Divergierende Fallentscheidungen von Wettbewerbsbehörden

Institutionelle Hintergründe
Autoren: 
Neugebauer, Andrea
Aus der Reihe: 
Arbeitspapier
Band: 
26
Veröffentlichungsort: 
Münster
Veröffentlichungsdatum: 
2002
Zusammenfassung: 

Bedingt durch Liberalisierung, Deregulierung und moderne Kommunikations- und Informationstechnologien machen Marktgrenzen nicht mehr vor Staatsgrenzen halt. Wenn Unternehmen international agieren, suchen sie auch international nach Kooperations- und Fusionspartnern, um den Herausforderungen gewachsen zu sein, die die vergrößerten Märkte an sie stellen. Die staatliche Aufsicht über diese Märkte ist jedoch nicht internationalisiert. Wenn Unternehmenskooperationen und -zusammenschlüsse die Wettbewerbssituation in mehreren Staaten verändern, prüfen auch mehrere Behörden, ob eine Wettbewerbsbeschränkung vorliegt und die Unternehmenskooperation verboten oder eingeschränkt werden muss. Dabei kommen die Behörden teilweise zu unterschiedlichen Ergebnissen. Im Rahmen dieses Arbeitspapiers wird untersucht, wie es zu divergierenden Fallentscheidungen von Wettbewerbsbehörden kommen kann. Begründungen werden dabei nicht in der Wettbewerbstheorie oder im Wettbewerbsrecht gesucht. Vielmehr wird darauf abgestellt, wie die Akteure der Wettbewerbspolitik Einfluss auf die Entscheidungen nehmen. Die Neue Institutionenökonomik bietet dazu mit ihren Theoriebausteinen der Neuen Politischen Ökonomie und der Prinzipal-Agent-Theorie ein geeignetes Instrumentarium. Die Akteure der Wettbewerbspolitik sind die Konsumenten, die eine Versorgung zu angemessenen Preisen wünschen, die Politiker, die die wettbewerbspolitischen Rahmenbedingungen schaffen, die Bürokraten, die innerhalb dieser Rahmenbedingungen Einzelfallentscheidungen treffen und die Unternehmen, die über eine möglichst große Marktmacht Gewinnmaximierung anstreben. Die staatlichen Akteure sind dabei nicht nur an einer Maximierung der Gesamtwohlfahrt interessiert, sondern werden auch immer durch ihren eigenen Nutzen gelenkt. Akteure mit Entscheidungskompetenz können daher offen sein für eine Beeinflussung durch Interessengruppen, wenn diese ihren individuellen Nutzen erhöht. Ist diese Beeinflussung unterschiedlich in den verschiedenen Wettbewerbsinstitutionen, so divergieren die Handlungsanreize der Entscheidungsträger und von einander abweichende wettbewerbspolitische Untersuchungsergebnisse sind denkbar.

Abstract: 

With the wave of globalisation a lot of companies take the opportunity to act on global markets. If they want to become global players, they have to change their size and expand. But the sudden change in market size can´t be managed with internal growth alone. In consequence companies try to cooperate with other firms or merge. This kind of external growth has to be controlled by official competition authorities. It is their task to prevent firms from creating market power and lessening competition. This becomes a problem if national borders are exceeded. In this case, competition authorities make use of the effects doctrine: The authority is competent if a merger has an effect on the regional market of its jurisdiction, it is not relevant where the firms have their legal domicile. For this reason mergers that have an effect on several national markets have to be controlled by different national competition authorities. This is a source for international conflicts: If two or more competition authorities decide about permission or prohibition of one merger it is possible that they come to different conclusions. Well-known examples are the Boeing/McDonnell Douglas merger, where a political conflict between the European Union and the United States was only prevented, because the European Commission changed their view and allowed the merger as the American authorities did, and the GE/Honeywell merger, which was permitted in the USA but prohibited in the EU. This problem can be reduced by a convergence of competition rules. But it can´t be solved. Because decisions in competition policy aren´t created in abstract authorities. They are made by individual actors who focus their work on their own individual utility. This paper finds out, that actors and their individual utility maximising in the context of competition policy can lead to divergent decisions about the same matter, even if there is a harmonisation of competition rules.

 

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