Wettbewerbspolitik im institutionellen Wandel am Beispiel USA und Europa

Autoren: 
Neugebauer, Andrea
Aus der Reihe: 
Arbeitspapier
Band: 
36
Veröffentlichungsort: 
Münster
Veröffentlichungsdatum: 
2003
Zusammenfassung: 

Zum Ende des 19. Jh. wurden in den USA die gesetzlichen Grundlagen geschaffen, um gegen Wettbewerbsbeschränkungen vorzugehen, während in Europa Kartelle und Monopole akzeptiert und sogar gefördert wurden. Grund dafür ist, dass in den USA eine Ideologie vorlag, die die Freiheit des Individuums in den Vordergrund stellte und deshalb verlangte, dass Unternehmen nicht die Stärke erreichen sollten, diese Freiheit einzuschränken. In Europa waren die kulturellen Voraussetzungen anders: Die Bevölkerung war es gewohnt, sich auf einen starken Staat zu verlassen, der viele gesellschaftliche Aufgaben übernimmt, und beeinflusste sein Tun weniger aktiv. In beiden Territorien herrschten völlig verschiedene Bedingungen für die Entstehung eines Wettbewerbsrechts. Nach der Theorie des institutionellen Wandels von Douglas North sind kulturelle Bedingungen und Ideologien entscheidend und prägend für die Entstehung von formellen Institutionen wie dem Wettbewerbsrecht. Sie leiten eine Entwicklung ein, die auf einer kulturellen Grundlage beruht und somit pfadabhängig ist. Die Pfadabhängigkeit ergibt sich aufgrund der Komplementarität von Institutionen: Formelle Institutionen wie Gesetze und informelle Institutionen wie Kultur und Normen müssen ein festes Gefüge bilden, um zu funktionieren und bilden daher Netzwerkeffekte. Sie sind jedoch nicht starr: Sie beeinflussen sich im Zeitablauf gegenseitig und werden beeinflusst durch die Individuen, die in dem von Institutionen gegebenen Rahmen handeln. Dabei prägt auch ein weiterer Mechanismus institutionellen Wandel: der Aspekt der Eigennutzorientierung einzelner Akteure, deren Handeln und Absichten nicht umfassend kontrolliert werden können. Das vorliegende Arbeitspapier untersucht die Entwicklung der Wettbewerbspolitik in den USA und in Europa bis heute. Blickrichtung ist dabei, ob die unterschiedlich eingeleiteten Pfade sich bis heute annähern oder ob Unterschiede bestehen blieben. Denn in der heutigen globalisierten Wirtschaftswelt ist auch eine internationale Zusammenarbeit im Bereich der Wettbewerbspolitik erforderlich und die kann nur konfliktfrei gelingen, wenn die verschiedenen Systeme konvergieren.

Abstract: 

At the end of 19th century the USA founded the legal basis to prevent a lessening of competition with the Sherman Act. In Europe on the contrary cartels and monopolies were seen as an natural economic answer on the changing general conditions during that time. These differences in thought can be explained with divergent cultures and ideologies. In the USA, the society attached great importance to the freedom of the individual. Big companies shouldn?t have the power to limit this freedom. The European societies were used to relying on a strong state that fulfils a lot of social tasks and accepted also strong companies. In the view of Douglas C. North´ theory of institutional change, informal institutions developed from culture and ideology play a significant role in the emergence of formal institutions like competition rules. They set up a path dependent development.
Despite different starting points, the competition policy in Europe and the United States has converged until today. The United States have influenced European Competition Policy after World War II; the growing of an international political and academic society has led to similar views. This development is necessary, because globalisation requires international cooperation in competition policy, what is only possible with converging systems.