Kommunikation nach innen und außen: Voraussetzungen und erfolgreiche Instrumente
Wohnungsgenossenschaften agieren auf Märkten, die in weiten Teilen gesättigt sind. Sie müssen sich in einem Wettbewerb behaupten, in dem auch die Mitbewerber ihre externe und in ter ne Kommunikation professionell gestalten und entsprechende Maßstäbe setzen. Dabei ist Kom munikation mehr als nur der Austausch von Infor mationen. Kommunikation muss dauerhaft, umfassend und zielgruppenorientiert organisiert werden. Erfolg reiche Kommunikation bewährt sich nicht nur in guten Zeiten, sondern ist auch in schwierigen Zeiten von entscheidender Bedeutung.
Diese Fragen wollen wir im bewährten Dialog von Genossenschaftswissenschaft und Genossenschaftspraxis anlässlich des 19. Symposiums „Perspektiven für Wohnungsgenossenschaften“ mit Experten und Praktikern diskutieren.
Univ.-Prof. Dr. Theresia Theurl
Geschäftsführende Direktorin des Instituts für Genossenschaftswesen der Universität Münster
RA Alexander Rychter, M.A.
Verbandsdirektor des Verbandes der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen e.V., Düsseldorf
Programm |
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Uhrzeit | Thema |
10.00 Uhr | Begrüßung und Einführung
RA Alexander Rychter, M.A. |
10:15 Uhr | Warum ist Kommunikation für Wohnungsgenossenschaften wichtig?
Univ.-Prof. Dr. Theresia Theurl |
10.45 Uhr | Gremien in die Kommunikation einbinden
Franz-Bernd Große-Wilde |
11.15 Uhr |
Kaffeepause |
11.45 Uhr | Unternehmensleitbild als Grundlage für Kommunikation
Marion Golling |
12.10 Uhr | Mitgliedern den genossenschaftlichen Mehrwert kommunizieren
Frank Seeger |
12.35 Uhr | Mitarbeiter in die Kommunikation einbinden
Andreas Otto |
13.00 Uhr |
Mittagspause |
14.00 Uhr | Kommunikation für schwierige Zeiten planen
David Wilde, MBA |
14.30 Uhr | Öffentlichkeit – Kommunikation bei Gegenwind
Klaus Werner |
15.00 Uhr | 11 Freunde sind wir – was suchen Wohnungsgenossenschaften bei Facebook & Co?
Prof. Dr. Thomas Hoeren |
15.30 Uhr |
Ende der Veranstaltung |
Kommunikation nach innen und außen:
Voraussetzungen und erfolgreiche Instrumente
Am 20. März 2012 fand das 19. Symposium „Perspektiven für Wohnungsgenossenschaften“ des Instituts für Genossenschaftswesen der Universität Münster in Kooperation mit dem VdW Rheinland Westfalen e.V. in Münster statt. Unter dem Oberthema "Kommunikation nach innen und außen: Voraussetzungen und erfolgreiche Instrumente" referierten Spitzenvertreter aus der Wohnungswirtschaft sowie aus der Wissenschaft vor etwa 135 Teilnehmern. Den interessierten Zuhörern wurden im Rahmen der Vorträge zahlreiche Impulse und Ansätze zur praktischen Umsetzung vorgestellt, die rege diskutiert wurden.
Publikum
Die Veranstaltung wurde durch Herrn RA Alexander Rychter, MA, Verbandsdirektor des VdW Rheinland Westfalen e.V., mit einer Begrüßung der Teilnehmer eröffnet. In seiner thematischen Einführung verdeutliche er die Aktualität und hohe Relevanz des Themas Kommunikation. Als Beispiel, mit dem er die Bedeutung der Kommunikation unterstrich, nannte er die Auflösung des Landtages in Nordrhein-Westfalen sowie die damit einhergehende, bevorstehende Landtagswahl am 13. Mai 2012. Nicht nur im Wahlkampf, sondern laufend spiele die Kommunikation auch bei den Wohnungsgenossenschaften eine bedeutende Rolle.
