Tagungsbericht zum 37. Münsterischen Tagesgespräch

Nachhaltigkeit im Fokus – Neue Anforderungen an Unternehmensberichterstattung und -bewertung?

Am Donnerstag, den 5. Juni 2025, veranstaltete der Münsteraner Gesprächskreis Rechnungslegung und Prüfung e. V. (MGK) das 37. Münsterische Tagesgespräch. Die Tagung stand unter dem Oberthema „Nachhaltigkeit im Fokus – Neue Anforderungen an Unternehmensberichterstattung und -bewertung?“ und wurde von Herrn Prof. Kirsch geleitet.

Besuch des Kunstmuseums Pablo Picasso

Einige Teilnehmende trafen sich bereits am Vortag zum traditionellen Begrüßungsabend im Münsteraner Kunstmuseum Pablo Picasso, in diesem Jahr mit der Ausstellung „Marc Chagall – Bildsprachen“. In der Ausstellung wurden in verschiedenen Räumen die eindrucksvollen Werke mit ihren vielfältigen Facetten von Marc Chagall ausgestellt. Im Rahmen der Führung erfuhren die Teilnehmenden zudem viele Details aus dem Leben von Marc Chagall. Im Anschluss an dem Museumsbesuch konnten sich die Teilnehmenden beim gemeinsamen Abendessen im Gasthaus Pinkus Müller über die Impressionen aus der Ausstellung austauschen und sich in gemütlicher Atmosphäre auf das 37. Münsterische Tagesgespräch am folgenden Tag einstimmen.

Vorträge zu „Nachhaltigkeit im Fokus – Neue Anforderungen an Unternehmensberichterstattung und -bewertung?“

Herr Prof. Kirsch begrüßte zum Auftakt die rund 85 Teilnehmenden und eröffnete damit das 37. Münsterische Tagesgespräch. Neben den brisanten Vorträgen der sechs Referierenden gab es für die Teilnehmenden getreu dem Motto und Format des Tagesgesprächs in zwei Diskussionsrunden die ausführliche Chance Fragen zu stellen und einige Diskussionspunkte anzustoßen.

Herr StB Dr. Matthias Schmidt, Partner im Bereich Sustainability Assurance Center of Expertise bei Deloitte, gab als erster Referent einen Einblick „in die Glaskugel“ der Berichterstattung im Kontext der Nachhaltigkeit. Im Rahmen seines Vortrages vermittelte Herr Dr. Schmidt einen Überblick über die nationale Umsetzung der CSRD und regulatorische Updates durch das erste und zweite Omnibus-Paket der Europäischen Kommission. Darüber hinaus bekamen die Anwesenden einen praktischen Einblick in die Ausgestaltung und Form der Nachhaltigkeitsberichterstattung in Form einer gemeinsam von Deloitte und dem DRSC durchgeführten Studie.

Anschließend referierte Herr WP/StB Nils Borcherding, Head of ESG Audit & Advisory bei Baker Tilly GmbH & Co. KG, über die Wesentlichkeitsanalyse als Kern der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Herr Borcherding erläuterte zunächst die Grundlagen und den mehrschrittigen Prozess der Wesentlichkeitsanalyse, bevor er anschließend ausgewählte Kriterien und Skalen zur Bestimmung und Bewertung der doppelten Wesentlichkeit nach CSRD und ESRS vorstellte. Abgerundet wurde der Vortrag von Herrn Borcherding durch die Vorstellung der Nachhaltigkeitsberichterstattung bei der Henkel AG & Co. KGaA als „Best Practice“.

Nach einer kurzen Kaffeepause, gefüllt mit leckeren Snacks und angeregten Gesprächen, berichtete Frau Prof. Isabel von Keitz über „Die neue Berichterstattung über immaterielle Ressourcen“ und stellte die Frage, ob diese Licht in die Markwert-Buchwert-Lücke bringen kann. Frau Prof. von Keitz ist Professorin für BWL an der FH Münster und beschäftigt sich insbesondere mit der (internationalen) Rechnungslegung sowie der Unternehmensberichterstattung (inkl. Nachhaltigkeitsberichterstattung). Die Anwesenden erhielten einen Einblick in die verschiedenen Kategorien immaterieller Ressourcen und ihre Abgrenzungskriterien sowie in die Anforderung an den Berichtsinhalt und die -gestaltung. Abschließend wurden anhand von Praxisbeispielen einige Beispiele für die Ausgestaltung der Berichterstattung über immaterielle Ressourcen gezeigt. Letztlich führt die Berichterstattung zwar zu mehr Informationen, die Marktwert-Buchwert-Lücke kann jedoch dadurch nicht vollständig geschlossen werden.

