheit ist am höchsten, wenn Unternehmen ein moderates Niveau an künstlicher Intelligenz einsetzen - weder sehr wenig noch extrem viel.
Die zentralen Ergebnisse:
- Zu wenig und zu viel KI-Adoption schadet der Zufriedenheit: In den Daten geht ein sehr niedriger oder sehr hoher Einsatz von künstlicher Intelligenz mit geringerer Arbeitszufriedenheit einher. Ein moderates Niveau steht dagegen mit der höchsten Zufriedenheit in Verbindung. Für Führungskräfte heißt das: Mehr Technik ist nicht automatisch besser – es gibt ein klares Optimum.
- Unternehmenskultur bestimmt, wie weit man gehen kann: Unternehmen mit einer experimentierfreudigen, innovationsorientierten Kultur können künstliche Intelligenz stärker nutzen, bevor die Zufriedenheit der Mitarbeitenden sinkt. In Firmen mit sehr professionellem und streng organisiertem Datenmanagement fallen positive und negative Effekte hingegen schwächer aus und heben sich teilweise gegenseitig auf.
- Arbeitsplätze werden spannender, aber auch anstrengender: Interviews mit Führungskräften zeigen: Künstliche Intelligenz nimmt Routinearbeiten ab, ermöglicht spannendere Aufgaben und verringert die Abhängigkeit von wenig hilfreichen Kolleg:innen. Gleichzeitig wird freie Zeit oft mit zusätzlichen Aufgaben aufgefüllt, und Systeme können Entscheidungsräume einschränken oder Entscheidungen komplett automatisiert treffen. Das schmälert das Gefühl von Verantwortung, Status und Kontrolle.
Die Forschenden werten 4.299 Jahresbeobachtungen von 509 börsennotierten Unternehmen in den USA von 2009 bis 2020 aus. Grundlage sind Millionen anonymer Bewertungen auf einer Online-Plattform (Glassdoor) sowie Transkripte von Gewinnkonferenzen (Earnings Calls). Zusätzlich wurden in elf Unternehmen vertiefende Interviews geführt. So lassen sich Muster im Technologieeinsatz mit dem Erleben des Arbeitsalltags durch die Beschäftigten verbinden.
Für die Praxis bedeutet das: Führungskräfte sollten Projekte mit künstlicher Intelligenz immer auch aus Sicht der Mitarbeitenden denken – nicht nur über Effizienzgewinne. Jobs sollten so gestaltet werden, dass Technologie Lernen und sinnvolle Selbstständigkeit unterstützt, statt Überlastung und Bedeutungsverlust von Entscheidungen zu erzeugen. Wie weit Unternehmen gehen können, hängt stark von ihrer Experimentierfreude und dem Reifegrad ihres Datenmanagements ab.
Manager, Personalverantwortliche, und politische Entscheidungsträger, die eine bessere Balance zwischen digitaler Transformation und menschlichem Wohlbefinden anstreben, können von dem Lesen des Open Access Artikels profitieren. Die Studie „Curse or Blessing: Investigating the Influence of Firms’ Artificial Intelligence Adoption on Employee Job Satisfaction“ von Dr. Colin Schulz, Prof. Dr. David Bendig, Dr. Antonio Bräunche (alle Universität Münster) und Prof. Dr. Bastian Kindermann (Technische Universität Braunschweig) ist im Journal of Management Studies erschienen und als Open Access verfügbar. Lesen Sie den Beitrag hier (kostenlos zugänglich): https://doi.org/10.1111/joms.70004
Kontakt für Rückfragen:
Dr. Colin Schulz
University of Münster
Institute for Entrepreneurship
Leonardo-Campus 9, 48149 Münster
Email: colin.schulz@uni-muenster.de