Compliance in deutschen Konzernen: Eine Analyse der Aufbauorganisation
Schewe G, Neyer B, Maier M
Abstract
Spätestens seit den Unternehmensskandalen bei VW, Siemens und Ferrostaal ist das Thema Compliance in der breiten Öffentlichkeit angekommen. Wachsende Haftungsrisiken und die Zunahme hoher indirekter Schadensfolgen haben bei Unternehmen ein großes Interesse geweckt, Verstöße vorzubeugen. Fraglich ist aber, wie sich Konzerne vor Compliance-Verstößen schützen können. Die etablierten Compliance-Programme konnten jedoch jüngere Skandale in deutschen Konzernen offensichtlich nicht verhindern. Aufgrund dieses Umstandes ist die Etablierung eines wirksamen Compliance-Systems derzeit weniger eine Frage der Compliance-Ablauforganisation, sondern vielmehr auch eine Frage der optimalen Ausgestaltung der Compliance-Aufbauorganisation. Gleichwohl eine wirksame Compliance die feste Verankerung im Bewusstsein eines jeden Mitarbeiters voraussetzt, darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass Compliance für die Gewährleistung von Rechtstreue und der Minimierung von Haftungsrisiken grundlegend organisatorische Vorkehrungen benötigt. Angesichts wesentlicher Unterschiede bestehender Risikoexpositionen kann die Ausgestaltung der Compliance-Aufbauorganisation nicht nach einem generellen Konzept, sondern ausschließlich unter Berücksichtigung unternehmens-aspezifischer Einflussfaktoren erfolgen. Aufgrund der wachsenden Bedeutung und steigenden Haftungsrisiken ist für Unternehmen die Berücksichtigung des aktuellen Umsetzungsstandes von Compliance-Organisationen anderer Konzerne unerlässlich.