Tagungsbericht zum 36. Münsterischen Tagesgespräch

Künstliche Intelligenz, Lieferkettengesetz und Nachhaltigkeitsberichterstattung – Aktuelle Entwicklungen in Unternehmenspraxis und Prüfung

Das 36. Münsterische Tagesgespräch, welches der Münsteraner Gesprächskreis Rechnungslegung und Prüfung e. V. (MGK) am Donnerstag, den 13. Juni 2024, veranstaltete, stand dieses Jahr unter dem Oberthema „Künstliche Intelligenz, Lieferkettengesetz und Nachhaltigkeitsberichterstattung – Aktuelle Entwicklungen in Unternehmenspraxis und Prüfung“. Die Tagung wurde von Herrn Prof. Kirsch geleitet.

Besuch des Geomuseums der Universität Münster

Zum traditionellen Begrüßungsabend fanden sich bereits am Vortag einige Teilnehmende im Geomuseum der Universität Münster ein. Dort fand eine ebenso informative wie unterhaltsame Führung durch die Ausstellung statt, bei der die Teilnehmenden die 13,8 Milliarden Jahre währende Geschichte vom Urknall bis Westfalen erleben konnten. Die Teilnehmenden konnten dabei einzigartige Exponate aus Westfalen bestaunen, die in 14 Themenbereichen dargestellt wurden, um das Verständnis der erd- und lebensgeschichtlichen Entwicklung zu verstärken. Im Anschluss an den Museumsbesuch tauschten sich die Teilnehmenden beim Abendessen im Gasthaus Pinkus Müller über die Impressionen aus der Ausstellung aus und stimmten sich in gemütlicher Atmosphäre auf das 36. Münsterische Tagesgespräch am folgenden Tag ein.

Vorträge zu „Künstliche Intelligenz, Lieferkettengesetz und Nachhaltigkeitsberichterstattung“ und lebhafte Diskussionen

Herr Prof. Kirsch begrüßte zum Auftakt die rund 100 Teilnehmenden und eröffnete das 36. Münsterische Tagesgespräch. Neben den Vorträgen der insgesamt fünf Fachreferierenden zu den Themen Künstliche Intelligenz, Lieferkettengesetz und Nachhaltigkeit, hatten die Teilnehmenden in zwei Diskussionsrunden die Möglichkeit Fragen zu stellen und eigene Diskussionspunkte anzubringen.

Herr Holger Fehlbier, Partner bei EY Parthenon und Leiter des Bereichs Strategy and Transactions Technology and Innovation, berichtete als erster Referent über „Künstliche Intelligenz im Unternehmenskontext“. Im Rahmen seines Vortrags ging er auf die Anwendungsmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz in Unternehmen ein und stellte die Notwendigkeit dar, die Informationen der künstlichen Intelligenz zielorientiert auszuwerten, indem sie entsprechend ihres jeweiligen Risikos überprüft werden. Herr Fehlbier stellte insbesondere die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz in der künftigen Arbeitswelt heraus und riet den Teilnehmenden sich frühzeitig mit dieser Entwicklung zu befassen.

Anschließend referierte Herr WP/StB/CPA Prof. Rüdiger Loitz, Partner, COO Assurance und Leiter der Kapitalmarkt- und Rechnungslegungsberatung bei PwC GmbH WPG, zu dem Thema „Künstliche Intelligenz in der Wirtschaftsprüfung – Hype vs. Realität“. Er erläuterte wie Künstliche Intelligenz das Geschäftsmodell und die Abläufe in der Wirtschaftsprüfung verändert und nannte Einsatzmöglichkeiten der Künstlichen Intelligenz im Prüfungsprozess. Zudem machte er nicht nur auf die regulatorischen Grenzen der Nutzung Künstlicher Intelligenz aufmerksam. Herr Prof. Loitz verdeutlichte, dass Künstliche Intelligenz eine gute Unterstützung in der Wirtschaftsprüfung darstellt, es aber auch immer der menschlichen Aufmerksamkeit und Kontrolle bedürfe.

