Wintersemester 2017/18 (080261)

Jun. Prof. Dr. Christine Fertig
Übung (080261): Arbeit in der Neuzeit. Erwerbsarbeit und Hauswirtschaft vom 18. zum 20. Jahrhundert
Do. 8-10, Fürstenberghaus F 072, Beginn 12.10.2017

Hausarbeit umfasste in der Vormoderne produktive und reproduktive Tätigkeiten in Haus und Hof, die von Frauen und Männern gleichermaßen geleistet wurde. Der Haushalt war vor der europäischen Industrialisierung des späten 18. und 19. Jahrhunderts zentraler Ort der Produktion in Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe. Erst die Entstehung bürgerlicher Geschlechtscharaktere um 1800 legitimierte eine Spaltung in Hausarbeit und Erwerbsarbeit entlang einer polar konstruierten Geschlechterdifferenz, die im Zuge der zunehmenden Industrialisierung mit der Durchsetzung außerhäuslicher Erwerbsarbeit einherging. Hausarbeit wurde Frauenarbeit, diente vornehmlich der familiären Reproduktion, wurde als Liebesdienst und – oft mühevoll erarbeitetem – demonstrativer Müßiggang verstanden, bot aber immer weniger Möglichkeiten zu wirtschaftlicher Teilhabe von (verheirateten) Frauen. Die Übung wird sich mit Formen von Hauswirtschaft, Hausarbeit und außerhäuslicher Erwerbsarbeit beschäftigen und die Ausdifferenzierung moderner Arbeits- und Lebenswelten herausarbeiten. Die Veranstaltung ist als Lektüreübung angelegt; es wird auch darum gehen, gemeinsam das strukturierte Erfassen wissenschaftlicher Texte einzuüben. Die Teilnahme an der Übung setzt die Bereitschaft zu regelmäßiger Lektüre Texte und zu mündlichem Diskutieren der Inhalte voraus.

Literaturhinweise:
Josef Ehmer und Michael Mitterauer, Familienstruktur und Arbeitsorganisation in ländlichen Gesellschaften (Wien: Böhlau, 1986); Günther Schulz, Die Angestellten seit dem 19. Jahrhundert Enzyklopädie Deutscher Geschichte (München: Oldenbourg, 2000); Jürgen Kocka, Lohnarbeit und Klassenbildung. Arbeiter und Arbeiterbewegung in Deutschland 1800-1875 (Bonn: Dietz, 1983); Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft (Tübingen: Mohr, 1972)

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