Gerhard Schewe / Christoph Brast / Johanna Rolf - Compliance Management in industriellen Supply Chains: Eine empirische Analyse

Laut der aktuellen Kriminalstatistik steigt der Anteil der Wirtschaftskriminalität, zu der auch Compliance-Verstöße  zählen, in den letzten Jahren in einem deutlichen Maße an.  Neben beträchtlichen wirtschaftlichen Einbußen drohen betroffenen Unternehmen durch Compliance-Verstöße u. a. juristische Konsequenzen und Reputationsverluste. Dies verdeutlicht die hohe Aktualität sowie die zunehmende Bedeutung dieses Themas für Unternehmen, staatliche Behörden und die Öffentlichkeit. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, haben Unternehmen Maßnahmenkataloge (sog. Compliance-Programme) entwickelt, um sich vor wirtschaftskriminellen Handlungen und Unternehmensskandalen zu schützen.  Die Summe dieser Maßnahmen, die dahinter liegende Strategie, deren Management und die eventuelle Umstrukturierung des Unternehmens fassen sich unter dem Begriff „Corporate Compliance Management“ zusammen.

Die bestehende Literatur konzentriert sich momentan auf die Notwendigkeit der Implementierung von Compliance-Programmen, deren Ausgestaltung und eine mögliche Erfolgsmessung.  Die besondere Gefährdung innerhalb der Supply Chain und die dort angewandten Maßnahmen werden nur von wenigen Autoren analysiert und sind bisher nicht empirisch untersucht worden. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es daher, mit Hilfe einer qualitativen empirischen Analyse in Form von Experteninterviews und der ergänzenden Untersuchung von Unternehmenskommunikation beizutragen. Dazu wurde die Ausgestaltung von Corporate-Compliance-Maßnahmen im Supply-Chain-Management-Bereich bei ausgewählten Dax-30- und M-Dax-Unternehmen untersucht. Des Weiteren wurde festgestellt, welche Gefahren von den Unternehmen als wesentlich wahrge-nommen und welche Maßnahme zur Vermeidung bestimmter Risiken angewandt werden. Im Anschluss daran wurden die identifizierten Maßnahmen kategorisiert.