Alumni Story: Felix Rudhart

International hat sich das Bild von Deutschland als Nation von Autofahrern etabliert. Dies lässt sich nicht nur auf die hohe Autodichte und die allseits bekannte Autobahn zurückführen, sondern auch auf die sehr bekannten deutschen Automarken. Eine dieser Automarken ist die Volkswagen AG, zuletzt der weltweit zweitgrößte Automobilhersteller nach Fahrzeugabsatz. Einer, der das Unternehmen sehr gut kennt, ist Felix Rudhart. Bereits nach dem Studium der BWL an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät wechselte Felix Rudhart zur Volkswagen AG und hatte seitdem verschiedene Positionen in Marketing, Vertrieb und Produktmanagement sowohl im In- als auch im Ausland inne. Felix Rudhart hat im Konzern das Vertriebsmodell der Agentur im Rahmen der E-Mobilität pilotiert und ist heute Leiter Vertrieb & Service Region Nord bei der Volkswagen Deutschland GmbH&CoKG.

Lieber Herr Rudhart, Sie haben Ihre berufliche Karriere bisher bei der Volkswagen AG verbracht. Was reizt Sie besonders an der Automobilindustrie?

Wie bei vielen von uns in der Industrie war das immer das Produkt; das fing schon sehr früh an, ich habe mich schon als kleiner Junge mehr als mein Vater über sein neues Auto gefreut, könnte noch heute am Geruch des neuen Fahrzeugs die damalige Marke erkennen und weiß noch heute die wichtigsten Performance Daten der Produkte, deren Tests ich damals in der Auto, Motor und Sport gelesen habe.  

Wie erleben Sie in Ihrem beruflichen Alltag die Entwicklung hin zu mehr E-Mobilität?

Eine so grundlegende Transformation in einem historisch gewachsenen Unternehmen erfordert extrem viel Energie und ist auch zuweilen schmerzhaft: wir nehmen bereits seit vielen Jahren den Wettbewerb von jüngeren Unternehmen der Industrie wie Tesla oder auch die chinesischen Marken sehr ernst, aber deren Situation ist wenig vergleichbar: wir starten nicht auf der grünen Wiese und können nicht auf Knopfdruck nach den heutigen Idealvorstellungen Prozesse, Systeme, Wertschöpfungsketten und Organisationen gestalten. Wir haben eine Legacy, die dies einerseits sehr schwer macht, aber andererseits auch unsere Stärke begründet.

Was war Ihre spannendste Herausforderung während Ihrer Tätigkeit in Irland und China?

Dies war sehr unterschiedlich: in Irland war mein Start im November 2008, da haben wir mitten in der Finanzkrise einen schlecht aufgestellten Importeur übernommen, der Gesamtmarkt ist um rund 65% eingebrochen und die gesamte Organisation hatte noch nie in einem schrumpfenden Markt mit hohem Wettbewerbsdruck gearbeitet. Das war ein klassischer Sanierungsfall, hat dennoch sehr großen Spaß gemacht. Denn hier haben wir in der Tat den „Reset Button“ gedrückt und das zugegebenermaßen sehr kleine Unternehmen komplett neu aufgestellt. In China war ich ab 2011, das waren die goldenen Zeiten in China; wir haben im Quartals-Rhythmus neue Werke eröffnet, neue Produkte gelauncht und Absatzrekorde gefeiert. Extrem spannend war die Zusammenarbeit im Joint Venture aber auch die Entwicklung in China: dort ging es wirklich ab, es gab nichts, was es nicht gab – die gesellschaftliche Dynamik und Entwicklungssprünge waren gefühlt 3x so schnell wie in Europa. Die jüngste Entwicklung in China haben wir derzeit überhaupt nicht so vorhergesehen, man hatte eher den Eindruck, China ist am Scheideweg und öffnet sich nachhaltig dem Westen.   

Was müssen Studierende mitbringen, die eine Karriere in der Automobilindustrie anstreben?

Die Vorstellungen über die richtigen Qualifikationen und die klassischen Anforderungen für eine erfolgreiche Karriere haben sich ja doch seit meinem Examen im Jahre 2002 sehr geändert: wenn ich es dennoch aus meiner persönlichen Perspektive formulieren darf, sind es nachwievor eine solide fachliche Ausbildung, einer Passion für die Produkte, ein hohes Engagement, eine große Portion Resilienz und eine positiv denkende, integrative Persönlichkeit, die einen weiterbringen. Die größte Herausforderung sehe ich darin, dass Mitarbeiter und Organisationen in der aktuellen Dynamik dem Druck ausgesetzt sind, sich ständig selbst erfinden und weiterentwickeln zu müssen. Das war vor einigen Dekaden im Berufsleben sicherlich einfacher.   

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