Arbeitspapier Nr. 92
Compliance Organisation: Eine empirische Analyse
Gerhard Schewe / Christoph Brast / Kristina Brandt
Das regelkonforme Verhalten eines Unternehmens wird als Compliance bezeichnet und im deutschen Corporate Governance Kodex gefordert. Es bezieht sich auf die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen und unternehmensinternen Richtlinien bzw. ethisch-moralischer Standards. Während die Forderung nach Compliance im Unternehmen eindeutig ist, die einzuhaltenden Regeln klar sind, wird die konkrete organisatorische Umsetzung in Prozessen meist vernachlässigt, nicht zuletzt da diese sehr stark vom jeweiligen Unternehmen abhängen. Es wird aber unumgänglich sein, einen betriebswirtschaftlichen, insb. organisatorischen Fokus, auf die konkrete Einführung von Compliance-Systemen zur materiellen Erfüllung der juristischen Vorgaben zu legen, damit eine tatsächliche Umsetzung von Compliance im Unternehmen erfolgen kann.
Aber wie muss oder kann die Organisation von Compliance konkret aussehen, damit sie ein regelkonformes Verhalten im Unternehmen unterstützt? Welche Faktoren beeinflussen den Aufbau der Compliance-Organisation? Für welche Aufgaben sollten welche Zuständigkeiten existieren? Woran lässt sich der Erfolg einer Compliance-Organisation festmachen? Das Ziel der vorliegenden Untersuchung bestand darin, Antworten auf diese Fragen der Compliance-Organisationsgestaltung zu finden. Auf Basis einer empirisch-explorativen Analyse in zehn deutschen Unternehmen stand somit im Vordergrund, die zentralen Einflussfaktoren sowie Aufgaben und Zuständigkeiten sowie Erfolgsindikatoren einer Compliance-Organisation zu identifizieren und zu beschreiben. Im Ergebnis konnte eine kontingenzorientierter Bezugsrahmen entwickelt werden, der es erlaubt, den relevanten Compliance-Kontext systematisch zu beschreiben, um daraus eine unternehmensindividuelle adäquate Compliance-Organisationsstruktur abzuleiten.