Forschungskooperationen

Mitglieder der Fakultät kooperieren mit Unternehmen und anderen Institutionen, um aktuelle Herausforderungen in der Praxis und Politik zu adressieren. Im Folgenden stellen wir beispielhaft einige wenige derzeit laufende Forschungskooperationen vor.

  • Freie Fahrt dank "Leezenflow"

    Gemeinsam mit der Stadt Münster testet das Institut für Verkehrswissenschaft das innovative Leezenflow-System. Leezenflow ist ein open-source Grüne-Welle-Assistent, der speziell für Radfahrer:innen entwickelt wurde. Das System zeigt die verbleibende Zeit der aktuellen Ampelphase durch einen ablaufenden Balken an, der entweder grün oder rot gefärbt ist, sodass Radfahrer:innen schon von Weitem erkennen können, ob sie freie Fahrt haben. Dies soll ihnen dabei helfen, ihre Geschwindigkeit anzupassen, um die Ampel bei Grün zu überqueren, und so den Radverkehrsfluss zu optimieren. Im Rahmen eines natürlichen Feldexperiments im realen Verkehr werden die Auswirkungen des Leezenflow-Systems auf den Radverkehrsfluss und die Sicherheit analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass das Leezenflow-System statistisch signifikante Auswirkungen auf den Radverkehrsfluss hat. Durch das Leezenflow-System sinkt die Anzahl der Radfahrer:innen, die an roten Ampeln anhalten müssen, um 6,6%. Dementsprechend steigt der Anteil der Radfahrer, die die grünen Ampeln passieren. Die Daten weisen auch auf positive Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit hin. Das Leezenflow-System kann Stadtplaner:innen helfen, den Radverkehr zu fördern und damit eine nachhaltigere Mobilität zu ermöglichen.

  • Wissenschaftlich fundierte Durchführung von Mitarbeiterbefragungen

    Der Lehrstuhl für Unternehmensführung der Uni Münster arbeitet bereits seit mehreren Jahren mit dem Familienunternehmen Ernsting’s family aus Coesfeld-Lette zusammen. So begleitete das Lehrstuhlteam die Mitarbeiterbefragung des Unternehmens, die alle zwei Jahre durchgeführt wird. Der Fragebogen wird dabei in einem cross-funktionalen Dialog auf den Prüfstand gestellt und nach praxis- sowie wissenschaftsrelevanten Kriterien sorgfältig überarbeitet. Die von der ehemaligen Doktorandin Dr. Alexandra van der Berg aufgenommene Zusammenarbeit diente einerseits als Grundlage für eine 2022 im Journal of Personal Selling & Sales Management publizierten wissenschaftlichen Studie, andererseits erhielt Ernsting’s family eine objektive und professionelle Auswertung sowie Aufbereitung der Daten der Mitarbeiterbefragung für interne Zwecke. Auf diese Weise profitieren beide Partner von der praxisnahen Zusammenarbeit.

  • Forschungskooperation zwischen LVM und Institut für Wirtschaftsinformatik

    Wissensarbeiter:innen sind Personen, die ihr erworbenes Wissen für problemlösende Tätigkeiten nutzen, bei denen der Lösungsweg ganz oder teilweise unbekannt ist. Konzentrierte und unterbrechungsfreie Individualarbeit ist maßgeblich für die Produktivität von Wissensarbeiter:innen. Jedoch wird es für sie zunehmend schwieriger, ausreichende Zeit für Individualarbeit zu finden. Insbesondere für Wissensarbeiter:innen, die gleichzeitig in mehreren Projekten eingebunden sind, ist es eine Herausforderung, eine Balance zwischen Teamarbeit und Individualarbeit zu finden. Vor dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie war das Homeoffice ein „Refugium“ für Individualarbeit. Durch die Entstehung hybrider Arbeitsmodelle hat sich das Homeoffice jedoch zum Ort der digitalen Teamarbeit entwickelt. Vor diesem Hintergrund führt der Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Interorganisationssysteme in Zusammenarbeit mit der LVM semi-strukturierte Interviews mit Mitarbeiter:innen und Führungskräften durch, um herauszufinden, wann und wie diese unterbrechungsfreie Individualarbeit durchführen und wie sie mit Phasen der Teamarbeit zusammenhängt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Nutzung natürlich entstehender freier Zeitfenster oftmals nicht ausreicht, um Individualaufgaben zu erfüllen. Stattdessen müssen Mitarbeiter:innen sich und auch anderen den Bedarf an Individualarbeit bewusst machen und neben Phasen für Teamarbeit auch Phasen für Individualarbeit in ihren Planungen berücksichtigen. Der digitale Kalender spielt dabei eine zentrale Rolle, da er nicht nur jene Phasen zeitlich repräsentiert, sondern durch Statusanzeigen automatisch Signale an Kolleg:innen sendet.