SS (084241) HS Ewert

D. Dr. Ulf Christian Ewert
Hauptseminar (084241): The Limits to Growth - Wachstums- und Konsumkritik im 20. Jahrhundert
Di, 14-16, Fürstenberghaus F 102
 

Die vom Club of Rome in Auftrag gegebene, im Jahre 1972 veröffentlichte und weltweit vielbeachtete Studie „The Limits to Growth“ einer Forschergruppe des renommierten Massachusetts Institute of Technology markiert ‒ das wird in der Nachschau überdeutlich ‒ einen Wendepunkt in Wahrnehmung und Bewertung von industrieller Produktion und wirtschaftlichem Wachstum in den Industriegesellschaften. Unter Anwendung der damals innovativen Methode der Simulation zeichnen die Autoren der Studie ein düsteres Bild von der Zukunft der Menschheit, sofern der eingeschlagene Wachstumspfad mit einem enormen Verbrauch endlicher Ressourcen und erheblicher Umweltverschmutzung nicht verlassen werde. Die Studie ist vor dem historischen Hintergrund der beispiellosen langandauernden Prosperitätsphase nach dem Zweiten Weltkrieg zu beurteilen, in der der materielle Wohlstand der Bevölkerung in den Industrieländern stark angewachsen war, und die die Möglichkeit eines unbegrenzten Wachstums nahezulegen schien. Eine Erwartung, die schon kurze Zeit später mit der ersten Ölkrise 1973 und der darauffolgenden Stagflation der 1970er Jahre jäh enttäuscht wurde. Kapitalismuskritik, Technikskepsis und Umweltbewußtsein beginnen sich in der Zeit um 1970 herum (erneut) zu artikulieren und zu formieren und begründen in der Folge maßgebliche, zunehmend auch politisch an Einfluß gewinnende gesellschaftliche Strömungen. Ausgehend von einer intensiven Lektüre und genauen Analyse der Studie des Club of Rome soll daher in der Veranstaltung ein grundsätzlicher Überblick über Ansätze der Wachstums- und Konsumkritik im 20. Jahrhundert erarbeitet und deren politische und gesellschaftliche Bedeutung für die Industrieländer diskutiert werden.

Auswahlliteratur:
Ugo Bardi, The Limits to Growth Revisited, New York 2011. Jean Beaudrillard, Die Konsumgesellschaft. Ihre Mythen, ihre Strukturen, Wiesbaden 2014. Paul R. Ehrlich, Die Bevölkerungsbombe, München 1971. John Kenneth Galbraith, Gesellschaft im Überfluß, München 1982. Athanasios Karathanassis, Kapitalistische Naturverhältnisse. Ursachen von Naturzerstörungen – Begründungen einer Postwachstumsökonomie, Hamburg 2015. Donnella Meadows, Dennis Meadows, Jørgen Randers, William W. Behrens III., The Limits to Growth: A Report for The Club of Rome’s Project on the Predicament of Mankind, Washington 1972. Mihailo Mesarovic, Eduard Pestel, Menschheit am Wendepunkt. Zweiter Bericht an den Club of Rome zur Weltlage. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1974. Horst-Erich Richter (Hg.). Wachstum bis zur Katastrophe? Pro und Contra zum Weltmodell, Stuttgart 1974. Rupert Riedl, Manuela Delpos (Hgg.): Die Ursachen des Wachstums – Unsere Chance zur Umkehr, Wien 1996 Friedrich Schmidt-Bleek, Wieviel Umwelt braucht der Mensch? Das Maß für ökologisches Wirtschaften, Basel 1994. Reinhard Steurer, Der Wachstumsdiskurs in Wissenschaft und Politik. Von der Wachstumseuphorie über „Grenzen des Wachstums“ zur Nachhaltigkeit, Berlin 2002. David Woodward, Andrew Simms, Growth Isn’t Working. The Unbalanced Distribution of Benefits and Costs from Economic Growth, London 2006. Irmi Seidl, Angelika Zahrnt (Hgg.), Postwachstumsgesellschaft – Konzepte für die Zukunft, Marburg 2010.

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