Verbandsdirektor RA Alexander Rychter
Im Anschluss referierte Frau Prof. Dr. Theresia Theurl, geschäftsführende Direktorin des IfG Münster, in ihrem Vortrag "Warum ist Kommunikation für Wohnungsgenossenschaften wichtig?" über die hohe Bedeutung der Kommunikation bei Wohnungsgenossenschaften. Kommunikation stelle eine Herausforderung für die Unternehmen dar. Daher bedürfe es einer Kommunikationsstrategie, in der festgelegt werden sollte, wer, was, wie und mit wem kommuniziert. Es müsse klar sein, dass Kommunikation zweiseitig und zielgruppenorientiert erfolgen sollte. Kommunikation stelle einen immerwährenden Prozess der Gewinnung, Nutzung und Weitergabe von Informationen über den MemberValue dar. Mit Hilfe empirischer Ergebnisse konnte gezeigt werden, dass die Vorstände der Wohnungsgenossenschaften die Mitgliederkommunikation als Teil ihres Förderauftrags ansehen und somit um die hohe Bedeutung der Kommunikation wissen.
Prof. Dr. Theresia Theurl
"Gremien in die Kommunikation einbinden" war das anschließende Thema von Herrn Franz-Bernd Große-Wilde, Vorstandsvorsitzender des Spar- und Bauvereins eG, Dortmund. In seinem Vortrag zeigte er auf, dass die Gremien der Wohnungsgenossenschaft als wichtige Multiplikatoren der Meinungsbildung, als Stimmungsbarometer der Bewohnerschaft, anzusehen seien. Daher müssten klare Kommunikationswege in der Wohnungsgenossenschaft definiert werden. Die schriftliche Kommunikation müsse mit einer mündlichen Kommunikation und einer persönlichen Komponente ergänzt werden, um der Bedeutung der Kommunikation gerecht werden zu können. Zudem berichtet Herr Große-Wilde in seinem Vortrag wie mit Spannungsfeldern in der Kommunikation, bspw. mit einer hohen Informationskomplexität, umgegangen werden sollte.
Franz-Bernd Große-Wilde
Mit dem Thema "Unternehmensleitbild als Grundlage für Kommunikation" beschäftigte sich anschließend Frau Marion Golling, Vorstandsvorsitzende des Hohenlimburger Bauvereins eG, Hagen. Transparente Kommunikation nach innen und nach außen sei für die Wohnungsgenossenschaften notwendig, um handlungsfähig zu bleiben. Mit Hilfe eines Unternehmensleitbildes könne der genossenschaftliche Auftrag der Wohnungsgenossenschaften klar formuliert und auch nach innen und außen kommuniziert werden. Zudem könne das Unternehmensleitbild Zusammenhalt bei der Bewältigung der zukünftigen Aufgaben schaffen. Gerade das Herausstellen der Vorteile des genossenschaftlichen Wohnens müsse ein Ziel der Wohnungsgenossenschaften bei steigenden Herausforderungen sein.
Marion Golling
Herr Frank Seeger, Vorstandsmitglied Baugenossenschaft der Buchdrucker eG, Hamburg, hielt im Weiteren einen Vortrag zum Thema "Mitgliedern den genossenschaftlichen Mehrwert kommunizieren". In diesem Vortrag stellte er dar, dass der Mensch, wie bspw. der Hausmeister einer Wohnungsgenossenschaft, immer das wichtigste "Kommunikationsinstrument" in der Wohnungsgenossenschaft sei. Daher müssten auch die Mitarbeiter regelmäßig über den Mehrwert der Genossenschaft informiert werden. Zudem komme es neben dem persönlichen Gespräch auf den richtigen Einsatz weiterer Kommunikationskanäle an. Facebook solle laut Herrn Seeger nicht dazu genutzt werden, den Mehrwert der Genossenschaft zu kommunizieren, sondern vielmehr einen weiteren Vertriebskanal darstellen.
