Marcel Hofeditz / Gerhard Schewe / Viktoria Sass - Compliance-Motivation im Einkauf und Vertrieb

Compliance-Programme gewinnen im Rahmen des Compliance-Managements von Unternehmen immer mehr an Bedeutung. Sie dienen dazu, rechtlichen Risiken und ethischen Herausforderungen zu begegnen, um letztendlich finanzielle und Reputationsschäden aus illegalen oder unethischen Handlungen zu vermeiden.

Nicht immer werden Compliance-Programme jedoch auch von Mitarbeitern im Unternehmen umgesetzt und befolgt. Unsere empirische Studie unter berufstätigen Personen aus dem Einkaufs- und Vertriebsbereich hat motivationale Einflussfaktoren für das Compliance-Verhalten im Sinne der Einhaltung des unternehmensinternen Compliance-Programms untersucht. Es zeigte sich, dass die Intention, die Vorgaben des unternehmensinternen Compliance-Programms einzuhalten, sehr stark durch die individuelle Einstellung zum Compliance-Verhalten erklärt wird. Die Einstellung entwickeln Mitarbeiter im Rahmen eines rationalen Kosten-Nutzen-Kalküls, das wiederum auf kognitiven Vorstellungen über Folgen der jeweiligen Handlungsalternativen beruht. Diese antizipierten und bewerteten Folgen sind zum einen „klassische“ extrinsische Motivatoren wie Sanktionen und Belohnungen, zum anderen aber auch intrinsische Motivatoren wie intrinsischer Nutzen und intrinsische Kosten (z. B. Zufriedenheit/Unzufriedenheit).

Das hier verwendete ganzheitliche, auf Theorien der Ökonomie und der Motivationspsychologie basierende Modell gewährt somit ein tiefergehendes Verständnis des Compliance-Verhaltens und bietet über die traditionell angewendeten Belohnungs- und Sanktionsmaßnahmen hinausgehende Handlungsfelder zur tatsächlichen Befol-gung von Compliance-Programmen im Unternehmen.