Der Nitrofen-Skandal

Zur Notwendigkeit genossenschaftlicher Kommunikationsstrategien
Autoren: 
Deising, Florian
Aus der Reihe: 
Arbeitspapier
Band: 
31
Veröffentlichungsort: 
Münster
Veröffentlichungsdatum: 
2003
Zusammenfassung: 

Die Zukunftsfähigkeit der genossenschaftlichen Kooperation entscheidet sich über ihre komparativen Vorteile gegenüber anderen Organisationsformen in einem Institutionenwettbewerb vor den aktuellen und zukünftigen Rahmenbedingungen. Der Kommunikationswettbewerb zwischen Unternehmen ist ein Teilbereich dieser Rahmenbedingungen. Kommunikative Fähigkeiten von Unternehmungen werden heute als strategischer Erfolgsfaktor gesehen. Kommunikation ist als nachhaltiges Instrument zur Unterstützung der eigenen Wettbewerbsposition Teil der strategischen Unternehmensführung. Es ist daher eine zielgerichtete Kommunikationspolitik erforderlich, die es den Genossenschaften ermöglicht, Anteile auf dem Markt der Meinungen hinzuzugewinnen. Nur durch eine aktive Kommunikationspolitik ist zu verhindern, dass die eigene externe Kommunikation durch die Medien dominiert wird. In dem Maße wie die Genossenschaft mit ihren Produkten und Dienstleistungen nach außen tritt, werden Personen und Gruppen von strategischen Entscheidungen der Genossenschaft berührt. Der Einfluss der Geschäftstätigkeit bleibt jedoch nicht auf marktliche Beziehungen beschränkt, sondern betrifft ebenfalls darüber hinausgehende gesellschaftliche Aspekte. Sobald diese gesellschaftliche Ebene berührt ist, bleibt die Kommunikationsaktivität einer einzelnen Genossenschaft nicht auf sie beschränkt. Von ihr getroffene Entscheidungen gehen über ihre eigenen Produkte und Dienstleistungen hinaus. Sie strahlen sowohl aus auf Genossenschaften der gleichen Branche als auch auf den Genossenschaftssektor insgesamt. Dieser Aspekt wirft zwei Problemstellungen auf. Zum einen sind die Beziehungen zwischen dem Dreieck Politik, Medien und Gesellschaft und der Genossenschaft aufzuzeigen, um die eigene Kommunikationsstrategie im Rahmen der gesamten Kommunikationsaktivität des Genossenschaftssektors bewerten und steuern zu können. Zum anderen ist nach Verbindungslinien zu suchen, die eine gem­einsame Basis für die einzelwirtschaftliche Kommunikationsaktivität ermöglichen. Im Rahmen dieser Arbeit wird nur auf den Aspekt der Wechselbeziehungen zwischen Genossenschaft, Medien, Politik und Gesel­lschaft eingegangen. Zu diesem Zweck wird beispielhaft der Nitrofen-Skandal herangezogen. Diese Fallstudie zeigt die Auswirkungen der Kommunikationsaktivitäten der Beteiligten auf und hebt die Analyse der Wechselwirkungen zwischen ihnen deutlich hervor. Auf der Basis der Nitrofen-Fallstudie werden Konsequenzen für genossenschaftliche Kommunikationsstrategien gezogen. Die abgeleiteten Problemfelder werden in verdichteter Form als Beurteilungskriterien für Kommunikationstheorien herangezogen. Der Theorieteil beschäftigt sich mit einer institutionenökonomischen Analyse des Skandals. Die Ursachen für die Entwicklung von der Tatsache einer Nitrofen-Verseuchung zu einem medialen Skandal werden klar herausgearbeitet. Ausgehend von dieser Ursachenanalyse werden Grenzen und Erweiterungsnotwendigkeiten einer institutionenökonomischen Analyse aufgezeigt. Aus diesen Zusammenhängen wird das Forschungsprogramm zur Entwicklung genossenschaftlicher Kommunikationsstrategien für Politik und Medien benannt. Ein Fazit schließt sich an.