Nach einer kurzen Kaffeepause wurde die Tagung durch Herrn RA Dr. Nima Ghassemi-Tabar, Partner bei Deloitte, mit dem Thema „1 ½ Jahre LkSG – Lessons Learned und Ausblick“ fortgesetzt. Zunächst ging Herr Dr. Ghassemi-Tabar auf die Grundlagen und Anwendungsvoraussetzungen des Lieferkettengesetzes sowie das daraus resultierende Risikomanagement ein. Im Anschluss stellte er die Möglichkeiten einer unabhängigen Überwachungsfunktion dar. Abschließend gab Herr Dr. Ghassemi-Tabar einen Ausblick auf künftige Anpassungen des LkSG, die durch das Inkrafttreten der CSDDD notwendig werden.

Der erste Teil der Tagung wurde mit einer Diskussionsrunde abgeschlossen. Die Vorträge der Referierenden wurden aufgegriffen und insbesondere aus der Sicht des Mittelstandes kritisch beleuchtet. Hier hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit eigene Fragen und Diskussionspunkte anzubringen. Auch beim gemeinsamen Mittagessen wurden die Diskussionen fortgeführt. Am reichhaltigen Buffet konnten zudem neue Kontakte geknüpft und alte Bekanntschaften wieder aufgelebt werden lassen.

Herr WP/StB Prof. Bernd Stibi, Technical Director Financial & Sustainability Reporting bei dem Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland e.V. (IDW), leitete mit seinem Vortrag zu dem Thema „Nachhaltigkeitsberichterstattung – Aktueller Stand der Entwicklung“ in den zweiten Teil der Tagung ein. Er berichtete über den aktuellen Stand der CSRD sowie der ESRS. Zudem ging er auf den aktuellen Stand der EU-Taxonomie-Verordnung ein. Abschließend hinterfragte Herr Prof. Stibi die Nutzbarkeit und Steuerungswirkung der Nachhaltigkeitskennzahlen.

Als letzte Referentin des Tages befasste sich Frau Dr. Claudia Schrimpf-Dörges, Partnerin und Leiterin Accounting & Reporting Advisory sowie ESG bei Grant Thornton AG, mit dem Thema „Nachhaltigkeitsberichterstattung – Prozesse und Prüfung“. Zunächst erörterte sie die Art des Rahmenwerks der CSRD und der ESRS. Neben dem Gegenstand der Prüfung nach der CSRD ging sie auch auf die Standards für die Prüfung nach CSRD sowie wesentliche Grundsätze ein. Zudem erläuterte sie die Relevanz eines Internen Kontrollsystems für die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Frau Dr. Schrimpf-Dörges stellte heraus, dass die finanzielle und die nicht-finanzielle Berichterstattung aufeinander abgestimmt werden müssen, damit es langfristig zu einer gleichwertigen Berichterstattung kommt.

Die abschließende Diskussionsrunde bot den Teilnehmenden erneut die Möglichkeit ihre Fragen und Diskussionspunkte an die Referierenden zu adressieren. Hier wurde von den Referierenden der Hinweis gegeben, dass es sich lohnen würde, sich möglichst zeitnah mit neuen Entwicklungen wie der Künstlichen Intelligenz auseinanderzusetzen. Diese könnte eine Hilfe sein, um z. B. dem erhöhten Aufwand durch die Nachhaltigkeitsberichterstattung entgegenzuwirken.

Herr Prof. Kirsch bedankte sich zum Abschluss des Programms herzlich bei den Referierenden, den Teilnehmenden und den Organisatoren der Tagung. Bei einem anschließenden Get-Together im Foyer des Mövenpick Hotels in Münster konnten die Teilnehmenden in lockerer Atmosphäre die Inhalte des 36. Münsterischen Tagesgesprächs Revue passieren lassen. Es wurde deutlich, dass die Themen Künstliche Intelligenz, Lieferkettengesetz und Nachhaltigkeitsberichterstattung weiterhin die Unternehmenspraxis und Prüfung prägen werden und das Tagesgespräch ein geeigneter Rahmen dafür ist, den Gedankenaustausch zwischen Theorie und Praxis zu fördern.