Arbeitspapier Nr. 78

Window-Dressing oder nachhaltiges Engagement? - Eine empirische Analyse der Nachhaltigkeitsberichterstattung von ausgewählten DAX-30-Unternehmen

Gerhard Schewe / Philipp Borgstedt / Bernd Liesenkötter

Das unternehmerische Handeln von Konzernen, insbesondere solcher in Branchen mit einem hohen Ausstoß des klimarelevanten Treibhausgases Kohlendioxid (CO2), wird nicht länger nur von bestimmten Nichtregierungsorganisationen kritisch beobachtet, sondern rückt zunehmend auch in den Fokus der breiten Öffentlichkeit. Vor diesem Hintergrund versuchen Unternehmen im Rahmen des freiwilligen Managementkonzepts Corporate Social Responsibility (CSR), den Erwartungen der Stakeholder an den Klimaschutz zu entsprechen. Die Kommunikation der klimaschutzrelevanten Leistung findet primär durch die regelmäßige Veröffentlichung von Nachhaltigkeitsberichten statt. Es wird jedoch kritisiert, dass der durch die Unternehmen berichtete Einsatz contra den Klimawandel zuweilen kein tatsächliches Engagement darstellt, sondern lediglich der Imagepflege dient, die Unternehmen also sog. Window-Dressing betreiben.

Vor diesem Hintergrund ist die kritische Auseinandersetzung mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung von energie- und mobilitätsorientierten DAX-30 Unternehmen über den Klimawandel zentraler Gegenstand des Arbeitspapiers. Da bisher noch keine derartige Einzelfallanalyse vorliegt, wird mit der qualitativen Inhaltsanalyse eine wissenschaftliche Methodik vorgeschlagen, um diese Forschungslücke zu schließen. Untersucht werden dabei die Nachhaltigkeitsberichte der Jahre 2000 bis 2010 der folgenden Unternehmen:

  • Bayerische Motorenwerke AG
  • Daimler AG
  • Deutsche Lufthansa AG
  • E.ON AG
  • RWE AG
  • Volkswagen AG
Insgesamt kann gezeigt werden, dass Teile der untersuchten Unternehmen Window-Dressing betreiben, ein solches Urteil aber nicht pauschal gefällt werden kann. Ein zentrales Ergebnis ist daher, dass einzelne Branchen unter keinen Umständen durch Stakeholder per se vorverurteilt werden sollten. Vielmehr bedarf es stets der Einzelfallanalyse, um Window-Dressing bzw. tatsächliches Engagement in Bezug auf den Klimaschutz zu erkennen. Für die unternehmerischer Praxis kann gefolgert werden, dass eine nachvollziehbare und konsequente Zielübersicht von größter Wichtigkeit ist. Jegliche Art der Veränderung respektive des Weglassens der Übersicht oder deren Ziele ruft bei den Stakeholdern Misstrauen hervor. Eine offene und transparente Kommunikation in Bezug auf den Klimaschutz, ggf. auch über Zielverfehlungen, kann dagegen die Glaubwürdigkeit eines Unternehmens stark erhöhen.