Sommersemester 2020 (080230)

Jun.-Prof. Dr. Christine Fertig
Hauptseminar (080230): Das Wissen (von) der Welt. Natur, Medizin und die Entstehung der Wissensgesellschaft (17.-19. Jahrhundert)
Mo, 12-14, Fürstenberghaus, F 072, Beginn: 06.04.2020

Die Erforschung der Welt war ein zentrales Motiv der frühneuzeitlichen Globalisierung. Neben Handelsinteressen und der Eroberung fremder Welten stand ein frühes wissenschaftliches Interesse, das Flora und Fauna erforschte, systematisierte und dem europäischen Wissensdiskurs zugänglich machte. Zahlreiche neue, exotische Heilmittel fanden Eingang in medizinische Diskurse und alltägliche Praktiken einer Heilkunst, deren therapeutische Fähigkeiten noch sehr beschränkt waren. Die Integration exotischer Substanzen und die Sammlung indigener Wissensbestände stellte die europäischen Heilkundigen vor die Herausforderung, eigenes mit fremdem Denken in Dialog bringen zu müssen. Die Entwicklung neuer Vorstellung von Krankheit und Gesundheit, aber auch die wachsende Bedeutung der Botanik für die Produktion von naturwissenschaftlichem Wissen werden im Fokus des Seminars stehen. Es nimmt die Entwicklung von heilkundlichem Wissen, die Perspektive der Patienten und Heilkundigen und die Medien und Verfahrensweisen der Wissensproduktion in den Blick.

Literaturhinweise:
Harold J. Cook, Matters of exchange. Commerce, medicine, and science in the Dutch Golden Age (New Haven 2007); Regina Dauser, Stefan Hächler, Franz Mauelshagen, and Martin Stuber: Wissen im Netz. Botanik und Pflanzentransfer in europäischen Korrespondenznetzen des 18. Jahrhunderts (Berlin 2008); Renate Dürr, Gisela Engel, und Johannes Süßmann (Hg.), Expansionen der Frühen Neuzeit (Frankfurt a.M. 2005); Robert Jütte: Krankheit und Gesundheit in der Frühen Neuzeit (Stuttgart 2013); Roy Porter: Die Kunst des Heilens. Eine medizinische Geschichte der Menschheit von der Antike bis heute (Heidelberg [u.a.] 2000); Londa Schiebinger und Claudia Swan (Hg.), Colonial Botany: Science, Commerce, and Politics in the Early Modern World (Philadelphia 2005); Anke Te Heesen und Emma Spary (Hg.), Sammeln als Wissen. Das Sammeln und seine Wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung (Göttingen 2001).

Diese Lehrveranstaltung im HISLSF.