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IVM

Quantifizierung der Phantomstau-Externalität

Um Staus auf Autobahnen zu bekämpfen, schlagen Ökonomen schon seit langem eine belastungsabhängige Maut vor: Die Benutzung der Autobahn wird zu den Hauptverkehrszeiten teurer, so dass einige Autofahrer früher oder später fahren oder auf den öffentlichen Verkehr wechseln und so der Stau reduziert wird.
Auf Autobahnen gibt es oft einen Stau aus dem nichts: Ohne ersichtlichen Grund (wie es eine Baustelle wäre) gibt es Stop-and-go Verkehr. Die Ursachen sind kleine Verhaltensfehler, beispielsweise das Überholen eines Lkw oder zu starkes Bremsen, und die Folge ist ein kilometerlanger Stau, der sich von allein nur schwer auflöst.
Kathrin Goldmann und Gernot Sieg haben nun berechnet, wie hoch eine Autobahnmaut in Deutschland sein könnte, wenn man diese Phantom-Staus mit einbezieht (Link zum Artikel). Während am Wochenende oder in der Nacht die Fahrt weiterhin kostenfrei wäre, müsste man zu den Belastungsspitzen nach ihren Berechnungen bis zu 38 Cent pro Kilometer bezahlen. Im Durchschnitt aller Zeiten käme man auf 4 Cent pro Kilometer. 

Die Erhebungskosten, die durchaus mehr als die Hälfte der durchschnittlichen Einnahmen betragen können, sprechen gegen eine solche Maut zur Finanzierung der Fernstraßen. Für eine solche Maut spricht, dass der Stau zu den Spitzenzeiten verhindert werden kann und der Verkehr mit der Maut, abgesehen von Baustellen und Unfällen, wieder fließt. Die Zeitgewinne kompensieren die Autofahrer jedoch nicht vollständig für die Mautzahlungen, die sie leisten müssen. Erst wenn die Mauteinnahmen wieder in den Straßenverkehr fließen, profitieren auch die Autofahrer von einer solchen Maut, da der Stau reduziert wurde.