Arbeitspapier Nr. 21
Das Konzept „Münsterlandstadion“ – Eine ökonomische Analyse
Schewe, Gerhard/Brast, Christoph/Gaede, Nicolas
Vor dem Hintergrund der seit Jahren in Münster stattfindenden Diskussion um den Bau eines neuen Fußballstadions und dem gegenwärtig zu beobachtenden Strukturwandel im Profifußball wurde im Rahmen einer ökonomischen Analyse geprüft, ob der Bau eines solchen Fußballstadions im Fall des SC Preußen Münster e. V. ökonomisch sinnvoll erscheint. Diese Beurteilung wurde nicht nur aus der Perspektive des Vereins SC Preußen Münster vorgenommen, sondern auch aus der Perspektive der Stadt Münster und der interessierten Öffentlichkeit. Untersucht wurden dabei folgende Handlungsoptionen:
- „Konservierung des Ist-Zustandes“, d. h. unveränderter Weiterbetrieb des bereits existierenden Preußenstadions an der Hammer Straße.
- „Modernisierung des Ist-Zustandes“, d. h. weitgehende Sanierung des Preußenstadions an der Hammer Straße.
- „Stadionneubau“, d. h. Errichtung einer neuen Spielstätte an einem anderen Standort als der Hammer Straße.
Im Rahmen der Untersuchung wurden Interviews mit allen relevanten Interessengruppen geführt. Darüber hinaus wurden eine Vielzahl von Dokumenten (Ratsvorlagen, Presseartikel, Vereinsunterlagen etc.) im Hinblick auf die relevanten Fragestellungen ausgewertet. Die Untersuchung fand im März 2003 statt.
Folgende zentralen Ergebnisse liefert die Untersuchung:
- Es ist im Interesse aller Beteiligten, dass der Entscheidungsprozess zum Bau eines Stadions schnellstens beendet wird. Nur so gelingt es das Thema aus dem Kommunalwahlkampf herauszuhalten. Selbst die endgültige Ablehnung des Projektes ist hier positiver zu werten als das weitere Hinauszögern des Prozesses.
- Es macht weder aus Sicht der Eigentümerin des Stadions an der Hammer Straße noch aus Sicht des Hauptnutzers dieser Einrichtung Sinn, an den Alternativen „Konservierung des Ist-Zustandes“ oder „Modernisierung des Ist-Zustandes“ festzuhalten. Beide Alternativen bieten für die Zukunft keine ökonomischen Erfolgsperspektiven. Die OVG-Entscheidung verhindert, dass hier ein für Münster attraktives Stadion entsteht. Das Stadion an der Hammer Straße wird immer nur eine Übergangslösung sein. Man sollte in einer solchen Übergangslösung aber keine knappen finanziellen Mittel binden. Der Stadionneubau ist somit klar zu präferieren, wenn es sich hierbei um ein ökonomisch tragfähiges Konzept handelt.
- Allerdings: Ein Stadionneubau muss zeitnah realisiert werden, da nur so das Engagement der Vermarktungsagentur Sportfive GmbH gesichert ist.
- Von den derzeit diskutierten Standorten für den Bau eines neuen Stadions, erfordert der Standort am Hessenweg, da sich die Liegenschaft bereits im Besitz der Stadt Münster befindet, den mit Abstand geringsten Finanzbedarf. Auch wäre hier eine zeitnahe Realisierung des Bauvorhabens möglich.
- Die Aufteilung der Baukosten auf die Stadt Münster (8 Mio. €) und den Verein SC Preußen Münster (2 Mio. € Eigenkapital, 10 Mio. € Bankkredit eventuell abgesichert mit einer Ausfallbürgschaft des Landes NRW) bietet die Gewähr für eine solide Finanzstruktur.
- Die mehrjährige Finanzplanung verdeutlicht, dass die eingegangenen finanziellen Verpflichtungen den Verein SC Preußen Münster nicht vor unlösbare finanzielle Aufgaben stellen. Das Gegenteil ist der Fall. Der verfügbare finanzielle Überschuss pro Periode ist deutlich höher, als er dies zur Zeit ist. Ursache hierfür ist das verbesserte Vermarktungspotenzial des Vereins SC Preußen Münster. Die Realisierung des Münsterlandstadions in Zusammenhang mit dem Engagement der Vermarktungsagentur Sportfive GmbH bietet hier Einnahmemöglichkeiten, die sich so bei einer weiteren Nutzung des Stadions an der Hammer Straße nicht ergeben würden.
- Die Einwände von Gewerbetreibenden am Standort Hessenweg müssen auf ihre Stichhaltigkeit hin überprüft werden. Im Zweifelsfall muss ein neuer Standort gefunden werden, auf den sich das Finanzierungskonzept Münsterlandstadion übertragen lässt.
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