Band 3

Simon Esser - Produktorientiertes Kostenmanagement in der chemischen Industrie

Eine empirische Analyse, Frankfurt a.M. 2010.

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In den letzten Jahren hatte Kosten- management wieder „Hochkonjunktur“. Durch den starken und unerwartet schnellen Einbruch der Nachfrage, der durch die globale Finanzkrise ausgelöst wurde, sahen sich viele Unternehmen gezwungen, dem Ergebnisrückgang mit kurzfristig wirksamen Maßnahmen zur Kostensenkung entgegen zu wirken. Hierbei wurden Kurz- arbeit eingeführt, Anlagen stillge- legt, Investitionen zurückgestellt und Budgets gekürzt. Im Vor- dergrund stand die Sicherung der Unternehmensexistenz. Dies galt für Unternehmen der deutschen Chemie- industrie gleichermaßen wie für Unter- nehmen anderer Wirtschaftszweige.

Kostenmanagement allein als Maßnahme zur Krisenbewältigung zu verstehen, greift jedoch zu kurz. Es vernachlässigt die Erkenntnis, dass die Kosten in den frühen Phasen der Produktentwicklung am stärksten beeinflusst werden können. Die Bemühungen zu einem proaktiven Kostenmanagement, das nicht der Krisenbewältigung, sondern der nachhaltigen Unternehmenswertsteigerung dient, sollten daher auf die Produktentwicklung fokussiert werden. Dieser kommt in der chemischen Industrie eine besondere Bedeutung zu. So arbeitet jeder zehnte Mitarbeiter von Chemieunternehmen im F&E-Bereich. Hinzu kommt, dass die chemische Industrie in Deutschland als viertgrößter Wirtschaftszweig auch volkswirtschaftlich einen hohen Stellenwert hat.

Demgegenüber hat sich die betriebswirtschaftliche Forschung bislang kaum mit dem produktorientierten Kostenmanagement in der chemischen Industrie beschäftigt. Auch branchenübergreifende Studien vermitteln nur sehr begrenzt Einblicke in die Praxis des Kostenmanagements bei Chemieunternehmen. Bei dieser Forschungslücke setzt die vorliegende Arbeit an: Sie verfolgt das Ziel, das produktorientierte Kostenmanagement im Rahmen einer auf die Chemieindustrie fokussierten Untersuchung theoretisch und empirisch zu analysieren und auf dieser Grundlage Handlungsempfehlungen für die Praxis abzuleiten. Hierzu wurden zwei Teilstudien durchgeführt: Die Fallstudie bei einem Lackhersteller beschreibt die Umsetzung der Target Costing-Methodik bei der Entwicklung eines chemischen Produktes. Sie zeigt auf, wie das in der Automobil- und Elektronikindustrie verbreitete Instrument des Target Costing auch auf Chemieprodukte wie Lacke angewendet werden kann. Darüber hinaus liegen mit der Feldstudie umfassende Erkenntnisse zum produktorientierten Kostenmanagement in der chemischen Industrie auf breiter empirischer Basis vor. Die Befunde erlauben generalisierende Aussagen und zeigen zahlreiche Implikationen für die Unternehmenspraxis auf. So wird z.B. gezeigt, dass der Einsatz des Target Costing den Erfolg des produktorientierten Kostenmanagements in der chemischen Industrie erhöht. Darüber hinaus werden weitere Forschungsbedarfe identifiziert.