Frank Seeger
"Mitarbeiter in die Kommunikation einbinden" war der Titel des Vortrags von Herrn Andreas Otto, Vorstandsvorsitzender der Gifhorner Wohnungsbau-Genossenschaft eG. So stellte Herr Otto die Bedeutung der Einbindung der Mitarbeiter in die Kommunikationsaktivitäten der Wohnungsgenossenschaft am Beispiel der eigenen Wohnungsgenossenschaft in seinem Vortrag dar. Der regelmäßige und persönliche Kontakt des Vorstands mit den Mitarbeitern sei erforderlich für eine erfolgreiche Umsetzung eines guten Kommunikationskonzeptes der Genossenschaft. So könnten Mitarbeiter dadurch Vertrauen aufbauen und bspw. motiviert werden Beiträge für die Mitgliederzeitungen zu verfassen.
Andreas Otto
Anschließend folgte ein Einblick durch Herrn David Wilde, MBA, Vorstandsmitglied, hwg eG, Hattingen, zum Thema "Kommunikation für schwierige Zeiten planen". Anhand eines Falls aus der Praxis machte er deutlich, dass Kommunikation einer Planung bedarf. So gilt es laut Herrn Wilde in einem ersten Schritt den Mitgliedern zu kommunizieren, was das Vorhaben der Genossenschaft ist und warum das Vorhaben durchgesetzt werden sollte. Anschließend gilt es das Gesagte umzusetzen. Mit einer Erinnerung der Mitglieder, dass nur das umgesetzt wurde, was vorher kommuniziert worden ist, kann es gelingen Vertrauen zu den Mitgliedern aufzubauen. Zudem komme es auf die Reihenfolge bei der Kommunikation sensibler Informationen an.
David Wilde
Dem Thema "Öffentlichkeit – Kommunikation bei Gegenwind" widmeten sich Herr Klaus Werner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied, Baugenossenschaft Bochum eG, und Herr Andreas Gröhbühl, Pressesprecher des VdW Rheinland Westfalen e.V.. Herr Werner zeigte anhand eines Falls aus der Praxis auf, dass bereits im Vorfeld eines Bauprojektes oder einer Modernisierungsmaßnahme der Wohnungsgenossenschaft Zeit in die Planung der Kommunikation investiert werden sollte, um möglichen Problemen frühzeitig entgegenzuwirken. Herr Gröhbühl ergänzte diese Ausführungen indem er den interessierten Zuhörern Tipps zum Umgang mit der Presse vorstellte und die Bedeutung der Planung der Kommunikationsaktivitäten ein weiteres Mal unterstrich.
v.l. Andreas Gröhbühl, Klaus Werner
Den gelungenen Abschluss der Vortragsreihe bildeten die Ausführungen von Herrn Prof. Dr. Hoeren, Institut für Informations-, Telekommunikations-, und Medienrecht der Universität Münster zum rechtlichen Hintergrund des Themenkomplexes der Kommunikationsmöglichkeiten bei Wohnungsgenossenschaften. Unter der Überschrift "11 Freunde sind wir – was suchen Wohnungsgenossenschaften bei Facebook & Co?" gab er Einblicke in die juristischen Fallstricke für Unternehmen bei der Nutzung von Facebook. Er machte deutlich, dass die Nutzung von Facebook vor den rechtlichen Rahmenbedingungen sehr gefährlich sein kann und auch aus ökonomischen Gesichtspunkten regte er zum Nachdenken an, ob der Nutzen von Facebook wirklich den Aufwand übersteige.
Weitere Informationen zum Thema Facebook aus der Sicht eines Juristen finden Sie hier (Link).
Prof. Dr. Thomas Hoeren
Die nächste Veranstaltung der Reihe "Perspektiven für Wohnungsgenossenschaften" findet am 06. November 2012 statt.