Internationale Steuervermeidung: Ökonomische Folgen und staatliche Gegenmaßnahmen
Projektstatus | abgeschlossen |
Projektzeitraum | 01.10.2019- 31.01.2023 |
Förderer | DFG - Individual Grants Programme |
Projektnummer | RI 2491/4-1 |
Schlüsselwörter | Wirtschaftspolitik; Finanzwissenschaften |
Medienberichte über Steuervermeidungspraktiken multinationaler Firmen wie Google, Apple und Starbucks haben einen Sturm öffentlicher Entrüstung ausgelöst und die Implementierung staatlicher Maßnahmen gegen multinationale Gewinnverlagerung in Niedrigsteuerländer weit oben auf die politische Agenda gesetzt. Die ökonomischen Konsequenzen multinationaler Steuervermeidung und die Effektivität staatlicher Gegenmaßnahmen (Transferpreisdokumentationsregeln (TPR), Unterkapitalisierungsvorschriften und Hinzurechnungsbesteuerung) sind hingegen bislang wenig erforscht. So fokussiert die existierende Literatur auf die negativen Folgen von multinationaler Gewinnverlagerung für Staatshaushalte in Hochsteuerländern. Von Wettbewerbsverzerrungen auf Produktmärkten und Konsequenzen für die Steuerlastenverteilung wird hingegen abstrahiert, obwohl letztere in der öffentlichen Debatte eine zentrale Rolle spielen. Zudem fehlen überzeugende empirische Arbeiten zum Effekt von Transferpreisdokumentationsregeln auf Unternehmensverhalten. Unser Projekt soll helfen, diese Lücken zu schließen und informiert nationale und supranationale Politikinitiativen gegen multinationale Steuervermeidung. Projekt 1 analysiert den Effekt von TPR auf 1) multinationale Gewinnverlagerung in Niedrigsteuerländer durch die strategische Verzerrung von Transferpreisen, 2) das Investitionsverhalten multinationaler Firmen und 3) die Nutzung alternativer Steuervermeidungskanäle. Hierzu werden offizielle Firmen- und Handelsdaten der dänischen Statistik mit Daten zur globalen Eigentumsstruktur multinationaler Unternehmen verbunden. Projekt 2 beleuchtet den Zusammenhang zwischen Steuervermeidung und Produktmarktwettbewerb. Explizit wird getestet, ob Steuerkostenvorteile multinationaler Firmen Effekte auf Umsatz und Marktanteil nationaler Wettbewerber haben und damit Produktionseffizienz beeinträchtigen können. Die empirische Arbeit basiert auf Mikrodaten für nationale und multinationale Firmen in Europa. In Projekt 3 und 4 wird darüber hinaus analysiert, ob die ökonomischen Vorteile aus internationaler Steuervermeidung teilweise über Lohnerhöhungen oder Preissenkungen an Beschäftigte, Konsumenten und Handelspartner weitergegeben werden. Datenbasis für das Projekt sind Informationen aus der Beschäftigten-, Firmen- und Handelsstatistik in Dänemark, die mit Daten zur Eigentumsstruktur multinationaler Unternehmen verbunden werden. Alle empirischen Analysen basieren auf Methoden der modernen Mikroökonometrie und nutzen Reformen staatlicher Regeln gegen multinationale Gewinnverlagerung als natürliche Experimente. In den Subprojekten 2-4 wird zudem der Effekt weiterer Unternehmenssteuerparameter (Steuersatz und Steuerbasis) auf Produktmarktwettbewerb, Arbeitnehmerlöhne und Konsumentenpreise untersucht. Das Projekt erweitert damit eine noch schmale Literatur zur Lohninzidenz von Unternehmenssteuern und untersucht als erstes Unternehmenssteuereffekte auf Produktmarktwettbewerb und Preise.