Der erste Teil der Tagung wurde mit einer Diskussionsrunde abgeschlossen. Die Vorträge der Referierenden wurden auf dem Podium und im Plenum aufgegriffen und insbesondere aus der Sicht des Mittelstandes kritisch beleuchtet. Gerade die Unsicherheit bei kleinen und mittelständischen Unternehmen im Zuge der Omnibus-Initiative stand im Fokus der Diskussion. Auch beim gemeinsamen Mittagessen wurden die Diskussionen fortgeführt. Die Zeit konnte auch intensiv genutzt werden, um neue Kontakte zu knüpfen und alte Bekanntschaften wieder aufzufrischen.

Nach der Mittagspause am reichhaltigen Buffet übernahm Frau WP/StB Susann Ihlau als Referentin zum Thema „Nachhaltigkeit quo vadis – Auswirkungen auf Geschäftsmodell, Risikomanagement und Wertsteigerung“. Frau Ihlau ist Geschäftsführerin/Partnerin bei Forvis Mazars GmbH & Co. KG, insbesondere für die Bereiche Corporate Finance und Unternehmensbewertung verantwortlich. Im Rahmen Ihres Vortrages wurde vor allem die Relevanz von ESG-Kriterien im Reporting und der Bewertung unterstrichen. Frau Ihlau zeigte deutlich, wie essenziell es ist, dass Unternehmen eine gewisse Resilienz in Bezug auf ESG in der Unternehmensstrategie, dem Geschäftsmodell und der Berichterstattung entwickeln.

Den Abschluss bildeten in diesem Jahr Herr Dr. Matthias Sinnemann und Herr WP/StB Dr. Cord Prigge mit ihren „Out of the box“-Beiträgen zur 4-Tage-Woche. Herr Dr. Sinnemann arbeitet als Assistant Professor am Lehrstuhl für Transformation der Arbeitswelt von Frau Prof. Backmann an der Universität Münster und forscht unter anderem zur 4-Tage-Woche und zur Mitarbeitendenzufriedenheit. Den Teilnehmenden wurden die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Studie zur 4-Tage-Woche vorgestellt. Herr Dr. Sinnemann konkludierte, dass eine flexible Ausgestaltung der 4-Tage-Woche die Mitarbeitendenzufriedenheit und Produktivität eines Unternehmens verbessern können. Herr Dr. Prigge, Geschäftsführer der STÜTZPUNKT StBG mbH in Lengerich, hat unabhängig von dieser Studie vor einigen Jahren selbst in seiner Steuerberatungskanzlei die 4-Tage-Woche eingeführt. Er schilderte sehr anschaulich den Entscheidungsprozess und die durchweg positiven Resultate in seiner Kanzlei. So erhielten die Teilnehmenden neben Erkenntnissen aus der Wissenschaft auch praktische Erfahrungen einer beispielhaften Umsetzung der 4-Tage-Woche.

In der abschließenden Diskussionsrunde hatten die Teilnehmenden noch einmal die Möglichkeit, ihre verbleibenden Fragen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie neu aufgetretene Fragen und Anregungen zur 4-Tage-Woche zu adressieren. Beide Bereiche wurden intensiv diskutiert. Alle waren sich einig, dass es spannend bleibt, was die Zukunft an weiteren Änderungen hinsichtlich der Nachhaltigkeitsberichtspflichten und der modernen Arbeitswelt mit sich bringt und wie die Entwicklung aussehen wird.

Herr Prof. Kirsch bedankte sich zum Abschluss des Programms herzlich bei den Referierenden, den Teilnehmenden und den Organisatoren der Tagung. Bei einem anschließenden Get-Together im Foyer des Mövenpick Hotels in Münster konnten die Teilnehmenden in lockerer Atmosphäre die Inhalte des 37. Münsterischen Tagesgesprächs Revue passieren lassen. Es wurde deutlich, dass die Themen Nachhaltigkeitsberichterstattung und auch die Transformation in der Arbeitswelt weiterhin die Unternehmenspraxis und Prüfung prägen werden und dass das Tagesgespräch ein geeigneter Rahmen dafür ist, den Gedankenaustausch zwischen Theorie und Praxis zu fördern.