Nr. 3/2008 (22.10.08) Berufliche Schlüsselqualifikationen von Spitzensportlern

Dr. Christoph Brast und Marcel Goelden haben in Kooperation mit „Die Karrierepartner“ berufliche Schlüsselqualifikationen von Spitzensportlern auf der Edutrends 2008 vorgestellt.

Nur wenige Leistungssportler können durch den Sport auf Dauer und nachhaltig ihren Lebensunterhalt finanziell absichern. Die Sportler treten im Berufsleben bei der Arbeitsplatzsuche in Konkurrenz mit Bewerbern, die bisweilen jünger sind und mitunter nicht zuletzt bessere Abschlussnoten vorweisen – also zu Recht auf den ersten Blick von einem potentiellen Arbeitgeber präferiert werden. Nur mühsam können sie ihren Mehrwert aufgrund eines sportlichen Engagements für den Arbeitgeber artikulieren.

„Wir sehen uns einer Vielzahl von Barrieren und Widrigkeiten auf dem Weg zu einer adäquaten beruflichen Ausbildung gegenüber. Wir verfolgen jahrelang sehr zeitintensiv ein bestimmtes Ziel und absolvieren für absolute Höchstleistungen ein immenses Pensum an Training. Dadurch sind wir wiederum häufig nur schwer in der Lage, synchron eine hinreichende Basis für das Berufsleben zu schaffen“, so Marcel Goelden, selber Spitzensportler und Diplomand am Lehrstuhl für Organisation, Personal und Innovation. Studierende können sich beispielsweise während ihres Trainingsbetriebs nicht optimal auf anstehende Klausuren vorbereiten – verlängerte Studienzeiten und mittelmäßige Prüfungsleistungen sind nicht selten die Folge.

Gruppenfoto

Dies ist ein Indiz für die individuellen Überlegungen und Entscheidungen junger Nachwuchssportler, negative Auswirkungen durch ein zu langes sportliches Engagement abzuwenden und Ambitionen in die eigene berufliche Karriere zu forcieren. „Spitzensportler müssen sich folglich über ihre Soft-Skills am Arbeitsmarkt profilieren und ihren Mehrwert für Arbeitgeber herausschälen“, weiß Andreas Böhnke, Geschäftsführer „Die Karrierepartner“, aus langjähriger Berufserfahrung in der Personalentwicklung. Vor diesem Hintergrund hat der Lehrstuhl für Organisation, Personal & Innovation ein Forschungsprojekt zu berufsbezogenen Persönlichkeitsmerkmalen von Spitzensportlern durchgeführt. Hierzu wurde ein eignungsdiagnostisches Persönlichkeitsprofil berufsbezogener Soft Skills für über 500 Spitzensportler erstellt und mit der Persönlichkeitsstruktur von Hochschulabsolventen verglichen. „Spitzensportler weisen tatsächlich ein ganz eigenes Profil an sogenannten Soft Skills auf, das sie signifikant von ‚normalen’ Hochschulabsolventen unterscheidet“, stellt Dr. Brast ein wesentliches Ergebnis der Studie heraus. „Einerseits haben wir sehr hilfreiche Erkenntnisse für die Personalsuche und -auswahl gewinnen können, andererseits haben wir durch die Studie wesentliche Hinweise für die Personalentwicklung erhalten. D. h. wir können Unternehmen nicht nur raten, Spitzensportler als ‚Rohdiamanten' einzustellen, sondern zeigen ihnen gleichzeitig auf, welchen konkreten Entwicklungsbedarf Spitzensportler in beruflicher Hinsicht besitzen“, so Dr. Brast.

Die Ergebnisse der Studie sind auf der Edutrends 2008 vorgestellt worden und auf große Resonanz gestoßen. Die Edutrends ist eine Tagung für innovative Konzepte der Personalentwicklung und -weiterbildung (www.edutrends.de).